Prozess68 Jahre Haft für bewaffneten Raub mit Geiselnahme

Prozess / 68 Jahre Haft für bewaffneten Raub mit Geiselnahme
Das Urteil wird am 8. Januar gesprochen Foto: Alain Rischard/Editpress

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Seit zwei Wochen müssen sich Amri A. und Redda B. sowie deren zwei mutmaßliche Komplizen Mohamed F. und Daniel V. vor der Kriminalkammer verantworten. Ihnen wird Geiselnahme und bewaffneter Raubüberfall mit Gewaltanwendung vorgeworfen.

Von unserem Korrespondenten Carlo Kass

Zum Tatgeschehen: Im Dezember 2012 sollen die Hauptangeklagten einen Sammleruhren-Händler in dessen Wohnung überfallen und ihn unter Androhung von Waffengewalt um 140.000 Euro sowie zwei Luxusautos erleichtert haben. Das jedoch schien den Beschuldigten nicht zu reichen: So sollen sie das Opfer danach dazu gezwungen haben, in den Büros einer Treuhandgesellschaft in Mühlenbach ein Treffen mit anderen bekannten Uhrenhändlern zu organisieren – um diese anschließend ebenfalls auszurauben.

Als Vorwand für besagtes Treffen soll sich Redda B. für einen Bodyguard eines kuwaitischen Prinzen ausgegeben haben, der Luxusuhren für Millionenbeträge kaufen wollte. Als es zum Treffen kam, sollen die Angeklagten auch diese Uhrenhändler bedroht und als Geisel genommen haben. Mit einem der Opfer sollen sie danach geflohen sein. Die Geisel wurde am 14. Dezember 2012 in Paris freigelassen.

Redda B. gab zu, die Tat so bereits im Vorfeld geplant zu haben. Amri R. bestätigte diese Aussage. Auch Daniel V. gestand, am Raub beteiligt gewesen zu sein. Lediglich Mohamed F. versuchte, sich mit einer Geschichte herauszureden.

Insgesamt 68 Jahre Haft gefordert

Gestern trug die Anklagevertreterin Martine Wodelet den Strafantrag der öffentlichen Anklage vor. Sie gab diesem den eindrucksvollen Titel „Geschichte der Gier“ – wobei nicht nur die Beschuldigten, sondern auch einige Opfer von Gier getrieben worden seien. „Geld allein macht nicht glücklich – und ein Verbrechen zahlt sich glücklicherweise immer noch nicht aus“, so ein Bonmot von Wodelet.

Besonders habe es das erste Opfer getroffen, das in seiner Wohnung überfallen, beraubt und eine ganze Nacht über als Geisel gefesselt worden war. Dieses trug damals schwere Verletzungen davon. Ob nun echte Waffen benutzt wurden oder nicht, spiele bei dieser Tat übrigens überhaupt keine Rolle. Auch wies Wodelet noch einmal darauf hin, dass die anderen Opfer ebenfalls von Redda B. und Amri A. festgehalten und beraubt worden seien.

Die Anklagevertreterin ging danach darauf ein, dass solche Vorfälle posttraumatische Leiden bei den Opfern hervorrufen können – etwas, das sehr oft außen vor gelassen werde. So sagte einer der Uhrenhändler aus: „Ich habe am Tag des Überfalls mein Leben verloren.“

Die Hauptangeklagten sollen Daniel V. mehrere erbeutete Schmuckstücke gegeben haben, um diese in einem Pariser Luxushotel zu Geld zu machen. Der Gesamtwert der gestohlenen Gegenstände soll sich auf rund 1,5 Millionen Euro belaufen. Und auch Mohamed F. sei nicht unschuldig – so habe er von der Beute gewusst und auch selbst von der Tat profitiert, so Wodelet weiter. Sie warf den beiden Mitangeklagten Hehlerei und Geldwäsche vor.

Für den Hauptangeklagten Redda B., der laut der Anklagevertreterin zudem Anführer einer kriminellen Organisation sein soll, forderte Wodelet 24 Jahre, für Amri A. 20 Jahre sowie für Daniel V. und Mohamed F. jeweils 12 Jahre Haft.