20 Jahre „Help“: Luxemburgs Pfleger mit Weitsicht

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20 Jahre Help – Jubiläen dieser Art sind ein guter Anlass, erneut an das Angebot des zweitgrößten Hilfsdienstes des Landes zu erinnern. Als er vor 20 Jahren gegründet wurde, gab es vieles nicht, was heute selbstverständlich – wenn nicht sogar unverzichtbar – ist. Der Bedarf an Hilfs- und Pflegeangeboten ist unverzichtbar geworden und er wird steigen.

Wie schnell sich die Welt dreht, macht ein Rückblick auf das Gründungsjahr von Help klar. 1998 kam Windows 98 auf den Markt, Google wurde gegründet, Tony Blair war gerade mal ein Jahr Premierminister in Großbritannien, ein „Brexit“ undenkbar und Gerhard Schröder kam in Deutschland an die Macht. Denen, die damals „Help“ ins Leben riefen, kann getrost Weitblick nachgesagt werden – zumal die Pflegeversicherung vor der Tür stand. Mit 30 Mitarbeitern ging es damals los, heute sind es 1.100 Mitarbeiter im Dienst am Menschen. Und immer noch gilt „wir alle sind mit Herz und Seele dabei“, wie es der heutige Präsident Paul Bach formuliert. Auch das Help-Motto „All Dag ass e gudden Dag“ samt neuem Logo ist seit der Gründung unverändert aktuell.

Hilferufe kommen oft sehr spät

In Gesellschaften, in denen die Menschen immer älter werden, sind Sozialdienste wie Help unverzichtbar. Das gilt besonders für Gesellschaften, in denen die Pflege von Angehörigen zuallererst als Familienpflicht begriffen wird. „Es gibt immer wieder Familienmitglieder, die sich erst bei uns melden, wenn sie mit der Situation überfordert sind und nicht mehr weiter wissen“, sagt Michel Simonis, Mitglied des Vorstands von Help und Kassenwart. Hinzu kommt: Am anderen Ende der Telefonleitung ist völlige Erschöpfung das vorherrschende Gefühl.

Dabei kann die Hilfe dank Pflegeversicherung schon viel früher in Anspruch genommen werden. „Die luxemburgische Pflegeversicherung ist im Vergleich zu anderen Ländern gut aufgestellt und sehr großzügig“, heißt das Fazit von Simonis – auch wenn in puncto Prävention noch Spielraum ist. „Help 24“ beispielsweise, das Alarmsystem per Knopfdruck im Falle eines Sturzes oder anderer Zwischenfälle, muss nach wie vor aus eigener Tasche finanziert werden.

Angebote je nach Bedarf

Michel Simonis, Mitglied des Vorstandes von Help.

In allen Fällen, wo irreversible Gebrechen, also dauerhafte körperlich-geistige Schwächen vorliegen, greift die Versicherung und finanziert Hilfestellungen, wie sie Help anbietet. Sich nicht mehr fortbewegen können, nicht mehr einkaufen und Essen zubereiten können und mangelnde Körperhygiene, weil man sich nicht mehr alleine anziehen oder sich waschen kann, sind Indikationen für den Anspruch auf Hilfe. „Dann kommen aber noch andere Angebote je nach Bedarf hinzu“, sagt Simonis.

Help greift nach einem Anruf von Betroffenen mit seinem Netzwerk ein – auch wenn noch kein Antrag bei der Pflegeversicherung gestellt wurde. „Wir schätzen den Bedarf und leiten alles andere sofort ein“, sagt Simonis. Dabei gilt unverändert „ambulant vor stationär“. Betroffene sollen so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden, wo sie sich am wohlsten fühlen, bleiben können.

Die Informationskurse für die „aidants informels“, die pflegenden Angehörigen, die mit der Reform der Pflegeversicherung eingeführt wurden, begrüßt Simonis. „Das hilft bei der Orientierung, was sie brauchen und was ihnen zusteht“, sagt er. Help ist, angefangen mit den Anreizen für mobile, ältere Menschen im Club Senior bis zur Pflege Schwerstkranker mit seinem Netzwerk gut aufgestellt. Sagt der Tresorier, der nicht müde wird, auf den Help-eigenen Sozialfonds zu verweisen. „Darüber können wir auch Fälle auffangen, die sich bestimmte Angebote nicht leisten können.“ Im Vergleich zu Deutschland hört sich das traumhaft an.

Stichwort: HELP

12.557 Klienten hat der Pflegedienst im Jahr 2017 nach eigenen Angaben mit seinen Angeboten bedient. Dazu zählen „Aides et soins à domicile“, Clubs Senior, betreutes Wohnen, „Système d’appel et d’assistance Help24“, Freizeitangebote, Tagespflegeeinrichtungen. Help hat 21 Niederlassungen im Land, acht Tagespflegeeinrichtungen, zwei Einrichtungen für betreutes Wohnen und sechs Clubs Senior. Der Pflegedienst wurde 1998 gegründet, ein Jahr später wurde die Pflegeversicherung eingeführt.