Booster-Impfungen57.000 Einladungen sollen am Mittwoch in Luxemburgs Briefkästen liegen – aber warum erst jetzt?

Booster-Impfungen / 57.000 Einladungen sollen am Mittwoch in Luxemburgs Briefkästen liegen – aber warum erst jetzt?
In Luxemburg warten noch zahlreiche Menschen auf ihre Einladung zur Booster-Impfung Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Am Mittwoch sollen 57.000 Einladungen in Luxemburgs Briefkästen liegen – doch die Nicht-Erwähnung einer Biontech-Lieferung macht stutzig.

Es ist eine paradoxe Situation. Während die Regierung den noch nicht Geimpften hinterherrennt mit einer Impfwoche, warten zweimal Geimpfte auf ihre Einladung für den „Booster“. Unter Letztgenannten herrscht vielfach Unverständnis für diese Situation. Nicht jeder hat Lust, sich in eine der Warteschlangen in den Pop-up-Impfzentren zum Beispiel in einem Einkaufszentrum anzustellen. Und nicht jeder Hausarzt impft auch gegen Corona.

Die Regierung will nun im Laufe dieser Woche 57.000 Einladungen zur Booster-Impfung verschicken, wie Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) gegenüber dem Tageblatt sagt. Von der Pressestelle des Ministeriums heißt es, am Mittwoch würden die Einladungen im Briefkasten liegen. Wann die Impftermine stattfinden werden, ist nicht klar. Reporter.lu schreibt von einer voraussichtlichen Wartezeit für einen Booster-Termin von sieben bis acht Werktagen, nachdem die Einladung im Briefkasten eingetroffen ist. Wenn dem so ist, werden die ersten Booster-Impftermine für die jetzt noch Wartenden am Freitag kommender Woche sein.

Viel Verwunderung

Dass bei den Einladungen offenbar nicht alles so gelaufen ist, wie es sollte, darauf deuten Aussagen von Betroffenen gegenüber dem Tageblatt hin. In einer Familie hatte demnach am Montag die 91-jährige Großmutter noch keine Einladung für den Booster erhalten, während die Mutter bereits dreimal geimpft ist, Vater und Tochter aber ebenfalls noch auf eine Einladung warteten. Alle Betroffenen sind seit mehr als sechs Monaten zweimal geimpft.

Ähnliche Aussagen wurden uns aus anderen Familien zugetragen. Eine Logik ist auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Ebenso wenig, wie es ausschließlich mit der von sechs auf vier Monate verkürzten Wartezeit bis zum Booster bei einer vorigen Doppelimpfung mit AstraZeneca zu tun haben dürfte. Diese Verkürzung hatten Premier Xavier Bettel (DP) und Paulette Lenert am vorvergangenen Montag bei ihrer Pressekonferenz angekündigt. Jedoch warten auch zahlreiche Menschen auf eine Einladung, deren Zweitimpfung, unabhängig vom Wirkstoff, bereits mehr als sechs Monate zurückliegt. Unter jenen Betroffenen scheint die Enttäuschung besonders groß zu sein. Viele geben an, sich immer an alle Vorgaben der Regierung gehalten zu haben, und verstehen nicht, wieso sie jetzt über den angekündigten Zeitrahmen hinaus warten müssen.

Neben dem von der Regierung offensichtlich unterschätzten Willen zur Drittimpfung bei sehr vielen Menschen könnte ein sich leerender Vorrat an Impfstoffen ein weiterer Grund für die Verzögerung sein. Dem Gesundheitsministerium zufolge hat Luxemburg zurzeit 9.960 Dosen des Impfstoffherstellers Janssen auf Lager, 46.350 von Pfizer und 49.190 von Moderna. Diese Dosen könnten aber nicht sofort verimpft werden, sondern müssten in Anbetracht jener Anzahl von Menschen eingesetzt werden, die sich theoretisch impfen lassen wollen.

Sowohl Xavier Bettel wie Paulette Lenert versicherten Ende vergangener Woche, dass dieser Vorrat ausreicht. Die Gesundheitsministerin sagte am Freitag gegenüber RTL „für die nächsten Wochen“. Beide kündigten ebenfalls eine weitere Lieferung des Biontech-Impfstoffes an. Bettel twitterte am vergangenen Freitag, Luxemburg bekomme „nächste Woche voraussichtlich eine größere Lieferung Covid19-Impfstoffe“. Bereits zu Beginn der Pandemie wartete Luxemburg wie die meisten anderen Staaten sehnsüchtig auf ankommende Lieferungen aus dem Ausland. Damals ging es um Masken, Schutz- und medizinisches Material. Ein Warten auf Impfstoffe wäre nach bald zwei Jahren Pandemie nur mehr schwer vermittelbar.

Wenig Lieferungen

Zwischen der Kalenderwoche 40 und der Kalenderwoche 48, also vom 4. Oktober bis zum vergangenen Freitag, dem 3. Dezember, hat Luxemburg überhaupt keine Impfstoffe von Biontech/Pfizer erhalten (in der Kalenderwoche 39 waren es laut Gesundheitsministerium 24.570 Dosen). In diesem Zeitrahmen wurden zudem rund 21.500 Dosen von Moderna nach Luxemburg geliefert, wie aus dem wöchentlichen Corona-Überblick des Gesundheitsministeriums hervorgeht. Österreich hat im selben Zeitraum der ECDC zufolge rund sieben Millionen Impfstoff-Dosen erhalten, Portugal fünf Millionen, Belgien zwei Millionen, Irland eine Million, Spanien 13 Millionen, Zypern 110.000 Dosen. Die Beispiele sind zufällig gewählt, aber alle diese Länder haben auch im Verhältnis zur Einwohnerzahl bedeutend mehr Lieferungen erhalten als Luxemburg.

Im wöchentlichen Bericht der „Santé“ war für vergangene Woche eine Biontech/Pfizer-Lieferung über 42.120 Doppel-Dosen, um eine Person zweimal impfen zu können, vermerkt. Die europäische Seuchenschutzbehörde ECDC führt diese Lieferung in der Länder-Registerkarte Luxemburg für die besagte Kalenderwoche 48 nicht auf. Das habe damit zu tun, dass diese Daten erst im Lauf der Woche aus Luxemburg bei der EU-Behörde gemeldet werden, hieß es am Dienstagabend vom Gesundheitsministerium auf Tageblatt-Anfrage hin. Die 42.120 Biontech-Dosen seien am 1. Dezember eingetroffen („Jour de livraison confirmé“). Am Mittwoch würden diese auch in der ECDC-Statistik auftauchen.

Ende vergangener Woche kündigten Xavier Bettel und Paulette Lenert wie beschrieben eine bald eintreffende Lieferung an. Die Biontech-Dosen, die zwei Tage zuvor eingetroffen sein sollen, ließen beide unerwähnt – dabei war es die für Luxemburg bislang umfangreichste Biontech-Lieferung. Am zweitmeisten Biontech-Vakzine wurden laut Daten des Gesundheitsministeriums in der Woche vom vergangenen 28. Juni geliefert. Damals waren es 20.475 Dosen.