Grünflächen in der HauptstadtSchöffe Serge Wilmes über einen weiteren Park und den baumfreien Bahnhofsplatz

Grünflächen in der Hauptstadt / Schöffe Serge Wilmes über einen weiteren Park und den baumfreien Bahnhofsplatz
Eine Stadt ohne Grünflächen wäre nicht denkbar Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Keine Frage, Bäume sind wichtig für das Klima. Die Frage, ob es ausreichend Grünflächen in der Hauptstadt gibt, wurde in letzter Zeit mehrmals diskutiert. Ein Ziel des Schöffenrats sei es, die Biodiversität in der Hauptstadt nicht nur zu erhalten, sondern auszubauen, erklärt der für Umweltfragen zuständige Schöffe Serge Wilmes (CSV) dem Tageblatt. In dem Zusammenhang hat er angekündigt, dass der Garten des Hollericher Pfarrhauses für das Publikum geöffnet werden soll.

Erhalten und ausbauen – so beschreibt der für öffentliche Grünflächen zuständige Serge Wilmes die Politik des hauptstädtischen Schöffenrats in Sachen Biodiversität. 2020 gab es laut dem kommunalen Umweltbericht 20.686 Bäume in der Hauptstadt, die von der Gemeinde versorgt wurden. Insgesamt seien 68 Prozent der Fläche von Grünflächen bedeckt, allerdings beinhalte das jeden einzelnen Baum oder Strauch in der Hauptstadt, ob nun in privater oder öffentlicher Hand, betont Wilmes. Jedes Jahr würden zwischen 200 und 300 Bäume gepflanzt – brutto, denn es würden natürlich auch hin und wieder Bäume gefällt. Entweder weil sie zu alt und krank seien, oder weil sie einem Bauprojekt weichen müssten.

Als Beispiel nennt Wilmes eine fast 300 Jahre alte Rotbuche, die im Hof des „Lëtzebuerg City Museum“ stand und im vorigen Oktober gefällt werden musste. Der Baum war von einem Pilz befallen. An seine Stelle werden aber wieder Bäume gepflanzt. Prinzipiell müsse jeder Baum, der gefällt wird, auch kompensiert werden, so Wilmes. Doch die Gemeinde geht noch weiter: Bei jedem neuen Teilbebauungsplan verlangt sie, dass zehn Prozent für Grünflächen eingeplant werden, und bei größeren Projekten muss ein Landschaftsgärtner hinzugezogen werden.

Ein zusätzlicher öffentlicher Park in Hollerich

Bald könnte die Öffentlichkeit von einer Grünfläche mehr in der Stadt profitieren: Laut Wilmes plant die Gemeinde nämlich, den Garten des alten Pfarrhauses in Hollerich bald der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Alles, was noch fehle, sei eine Eingangspforte zum Garten. Im kommenden Herbst oder Frühjahr könnte es so weit sein. Die Idee stammt aus einer Bürgerversammlung. Anwohner wollten wissen, warum es eigentlich in diesem Teil Hollerichs keine öffentliche Grünfläche gebe.

Wie lange dieser „Park“ aber Bestand haben wird, ist ungewiss. In einer Gemeinderatsitzung im Juni 2020 sprach sich der Schöffenrat dafür aus, das Pfarrhaus unter Denkmalschutz zu stellen, aber nicht den Garten. Es gebe kein einziges Element, das den Garten schützenswert mache, und er würde bei den Plänen für die „Porte de Hollerich“ stören. In der gleichen Sitzung meinte Bürgermeisterin Lydie Polfer (DP) allerdings, man habe kein Problem damit, den Garten der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Was den bereits existierenden Park in Hollerich, den „Merler Park“, betrifft, so soll die Renovierung des dortigen Spielplatzes in etwa drei Jahren abgeschlossen sein, sagt Serge Wilmes. Aufgehoben sei das Projekt keinesfalls. Infolge einer Bürgerbefragung seien aber neue Ideen eingegangen, und das Projekt werde nun dementsprechend angepasst. Theoretisch könnte man sich sogar eine Vergrößerung des Parks vorstellen. So könnte der Park über die rue de Bragance (zwischen dem Boulevard Pierre Dupong und der rue de la Toison d’or) auf den dortigen Hundepark und das Parking ausgedehnt werden. Autos könnten dann allerdings nicht mehr gegenüber dem „Kolléisch“ in die rue de Bragance einbiegen.

Knuedler und place de Paris

In der Vergangenheit wurde öfters Kritik laut, es gebe zu wenig Bäume auf einigen öffentlichen Plätzen der Hauptstadt, wie z.B. auf dem Knuedler und der place de Paris. Wilmes weist diese Kritik zurück. „Wo es machbar ist, pflanzen wir bei jeder Neugestaltung eines Platzes oder einer Straße auch Bäume. Man muss allerdings bedenken, dass ein Baum Platz braucht; um eine breite Krone zu entwickeln, benötigt er um die 14 – 15 Kubikmeter Boden“, erklärt Wilmes. Bäume in der Mitte des Knuedler seien deshalb nicht möglich, da sich darunter das Parkhaus befinde. „Es werden aber sowohl zur Seite der kleinen ‚Passage’ als auch zur Seite des Bürgerzentrums hin noch Bäume gepflanzt“, versichert er.

Etwas anders präsentiere sich die Sache allerdings auf der place de Paris. Vonseiten der Opposition war mehrmals die Kritik laut geworden, es fehle dort an Bäumen. „Erstens ist der Untergrund der place de Paris ziemlich verbaut, da liegen etliche Netzwerke der technischen Dienste der Gemeinde wie auch der Trambahn. Der Aufwand, dort jetzt Bäume zu pflanzen, wäre zu groß. Zudem ist das Aussehen des Platzes auch das Resultat einer Bürgerbeteiligung. Gewünscht wurde vor allem ein Platz, auf dem Veranstaltungen stattfinden können. Allerdings werden wir versuchen, Kübelpflanzen dort hinzustellen“, sagt Wilmes. Denn nicht nur Bäume seien wichtig in der Stadt, sondern auch Blumen und Sträucher. „Schließlich gibt es in der Stadt ja auch Bienen, die Nahrung brauchen.“ *

Der fast baumfreie Bahnhofsplatz

Im Bahnhofsviertel gebe es aber einen anderen Platz, wo noch weniger Bäume stehen, sagt Wilmes: die place de la Gare. „Dort könnten wir das besser machen, was am place de Paris versäumt wurde.“ Allerdings gebe es da ein kleines Problem: Die Gemeinde kann das nicht entscheiden, da der Platz den CFL gehört. Der Bahnhofsplatz war der Gemeinde Luxemburg von den CFL über eine Konvention zur Verfügung gestellt worden, um dort den Busbahnhof zu betreiben. Seit Inbetriebnahme der Trambahn steht der Platz nun leer.

„So viel ich gehört habe, plant Mobilitätsminister François Bausch dort einen unterirdischen Parkplatz für 1.500 Fahrräder. Wir als Gemeinde würden jedoch zuerst einmal eine Bürgerbefragung zu dem Thema organisieren wollen. Doch es scheint kein Willen seitens des Ministers zu bestehen. Wir könnten, zusammen mit den Bürgern, den Bahnhofsvorplatz neu gestalten; es ist eine Gelegenheit, die wahrscheinlich in den nächsten 50 Jahren nicht wiederkommen wird.“

Was den geplanten Fahrradparkplatz angeht, verweist Wilmes auf das noch „provisorische“ Parkhaus der CFL nahe dem Pont Buchler. Dort könnte ja etwas entstehen, wo auch Fahrräder Platz hätten, schlägt er vor.

* Laut Umweltbericht der Gemeinde produzierten die hauptstädtischen Bienen 2020 rund 750 Kilogramm „Stater Hunneg“. Bienenhäuser stehen im Petrusstal, im Park Tony Neumann und auf dem Eicherfeld.

Die Biodiversität der Hauptstadt soll nicht nur erhalten, sondern auch ausgebaut werden, sagt Serge Wilmes
Die Biodiversität der Hauptstadt soll nicht nur erhalten, sondern auch ausgebaut werden, sagt Serge Wilmes Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Bäume und Zahlen

Dem 2008 geschaffenen Baumkataster nach, gab es im Jahr 2020 in der Hauptstadt 20.686 Bäume, die unter der Obhut des „Service Parcs“ standen. Das geht aus dem Umweltbericht 2020 der Gemeinde hervor. 2019 waren es deren 20.980. 327 wurden im Laufe des Jahres 2020 gefällt, davon wurden 224 an gleicher Stelle neugepflanzt. Laut Umweltbericht sind 18 Prozent der Gesamtfläche der Hauptstadt durch Straßen oder Gebäude versiegelt. Der Rest stünde für die Entwicklung der Biodiversität zur Verfügung.

Tram und Stadtpark

Im Rahmen des Ausbaus der Tram steht seit kurzem auch eine Streckenführung durch die avenue de la Porte-Neuve im Raum – eine Idee, die in kurzer Zeit schon von mehreren Seiten heftig kritisiert wurde, da in dem Fall etliche Bäume bei der „Kinnekswiss“ gefällt werden müssten. Der Schöffenrat sei bei dieser Nachricht nicht vor Freude in die Luft gesprungen, sagt Serge Wilmes. Man hätte am liebsten, „wann de Park net ugepaakt gëtt“ – und kein Baum dort verschwinden müsse. Doch bis es überhaupt so weit sei, bedürfe es noch Machbarkeitsstudien. Und bis dahin bleibe die Frage: Muss diese Variante überhaupt sein?

viola
12. August 2022 - 14.09

Autos raus, dann ist genug Platz für alles.

Julius
12. August 2022 - 8.40

Seitdem dass Grüne mit regieren,gibt es immer weniger Grünflächen,konzeptloses Planen,es stinkt bis zum Himmel.

Romain
11. August 2022 - 23.17

Der sein Eigenheim bauen möchte, darf keinen Steingärten anlegen. Doch beim Staat wird gleich großflächig zubetoniert oder asphaltiert