Die von dem israelischen Spyware-Unternehmen NSO entwickelte Software „Pegasus“ soll kürzlich freigegebenen Gerichtsdokumenten zufolge im Jahr 2019 insgesamt 1.223 Mobiltelefone in 51 Ländern anvisiert haben. Zu den Angeklagten gehört Q Cyber Technologies Sàrl – eines von insgesamt neun in Luxemburg ansässigen Unternehmen der NSO-Gruppe.
Pegasus ist in der Lage, Mobiltelefone in Echtzeit auszuspähen, und kann sich auf diese Weise unbemerkt Zugang zu sämtlichen Daten verschaffen. Facebook (jetzt Meta) hatte 2019 in den USA Klage gegen die NSO-Gruppe eingereicht, weil diese versucht haben soll, sich über eine später geschlossene Sicherheitslücke bei WhatsApp Zugriff auf Hunderte Smartphones zu verschaffen. Unter den Zielpersonen sollen Journalisten, Anwälte, Dissidenten, Menschenrechtler, Diplomaten und Regierungsbeamte gewesen sein. NSO betonte in der Vergangenheit, Pegasus werde „ausschließlich an Strafverfolgungsbehörden und Geheimdienste von geprüften Regierungen verkauft, mit dem alleinigen Ziel, durch Verhinderung von Verbrechen und Terrorakten Menschenleben zu retten“.
Luxemburg auf der Liste nicht aufgeführt
Die Gerichtsunterlagen zeigen, wie weitreichend Pegasus eingesetzt wurde. Die meisten Fälle wurden in Mexiko registriert (456). Darauf folgen Indien (100) und Bahrain (82). Marokko belegt mit 69 Angriffen den vierten Platz, gefolgt von Pakistan (58), Indonesien (54) und Israel (51).
Auch Europa ist von den Angriffen betroffen: In Spanien wurden mit insgesamt 21 die meisten Fälle registriert. Danach folgen die Niederlande mit elf und Ungarn mit acht Fällen. In Frankreich kam es jeweils zu sieben Angriffen, während es in Belgien und Finnland vier waren. In der Schweiz wurden drei Angriffe registriert, in Deutschland und dem Vereinigten Königreich zwei. Darüber berichtete die Luxembourg Times am Freitag.
In den USA gab es einen registrierten Fall. Luxemburg kommt auf der Liste nicht vor.
Amnesty: Undurchsichtiges Überwachungsnetzwerk
Einem Bericht von Amnesty International aus dem Jahr 2024 zufolge scheint Luxemburg im Zusammenhang mit den Aktivitäten der NSO-Gruppe eine wichtige Rolle zu spielen. Das Sicherheitslabor der Organisation konnte Beweise „für den Verkauf und den Einsatz hoch invasiver Spyware und anderer Überwachungstechnologien an Unternehmen und staatliche Stellen in Indonesien zwischen 2017 und 2023“ feststellen. Ein „undurchsichtiges Ökosystem von Überwachungsanbietern, -maklern und -händlern mit komplexen Eigentumsstrukturen“ mache dies möglich. Unter den identifizierten Anbietern befände sich unter anderem das in Luxemburg ansässige Unternehmen Q Cyber Technologies Sàrl.
Auch innerhalb des Großherzogtums fiel NSO bereits in der Vergangenheit auf. Im Juli 2021 schickte der damalige Außenminister Jean Asselborn einen Brief an die Direktoren der mit der NSO-Gruppe verbundenen Unternehmen, „um sie daran zu erinnern, dass Luxemburg alle Exportkontrollverpflichtungen strikt anwendet und nicht duldet, dass die Aktivitäten dieser Unternehmen von Luxemburg aus zu Menschenrechtsverletzungen in Drittländern beitragen“. Dies, nachdem NSO vorgeworfen wurde, mit Pegasus autoritären Regierungen die Ausspähung von Journalisten und Dissidenten ermöglicht zu haben.
Millionenumsätze mit Spähsoftware
Nach Angaben der Luxembourg Times erwirtschaftete NSO 2019 einen Umsatz von etwa 31 Millionen US-Dollar (27 Millionen Euro). Regierungskunden sollen jährlich bis zu 6,8 Millionen US-Dollar (5,9 Millionen Euro) für Pegasus-Lizenzen ausgegeben haben. Im Jahr 2023 habe das Unternehmen Einnahmen in Höhe von 86 Millionen US-Dollar (75 Millionen Euro) und einen Gewinn von 10,1 Millionen US-Dollar (8,8 Millionen Euro) gemacht.
De Maart
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