/ Paris-Attentäter Salah Abdeslam in Belgien vor Gericht

Foto: dpa
Es ist der Morgen nach den grauenhaften Terroranschlägen von Paris im November 2015, die 130 Menschen in den Tod gerissen und ganz Frankreich in Schock versetzt haben. Bei Cambrai kurz vor der belgischen Grenze stoppen Gendarmen ein Auto mit drei Männern. Die Kontrolle zieht sich, ergibt dann aber doch nichts Konkretes. Der Wagen darf weiterfahren. So entkommt der wohl einzige Überlebende der Pariser Selbstmordkommandos: Salah Abdeslam.
Ab Montag steht der inzwischen 28 Jahre alte Franzose vor der 90. Strafkammer des Brüsseler Strafgerichts. Noch geht es nicht um die Pariser Terrorwelle 2015 oder die Brüsseler Anschläge 2016, in die er ebenfalls verwickelt sein soll. Angeklagt sind Abdeslam und sein mutmaßlicher Komplize Soufien Ayari wegen Mordversuchs an mehreren Polizisten kurz vor ihrer Festnahme in Brüssel im März 2016.
Sprengstoffgürtel weggeworfen
Monatelang gilt der im Brüsseler Viertel Molenbeek aufgewachsene Dschihadist damals als meistgesuchter Mann Europas. Immer mehr Details kommen in dieser Zeit über den Flüchtigen ans Licht. Dass sein Bruder Brahim einer der sieben Selbstmordattentäter von Paris war; dass Salah Abdeslam selbst laut Ermittlern am Tattag einen Sprengstoffgürtel hatte, aber im Pariser Vorort Montrouge wegwarf und floh; dass er vor den Anschlägen durch halb Europa gereist ist, unter anderem nach Österreich und Deutschland. Nur von dem Mann selbst fehlt lange jede Spur. Bis zum 15. März 2016.
Damals bereiten Polizisten eine Razzia in der Rue du Dries im Brüsseler Viertel Forest vor. Als sie sich einem Wohnhaus nähern, werden sie von dort beschossen. Drei Beamte werden verletzt, ein Mann in der Wohnung von Sicherheitskräften erschossen, der algerische Dschihadist Mohamed Belkaid. Zwei weitere Verdächtige fliehen. Es sind, zumindest nach Überzeugung der Ermittler: Abdeslam und Ayari, ein heute 24-jähriger Tunesier, der 2015 im Flüchtlingsstrom über die Türkei und Griechenland nach Europa gekommen sein soll.
Drei Tage nach der Schießerei in Forest gehen die beiden mutmaßlichen Terroristen der belgischen Polizei in Molenbeek ins Netz. Die Erleichterung ist gewaltig. Doch sie währt nur kurz. Weitere vier Tage später, am 22. März 2016, sprengen sich in der Brüsseler U-Bahn und am Flughafen drei weitere Islamisten in die Luft und töten 32 Menschen. Plötzlich scheinen den Ermittlern die Zusammenhänge klar: Hinter den Anschlägen von Paris und Brüssel steckt nach Einschätzung der Fahnder dieselbe Terrorzelle. Und als eine der Schlüsselfiguren gilt: Salah Abdeslam.
Bis heute schweigt er
Der Brüsseler Prozess um die Schüsse von Forest, der zunächst bis kommenden Freitag terminiert ist, könnte ihm entsprechend der angeklagten Taten bereits bis zu 40 Jahre Haft eintragen. Doch dieses Verfahren ist nur das Vorspiel. Davon erhoffen sich die belgische und französische Justiz und der Terroropferverband V-Europe erste Anhaltspunkte, ob Abdeslam irgendwie zur Aufklärung der monströsen Terrorwellen von Paris und Brüssel beitragen könnte, zu denen nach wie vor ermittelt wird. Seine genaue Rolle dabei wirft bis heute Fragen auf. Nach seiner Festnahme in Belgien hat Abdeslam zunächst ausgesagt, später aber einen Rückzieher gemacht. Seitdem schweigt er über die Taten, bis heute.
Seit seiner Auslieferung an Frankreich sitzt der Franzose in Fleury-Mérogis im Pariser Umland in Untersuchungshaft. Für die Zeit des Prozesses soll er nach Vendin-le-Vieil in Nordfrankreich verlegt werden – rund 140 Straßenkilometer vom Brüsseler Justizpalast entfernt, der ab Montag weiträumig abgeriegelt und schwer gesichert werden soll. Wie Abdeslam zur Verhandlung gebracht wird, ist nicht bekannt.
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