Kupfermine in Stolzemburg Dieses Museum lässt jeden kalt – Abkühlung unter Tage an heißen Tagen

Kupfermine in Stolzemburg  / Dieses Museum lässt jeden kalt – Abkühlung unter Tage an heißen Tagen
Ein feucht-kühler Ausflug unter Tage Foto: Syndicat d'initiative Stolzemburg

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Eine Sommeraktivität, bei der man nicht nur in die Industriegeschichte eintauchen kann, sondern trotz der aktuellen Hitze auch einen kühlen Kopf bewahrt, bietet die Kupfermine in Stolzemburg im Tal der Our. Seit kurzem besitzt das dazugehörige Museum zudem eine neue Attraktion: Ein 3D-Video lässt den Besucher virtuell in die Welt der Minenarbeiter der Jahre 1938-1944 eintauchen.

Draußen kratzt die Temperatur an der 28-Grad-Marke, doch in der Mine herrschen frühlingshaft-frische elf Grad. Schon beim Abstieg in den Entwässerungskanal der Kupfermine spürt man bereits nach nur wenigen Metern eine deutliche Abkühlung gegenüber der seit Tagen anhaltenden Hitze. „Das ist der angenehmste Teil meines Ferienjobs“, erzählt Studentin Liviana. In den Sommerferien legt sie im alten Bürogebäude aus den Jahren 1938-1944 Helme und Stiefel für die Besucher bereit.

Letztere sind absolut notwendig, will man keine nassen Füße bei der Besichtigung bekommen. Knöchelhoch steht das Wasser in den Stollen, die den Besuchern offenstehen. Seit den Anfängen des Kupferabbaus sei eindringendes Wasser immer ein Problem in den Stollen gewesen, heißt es in einem Begleitheft des örtlichen Verkehrsvereins über die Geschichte der Grube. Nur ein Teil der Mine ist heute wieder zugänglich; der größte Teil – bis zur dritte Sohle – steht auch heute noch unter Wasser. Insgesamt gibt es zwölf Sohlen (Als Sohle bezeichnet man im Bergbau eine horizontale Ebene, eine Etage). Bis zu 150 Meter tief mussten die Arbeiter in der aktiven Zeit der Mine hinabfahren; heute werden die Besucher bis zu 50 Meter unter Tage geführt. Auch von der Notwendigkeit eines Helms konnte ich mich selber überzeugen: Mehrere Male knallte ich mit dem Kopf gegen die tiefe Stollendecke.

Der Besuch der Mine beginnt allerdings schon vor dem Abstieg – mit einem kleinen Geschichtsunterricht im dazugehörigen Museum. Ein kurzer Film führt in die Geschichte des örtlichen Kupferabbaus ein. Wann genau Kupfer in der Gegend entdeckt wurde, sei nicht genau bekannt, wahrscheinlich hätten aber schon die Kelten dort Kupfer abgebaut. Die älteste historisch belegte Konzession zum Kupferabbau stammt indessen aus dem Jahre 1717, schreibt das „Syndicat d’inititiave“ im Begleitheft.

Die letzte Abbauperiode dauerte von 1938 bis 1944; in den letzten Tagen der Mine arbeiteten dort um die 60 Grubenarbeiter in drei Schichten. Das Aus für die Mine kam durch die Ardennenoffensive der Deutschen im Winter 1944/45.

Digitale Rekonstruktion eines Teils der Anlage
Digitale Rekonstruktion eines Teils der Anlage Darstellung: Syndicat d’initiative Stolzemburg

In den 1950er Jahren wurden alle äußeren Anlagen, d.h. die außenstehenden Gebäude, Förderturm, Büros und Werkstätten, abgebaut, was vor allem einem Schrotthändler zugutegekommen sei, erklärt Fernand Zanter, Präsident des örtlichen „Syndicat d’initiative“. Kurz nach dem Krieg habe den Bewohnern des Orts nicht der Kopf nach Konservierung des industriellen Kulturerbes gestanden.

Mit „Virtual Reality“ unter Tage

Seit kurzem bietet das Museum den Besuchern eine neue Attraktion: Um ein realistisches Bild vom Aussehen des Ortes und der Arbeit in der Mine zu bieten, wurde anhand von alten Schwarzweiß-Fotos und Plänen der letzten Abbauperiode ein 3D-Video entwickelt. Die digitale Visualisierung, die „Virtual Reality“, ist täuschend echt. Nicht schwindelfreie Personen können sich an einem speziell dafür angebrachten Geländer festhalten.

Nach dem Eintauchen in die virtuelle Realität und der Vorführung eines kleinen Dokumentarfilms über die Geschichte des Kupferabbaus in Stolzemburg machen sich die Besucher mit einer Touristenführerin bzw. einem Touristenführer zu Fuß auf den Weg zur eineinhalb Kilometer entfernten Mine. Außerhalb der Mine existiert seit 1998 ebenfalls ein Lehrpfad: Zehn Schautafeln geben Informationen über die Geologie und die Erzförderung.

Weitere Informationen und Online-Reservierung auf www.stolzembourg.lu. Die Führung dauert zwei bis drei Stunden. Treffpunkt ist beim Museum, 5A, rue Principale, Stolzemburg.

Glockenguss am 14. August

Seit dem 20. Juni wird auf Betreiben des „Syndicat d’initiative Stolzebuerg“ vor Ort zum ersten Mal in Luxemburg eine Bienenkorbglocke nach einer Methode aus dem 12. Jahrhundert hergestellt. Am Sonntag, 14. August um 19.00 Uhr erfolgt nun der Höhepunkt der Herstellung: der Glockenguss. Der genaue Platz der Veranstaltung ist in der Ortsmitte Stolzemburgs gekennzeichnet.
Die aus Kupfer und Zinn gefertigte Glocke wird dann am 18. November im verwaisten Glockenturm, dem ältesten Bauwerk (1671) Stolzemburgs, aufgehängt.