Reisefieber12.500 Kilometer im Oldtimer durch Europa

Reisefieber / 12.500 Kilometer im Oldtimer durch Europa
Das Ehepaar Weinberg mit seinem Peugeot 201, den es „La charmante“ taufte Foto: Editpress/Tania Feller

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Reisen ist seine Leidenschaft. Am Montag brach der 75-jährige Steven Weinberg aus Senningen zusammen mit seiner Frau Marie-Xavier zu einer 12.500 Kilometer langen Reise entlang von fünf Flüssen Europas auf. Das Besondere daran: Sie fahren in einem Peugeot 201, Baujahr 1930.

„Eine Anekdote, wollen Sie?“ – Steven Weinberg lässt sich nicht lange bitten. „Im Juli 2007 musste ich im russischen Samara mit meinem Wagen in die Werkstatt. Dessen Besitzer war begeistert von meinem Renault 4CV aus dem Jahre 1959. Als ich die Rechnung sah, dachte ich, es sei ein Irrtum. Sie belief sich auf 1.000 Rubel, umgerechnet um die 30 Euro. Ich wies den Besitzer darauf hin, doch der meinte: ‘Ich habe die Aufkleber Ihrer Sponsoren gesehen. Betrachten Sie mich als einen Sponsor.’“ Da er noch nicht wusste, wo er übernachten sollte, lud ihn der Werkstattbesitzer in seine Datscha außerhalb der Stadt ein, wo sie sich in der „Bania“ (Sauna) und später im Wasserbecken über Gott und die Welt unterhielten.

„Können Sie sich so was in Luxemburg vorstellen?“, fragt Weinberg. „Erstens wird die Rechnung wesentlich teurer sein und zweitens werden Sie kaum vom Besitzer nach Hause eingeladen.“ Der Halt in Samara war Teil einer 16.000 Kilometer langen Reise von Paris bis zur Wüste Gobi in der Mongolei im Jahre 2007. Eigentlich sollte es Paris-Peking, die legendäre Rallye von 1907, in entgegengesetzter Richtung werden, doch die Chinesen verweigerten die Einreise.

Bis zur Donau

Am Montag brachen er und seine Frau Marie-Xavier an Bord eines Peugeot 201, Baujahr 1930 (seinen  Renault hat Weinberg verkauft), zu einer Reise entlang von fünf Flüssen Europas auf. Der erste Teil der Reise entlang Rhein, Rhone und Loire soll sechs Wochen dauern. Nach zwei Wochen Rast und eventuellen Reparaturen in Luxemburg geht es im Juli an die Elbe und die Donau. Seine Frau Marie-Xavier, die ihn auf den meisten seiner Reisen begleitet, sagt, sie tue das nur wegen ihres Mannes. Auch sie liebe das Reisen, doch „so würde ich nicht reisen“.

„Der Vorteil, mit einem alten Auto zu reisen, ist jedoch, dass man stets nett empfangen wird, die Leute sind immer begeistert“, erzählt er. „Zudem liebe ich den Austausch mit den Menschen, ich interessiere mich für sie.“ Die zahlreichen Fotos seiner Reisen, die er in mehreren Büchern veröffentlicht hat, zeigen dieses Interesse.

Geboren wurde Steven Weinberg 1946 in Laren, Nord-Holland. Die Wanderlust habe ihn das erste Mal im Alter von zwei Jahren gepackt, erzählt er. „Ich machte mich auf, um die Umgebung zu entdecken. Man fand mich einen Kilometer von unserem Haus entfernt wieder.“ Als er 13 war, zogen seine Eltern nach Südfrankreich. Mit 15 fuhr er mit seinem Moped zu seinem Bruder in die Niederlande, der dort studierte. „1.500 km en trois jours, les fesses en feu et le sentiment que le monde m’appartenait“, schreibt er auf seinem Blog.

Er studierte später Meeresbiologie und unternahm Forschungsreisen rund um die Welt. 1982 nahm er eine Stelle als Biologielehrer an der Europaschule in Luxemburg an. 28 Jahre, bis zur Rente, ist er schließlich als Lehrer in Luxemburg geblieben. Wohnen tun er und seine Frau in Senningen.

Zwischen 2004 und 2007 unternahm er mehrere Reisen in seiner 4CV entlang des Nullmeridians. 2008 stellte er rund 100 Fotografien dieser Reise in Neumünster aus.

Sein großes Rennen rund um die Welt

Sein bisher größtes Abenteuer war eine Reise rund um die Welt, ebenfalls auf den Spuren eines legendären Rennens. Nach dem Publikumserfolg von Peking-Paris organisierten die Zeitungen Le Matin und New York Times 1908 das Rennen New York – Paris. Weinberg fuhr die Strecke 2010 nach: 33.500 Kilometern mit seiner 4CV in sieben Monaten durch die USA, Japan und Russland. In Sibirien war damals übrigens Winter, erzählt er. Es herrschten dort Temperaturen bis zu minus 40 Grad. „Wie kann man bei den Temperaturen morgens den Motor starten?“, wollte ich wissen. „Überhaupt nicht“, sagt er lachend, „man macht ihn am besten gar nicht aus.“

„Warum machen Sie diese Reisen?“ – Er überlegt kurz und sagt: „Warum klettert ein Bergsteiger auf Berge? Weil sie da sind. Ich liebe die Herausforderung.“

Und das heute offensichtlich noch genau so wie früher, als er z.B. als 17-Jähriger mir einem Freund von Monaco per Motorroller nach Athen fuhr. Sein Transportmittel war damals übrigens eine Vespa.

Mehr über die Reisen von Steven Weinberg und über seine Reisebücher finden Sie unter www.weinberg.lu

HTK
5. Mai 2022 - 21.31

Ich überlege mir ob ich auf E-Auto umsteigen soll.Nicht aus Leidenschaft,sondern um Welt zu retten.Und dann karren solche Exoten mit dampfenden Oldtimern durch die Gegend und machen meinen Traum zunichte.