„Fest und lange drücken“, steht auf der Klingel, gleich neben der Eingangstür zu dem mehrstöckigen Gebäude im hauptstädtischen Viertel Limpertsberg, in dem Mariette Braun lebt. Die 81-Jährige hört nicht mehr gut und wenn Besucher den Knopf nicht lange genug drücken, bekommt die Seniorin nicht mit, dass jemand da ist. Seit den 90er-Jahren hat sie mit den Schwierigkeiten beim Hören zu kämpfen, schon ihre Mutter kannte das Problem. Wer nun allerdings eine gebrechliche Frau hinter der Wohnungstür erwartet, wird eines Besseren belehrt, sobald Mariette Braun diese öffnet. Aufrecht steht sie da, eine zierliche Frau mit silbernen Locken, die Besucher mit einem breiten Lächeln empfängt.
Mariette Braun ist eine von 12.782 Menschen in Luxemburg (7.492 Frauen und 5.290 Männer), die zum ersten Januar 2021 in der Alterskategorie von 80 bis 84 Jahren verzeichnet wurden. Diese Zahlen von Statec basieren auf dem nationalen Register für natürliche Personen des „Centre des technologies de l’information de l’Etat (CTIE)“, das sich aus den Verzeichnissen der Gemeinden zusammensetzt. Zum 1. Januar 2021 wurden darin sogar 84 Menschen im Großherzogtum verzeichnet, die 100 Jahre oder älter waren – 71 Frauen und 13 Männer.
Auf all diese Personen soll der heutige Tag aufmerksam machen: der internationale Tag der älteren Menschen am 1. Oktober. Im Dezember 1990 beschlossen die Vereinten Nationen, diesen Tag Senioren wie Mariette Braun zu widmen, um auf die Herausforderungen aufmerksam zu machen, die eine höhere Lebenserwartung mit sich bringt, aber auch um die gesellschaftlichen Beiträge älterer Menschen zu würdigen.
Tatsächlich bezeichnet sich Mariette Braun selbst auch als „alt“. „Natürlich bin ich alt, klar. Ich bin nicht mehr die Jüngste und das Gegenteil von jung ist eben alt“, erklärt Mariette Braun sachlich bei gemeinsamem Kaffee und Kuchen mit ihrer 29-jährigen Enkelin Maraiki in ihrem Wohnzimmer der Wohnung in Luxemburg-Stadt. Seit ihrer Rückkehr aus Griechenland im Alter von 61 Jahren lebt Mariette Braun in Limpertsberg. Zuvor war die damals 46-jährige Luxemburgerin alleine in den Süden ausgewandert, eröffnete dort eine Pension und lernte ihren späteren Ehemann kennen, mit dem sie 2001 zurück nach Luxemburg kam und der 2006 nach längerer Krankheit verstarb.
Stets engagiert
Familiäre Gründe zogen die Mutter von zwei Kindern – eine Tochter und ein Sohn – damals ins Großherzogtum zurück, unter anderem wollte die Großmutter für ihre sechs Enkelkinder da sein. Unterstützung bei den Hausaufgaben gehörte da zum Alltag. „Manchmal war sie etwas streng, aber so lernt man dann“, erklärt Enkelin Maraiki Carter über ihrer Tasse Kaffee lachend. Die engen Beziehungen zu den Enkelkindern und manchmal auch zu deren Freunden haben die Oma über die Jahre hinweg jung gehalten. „Ich habe viel mit Jüngeren zu tun und pflege allgemein den Kontakt zu anderen. Deshalb fühle ich mich nicht wirklich alt“, sagt sie. Und nicht nur Familienmitglieder werden von der freundlichen Seniorin beim Lernen unterstützt, auch Flüchtlingen hilft sie heute noch bei der Verbesserung deren Sprachkenntnisse. „Oft sah ich hier in der Straße einen jungen Vater mit seinem Sohn vorbeigehen. Irgendwann fragte ich ihn, wer er ist: ein Flüchtling aus Makedonien. Wir kamen ins Gespräch.“ Jahrelang half Mariette Braun den Eltern und den drei Söhnen dabei, die verschiedenen Sprachen zu üben.
Mehr als 17 Jahre ist die erste Begegnung mit dem jungen Vater aus Makedonien her. Kontakt zu Flüchtlingen hat die 81-Jährige immer noch. So bringt sie gerne Leute zusammen, wie sie von sich selbst sagt. Immer wieder organisiert die Seniorin in ihrem gemütlichen Wohnzimmer mit den gelben Wänden monatliche Treffen, bei denen Flüchtlinge aus Afghanistan oder Syrien mit jungen Luxemburgern zusammenkommen. Mariette Braun kocht dann Spaghetti oder Sauerkraut, es wird gegessen und geplaudert. „Zehn bis zwölf Leute etwa sind dann zu Besuch. Wir fangen jetzt langsam auch wieder damit an. Mit Corona war das natürlich erst mal vorbei“, erzählt die aktive Seniorin, die sich in den 2000er Jahren auch in der Politik engagierte.
Unterstützung im Lockdown
Während der Pandemie war die 81-Jährige, die wegen ihres Alters zur Risikogruppe gehört, trotzdem nicht alleine. Im Lockdown kam Enkelin Maraiki mit einer Freundin vorbei, um sich mit einem Tisch und Stühlen vor die Haustür zu setzen. Die Oma prostete vom Fenster aus mit einem Gläschen Sekt zu. Auch in den angrenzenden Gärten habe man sich unter Nachbarn getroffen – jeder auf dem eigenen Grundstück und mit ausreichend Abstand, erzählt Mariette Braun. Viele ihrer Freunde im gleichen Alter hätten sich gegenseitig unterstützt und seien viel spazieren gegangen. Als sich die Lage wieder etwas beruhigt hatte, ging die Seniorin auch wieder selbst in den kleinen Laden um die Ecke einkaufen.
Problematisch war und ist auch weiterhin für sie, dass plötzlich alle einen Mundschutz tragen und die 81-Jährige ihre Mitmenschen dadurch schlechter hört. „Beim Sprechen schaue ich immer auf die Lippen meiner Gesprächspartner, um sie besser zu verstehen. Die Masken sind eine große Einschränkung für mich“, erklärt sie. Tatsächlich wandert ihr Blick während Gesprächen immer wieder zu den Lippen ihres Gegenübers. Die Seniorin hat gelernt, mit dem Hörverlust umzugehen: „Im Alter lernt man einfach, Dinge zu akzeptieren. Man hat keine Wahl.“ Ärgerlich findet sie allerdings manchmal, dass Menschen die Maske nicht für einen Moment kurz herunterziehen, wenn sie merken, dass die 81-Jährige sie nicht gut hören kann.
Per E-Mail erreichbar
Das Telefonieren fällt Mariette Braun mit ihren zwei Hörgeräten schwer: „Ich verstehe dann nicht alles. Obwohl ich technisch nicht sehr begabt bin, versende ich dann lieber E-Mails oder SMS.“ Die ältere Dame besitzt einen Computer, nutzt diesen aber fast nur für das Schreiben elektronischer Briefe. Ihr Handy hat Tasten, es ist kein Smartphone. Mit ihrer 78-jährigen Freundin Louise tauscht sich die Seniorin oft via SMS aus. Wenn sie allerdings mehr zu sagen hat, greift sie auf den guten, alten Brief zurück. „Louise hat keinen Computer. Vor ein paar Tagen wollte ich sie und andere Gäste zu mir einladen. Manche konnte ich per E-Mail einladen, Louise habe ich den Einladungstext einfach per Post geschickt“, erzählt Mariette Braun. Mit vielen Freunden und Verwandten hält sie per Brief Kontakt.
Auch ihre Bankgeschäfte erledigt sie per Post oder am Schalter vor Ort. Dahin kommt sie zu Fuß oder mit dem Bus. Auto fährt Mariette Braun nicht – hat sie noch nie gemacht. Da sie mitten in der Hauptstadt lebt und bei weiten Fahrten auf ihre Familie zählen kann, klappt das. Bei Senioren, die auf dem Land leben oder vielleicht weniger gut vernetzt sind, sieht das oft anders aus. Mariette Braun weiß die Unterstützung ihrer Familie zu schätzen: „Ich habe das große Glück, dass mein Sohn bei einer Bank arbeitet. Wenn es etwas Größeres zu erledigen gibt, macht er das für mich.“ Zum Thema Digitalität – das auch das Thema am diesjährigen Tag der älteren Menschen ist – sagt Mariette Braun aber auch: „Ich kenne ältere Personen als mich, die machen noch ganz viel im Internet. Na ja. Ich habe auch Google und diese ganzen Tricks, aber wenn ich etwas nicht weiß, greife ich dann doch lieber zum Lexikon.“
Viel Bewegung und Menschen begegnen – das gibt mir Energie
Mariette Braun fühlt sich wohl in ihrer Haut und ist zufrieden mit ihrem Leben. Sie findet, dass älteren Menschen – zumindest in ihrer Umgegend – genug geboten wird. Dabei denkt sie an Vereine für Senioren. Wenn sie Fragen hat, wendet sie sich an das Zentrum für Altersfragen in Hesperingen. „Man muss einfach selbst aktiv werden und etwas unternehmen. Viel Bewegung und Menschen begegnen – das gibt mir Energie“, sagt die 81-Jährige. Und das ist dann wohl ihre persönliche Glücksformel, um auch bei über 80 Jahren noch fit zu sein.
"Das Rezept für ein glückliches Alter ist eine gute Verdauung und ein schlechtes Gedächtnis" Ich weiss nicht, von dem dieses Zitat stammt, aber ich halte es für sehr zutreffend.
@Trotinette josy, richtig. "Wenn du einen Menschen glücklich machen willst,gib ihm kein Geld sondern nimm ihm einige seiner Wünsche." ( Epikur ) Wir indes wünschen uns soviel und so schnell,dass wir überhaupt nicht mitbekommen wenn ein Wunsch sich erfüllt.
Ein glückliches Leben heisst, dass man viel Glück im Leben hatte. Die meisten wären wohl zufrieden, wenn sie auf ein zufriedenes Leben zurückblicken könnten. Das Sprichwort wonach jeder seines Glückes Schmied ist, entspricht nicht der Realität. Ausserdem ist der materielle Wohlstand nicht unbedingt ein Zeichen für ein glückliches Leben. In der dritten Welt leben Tausende von Menschen in grosser Armut und strahlen mehr Freude aus, als die meisten Wohlstandsbürger in unseren Breiten.
In Esch werden alte ,über 87jährige vom dortigen Kunst -Turn-und Bürger Meister und seinem ebenso christlichen Schöffen und ex-Footballartisten fit gehalten , indem sie u.a. eigenhändig ihre für sie schweren Einkäufe nach Hause tragen dürfen , da ihre Strasse , nicht in einer Fussgängerzone gelegen für alle Autos , Taxis,Zubringer-und eigene Wagen ungesetzlich und absolut irr-und unsinnlich seit September 2019 von diesen Helden gesperrt wurde. Diese heldenartige Seniorenhilfe ist übrigens dem vom Premier , den Innen -und Gerechtigskeitsministrinnen sowie der Ombudsfrau wohl bekannt und unterstützt Darauf ein dreifaches“ Merci Alors “, FÜR EIN GLÜCKLICHES LEBEN.
Nichts geht über Statistik. Jeanne Calment,die bisher älteste Bürgerin seit der modernen Zeitmessung,starb mit 121 Jahren. Mit 100 hörte sie auf zu rauchen weil sie die Zigarettenspitze nicht mehr sehen konnte und sich regelmässig die Nasenspitze verbrannte.Aber ihren abendlichen Whisky trank sie bis zuletzt. Dafür regte sie sich niemals über etwas auf das sie sowieso nicht ändern konnte. Also.
Und über 84 stirbt man?
Wer die Politik die letzten Jahre erlebt hat, wer in der Öffentlichkeit dem Alter wegen angepöbelt, angeschnauft wird , wer nicht auf gleicher Wellenlänge wie unsere moderne , digitale , nachhaltige Gesellschaft surft ,wer als Rentner zum Nichtstuer abgestempelt , kapiert sehr schnell was es heißt zu den älteren Menschen zu gehören.