Urlaubstipps (2)Gefährliche Situationen im Badeurlaub sind vermeidbar

Urlaubstipps (2) / Gefährliche Situationen im Badeurlaub sind vermeidbar
An 82 Standorten entlang der belgischen Küste bewachen die ausgebildeten Rettungsschwimmer in den Monaten Juli und August definierte Abschnitte zum Schwimmen und Surfen Foto: Michiel Hendrychx

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Natürlich darf die Badehose nicht fehlen, wenn man dieser Tage versucht, etwas Abkühlung in der belgischen Nordsee zu finden. Auch wenn das Meer an der belgischen Küste harmlos erscheint, lauern an manchen Orten tödliche Gefahren. Die Zahl von rund 400 Rettungseinsätzen jährlich spricht für sich.

Vor wenigen Wochen kamen zwei Schwimmer zwischen Blankenberge und Zeebrugge an einem unbewachten Strandabschnitt ums Leben. Das Drama war vermeidbar. An Beun vom „Intercommunale Kustreddingsdienst West-Vlaanderen“, kurz IKWV, gibt unseren Lesern wichtige Informationen mit auf den Weg.

Schwimmverbot beachten

An 82 Standorten entlang der belgischen Küsten bewachen die ausgebildeten Rettungsschwimmer in den Monaten Juli und August jeweils von 10.30 bis 18.30 Uhr definierte Abschnitte zum Schwimmen und Surfen. Nur an diesen Stellen und nur während der Anwesenheit der Rettungsmannschaften ist das Baden und Surfen erlaubt, so An Beun. Dies wird eindeutig mit einer entsprechenden Signalisierung angezeigt.

In den beaufsichtigten Bereichen stellen die Rettungsschwimmer farbige Signalflaggen auf. Diese dienen nicht der Stranddekoration, sondern sind überlebenswichtige Kommunikationsmittel. Ähnlich wie im Straßenverkehr bedeutet die grüne Flagge „freie Fahrt“. Schwimmen, Spielen und Surfen im Meer sind dann erlaubt und grundsätzlich auch sicher.

Eine gelbe Flagge weist auf geringe Gefahrenlagen, wie etwa Wind, hin. Schwimmen ist dann noch erlaubt, jedoch ist das Benutzen von schwimmenden Gegenständen wie aufblasbaren Booten oder Luftmatratzen untersagt. Die rote Flagge bedeutet eindeutig Badeverbot, etwa bei Aufkommen von Gewittern, Schlechtwetterlagen oder Springfluten. Wenn man nicht schwimmen kann, sollte man dann auch nicht tiefer als kniehoch ins Meer hinein und am besten immer zu zweit, so die Rettungsschwimmerin. Überall entlang der Küste kann man Menschen beobachten, die an unbewachten Stränden oder in Abwesenheit der Rettungsschwimmer im Meer schwimmen. Dass dies keine gute Idee ist, liegt auf der Hand.

Vielerorts, und das gilt für jene Abschnitte, wo ein grundsätzliches Badeverbot herrscht, besteht die Gefahr von starken Strömungen. In der Nähe von Buhnen und besonders in einem breiten Radius rund um Hafeneinfahrten sind die Strömungen unberechenbar. Selbst gute Schwimmer riskieren hier ihr Leben. Im eigenen Interesse sollte man die Badeverbotsschilder respektieren, unterstreicht die Rettungsschwimmerin.

Weitere Gefahren sind die Springfluten. Diese sind nichts Außergewöhnliches an der belgischen Nordsee, aber heimtückisch. Der Wasserpegel steigt recht schnell an, zudem kommt es zu gefährlichen Unterströmungen. Dass es zwischen Blankenberge und Zeebrugge zu diesem tödlichen Unfall kam, ist auf mehrere Gründe zurückzuführen. Leider sind diese Menschen durch Unachtsamkeit gestorben, weil sie die Beschilderung der Badeverbotszonen missachtet haben. Dazu kam eine unglückliche Verkettung von Strömungen, Springflut und Wind, so An Beun.

So dramatisch diese Todesfälle auch sind, sie hätten durch das Einhalten einfacher Regeln, in diesem Fall das Achten des Badeverbots, verhindert werden können. Es gilt auch zu bedenken, dass unüberwachte Strände oftmals für die Rettungskräfte aufgrund fehlender oder ungeeigneter Zufahrten schwer zugängig sind. Aus diesem Grunde sollte man nur in beaufsichtigten Abschnitten im Meer schwimmen. Dort können die Retter im Notfall schnell eingreifen, so die Rettungsschwimmerin.

Verhalten bei einer Person in Seenot

1) Rettungskräfte benachrichtigen, entweder die Rettungsschwimmer vor Ort oder die Notrufnummer 112 wählen. Überwachte Strände sind mit Koordinaten und Referenznummern ausgezeichnet. Diese sind der Notrufzentrale zu melden. Falls man nicht weiß, wo man sich befindet, sollte man Smartphone Anwendungen wie 112.be oder EchoSOS benutzen. Diese Anwendungen teilen der Leitstelle die genaue Lokalisation mit.
2) Niemals selbst ins Meer gehen, falls man nicht schwimmen kann, oder gefährliche Strömungen, Sturm oder Gewitter vorherrschen. Eigensicherheit geht immer vor.

Organisation des IKWV

Der Interkommunale Küstenrettungsdienst Westflandern, kurz IKWV, ist eine zentralisierte staatliche Organisation. Diese stellt und organisiert den Rettungsdienst in den 10 Küstengemeinden. Die Retter sind vorwiegend Berufsschüler, die diese Aufgabe als Ferienjob ausüben. Bevor die jungen Leute zum ersten Mal als Retter tätig werden, müssen sie einen intensiven und umfangreichen Kurs absolvieren und bestehen.
Die Rettungsschwimmer werden im westflämischen Ausbildungszentrum für Feuerwehr, Rettungs- und Krankentransportdienste ausgebildet. Nebst der praktischen Ausbildung verfügen sie über Kenntnisse der Gesetzgebung, der Gefahren am Strand, der Materialien, der Wiederbelebungstechniken. Das Seerettungszeugnis ist nur drei Jahre gültig. Danach müssen die Rettungsschwimmer eine weitere praktische Prüfung ablegen.
Der IKWV arbeitet eng mit der Notrufzentrale 112 und den anderen Hilfsdiensten wie Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei zusammen. Im Notfall erhalten sie je nach Standort Unterstützung von der ehrenamtlichen Seenotrettung aus Blankenberge (Vrijwillige Blankenbergse Zeereddingsdienst) oder der Küstenwache. Für die luftgestützte Seenotrettung kommt das 40. Squadron der Belgian Air Component von ihrer Basis in Koksijde mit Hubschrauber zum Einsatz.

Infos für Kinder

Die Rettungsschwimmer sind am Strand immer die ersten Ansprechpartner, sei es für Erste Hilfe bei kleineren Verletzungen oder Sonnenstich. Darüber hinaus sind die Rettungskräfte täglich mit Kindern konfrontiert, die ihre Eltern aus den Augen verloren haben. Im Durchschnitt ist dies etwa 400-500 mal im Monat der Fall. Alleine im Monat Juli wurde diese Zahl massiv überschritten. Fast 900 Mal mussten die Rettungsschwimmer die Eltern ausfindig machen, bzw. vermisste Kinder zurückfinden.
Derartige Situationen sind sehr emotional und oft mit Panik verbunden, aber vermeidbar. Wie die Jahre zuvor stellt das IKWV 750.000 kostenlose Armbänder zur Verfügung. Der interkommunale Rettungsdienst ruft die Eltern auf, diese Armbänder unbedingt zu nutzen, und natürlich mit Namen und Telefonnummer auszufüllen.
Diese sind bei Rettungsschwimmern, Erste-Hilfe-Stationen, öffentlichen Toiletten und Fremdenverkehrsbüros erhältlich.