Editorial71 Millionen gute Gründe: Joe Biden muss den Worten nun Taten folgen lassen

Editorial / 71 Millionen gute Gründe: Joe Biden muss den Worten nun Taten folgen lassen
Voller Tatendrang: Neben einer Covid-19-Taskforce hat Joe Biden auch schon Anordnungen ausgearbeitet, die sofort in Kraft treten sollen Foto: AFP/Joe Raedle

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Donald Trump ist geschlagen. Nach nur einer Amtsperiode haben sich 75,6 Millionen Amerikaner für einen Wechsel im Weißen Haus entschieden. Ob dieser aber, wie geplant, am 20. Januar auch friedlich über die Bühne geht, hängt nicht nur vom scheidenden Präsidenten ab. Auch Joe Biden muss gewillt sein, den eigenen Worten Taten folgen zu lassen. Und versuchen, die 71 Millionen Amerikaner, die für Trump gestimmt haben, nicht gleich vor den Kopf zu stoßen.

Nie zuvor waren die Vereinigten Staaten so zersplittert, die Fronten so verhärtet. Auf den Straßen feiern die Menschen mit Biden-Schildern und Regenbogenfahnen, während vor den Wahlzentralen ein wütender Mob mit roten Kappen und halbautomatischen Waffen die Auszählung der Stimmen infrage stellt. Aufgewiegelt werden sie von Trumps Anwälten und Beratern, die der Gegenseite Wahlmanipulation unterstellen, ohne jedoch Beweise vorlegen zu können.

Das müssen sie auch nicht: Aus den dunkelsten Ecken des Internets tauchen fragwürdige Listen mit Namen von Verstorbenen auf, die für Biden gestimmt haben sollen. Dubiose Videos von angeblichen Wahlzetteln, die in öffentlichen Müllcontainern neben den Wahlzentralen entsorgt wurden. Oder Artikel auf einschlägig bekannten Propaganda-Seiten, die gezielt das Schüren von Medienverdrossenheit als journalistisches Programm verkaufen. Systematisch wird das Netz mit vermeintlichen Beweisen geflutet, die Zweifel säen und die Angst vor Biden und seinen Demokraten noch zusätzlich befeuern sollen.

Letztere täten gut daran, diese Ängste nicht zu ignorieren. Auch wenn sie auf fragwürdigen Argumenten gründen. Schließlich handelt es sich bei der Anhängerschaft des Präsidenten nicht um eine Minderheit, sondern um zutiefst engagierte Patrioten, die Freiheit und Rechte gefährdet sehen und wohl nicht davor zurückschrecken, ihre Werte, wenn nötig, mit Gewalt zu verteidigen. Die Argumente, auf denen diese Ängste gründen, mögen noch so abwegig sein – viele Amerikaner nehmen sie für bare Münze.

Angesichts der Machtverhältnisse im US-Kongress ist Biden auf das Wohlwollen der Republikaner angewiesen. Auch steht der angehende Präsident immer noch für die Rückkehr in ein Amerika, das den Aufstieg von Trump erst möglich gemacht hat. Für ein politisches und wirtschaftliches Establishment, das nur den Profit vor Augen hat und die gewöhnlichen Bürger vernachlässigt.

Kurz nach dem Wahlsieg gibt sich Joe Biden präsidial und empathisch: Alle Amerikaner sollen ihm vertrauen, nicht nur diejenigen, die für ihn gestimmt haben. Er wolle kein Präsident sein, der spaltet, sondern einer, der eint. Fast gleichzeitig aber kündigt er erste Verordnungen an, während seine Berater Trump-Dekrete auflisten, die noch am Tag der Amtseinführung wieder rückgängig gemacht werden sollen. Medien berichten indessen von Taskforces, die Bidens Machtübernahme seit Wochen schon vorbereiten. Rücksicht sieht anders aus.

Zugegeben, die Zeit drängt. Und Vorbereitung ist der Schlüssel zum Erfolg. Dennoch wäre etwas Zurückhaltung angebracht, indem man diese Arbeiten zunächst noch nicht an die große Glocke hängt. Bei CNN plädierte der republikanische Ex-Senator Rick Santorum für etwas Geduld. Die Demokraten müssten Trump und den Republikanern Zeit und Raum lassen, die Niederlage verarbeiten zu können. Biden hat 71 Millionen gute Gründe, sich diesen Ratschlag auch zu Herzen zu nehmen.

HTK
10. November 2020 - 8.09

Wer die existierende Litteratur über Trump ( nicht VON Trump ) gelesen hat ist verwundert,dass es noch 71 Millionen Amerikaner gibt die für diesen Stümper gestimmt haben. Aber es gibt ja noch viel mehr die an Engel und Teufel glauben. Egal.Die Welt atmet erstmal auf denn man rettet sie nicht indem man Mauern baut und Menschen mit anderer Hautfarbe als Untermenschen betrachtet.Das hatten wir schon einmal. In Sandweiler liegen tausende Jungs denen wir unsere Freiheit verdanken und das sind sicher keine "Suckers" wie der GröPaz sie liebevoll bezeichnet. In dem Sinne: " Gut datt e fott iss.Ett woar ene fiese Möpp."