Luxemburg-StadtKunstgalerie unter freiem Himmel: „Konscht im Gronn“

Luxemburg-Stadt / Kunstgalerie unter freiem Himmel: „Konscht im Gronn“
Kunstfreunde kamen am Sonntag im Grund wieder voll auf ihre Kosten  Foto: Editpress/Didier Sylvestre

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Bei der 19. Ausgabe des Sommer-Events „Konscht am Gronn“ im ältesten Stadtviertel der Stadt Luxemburg haben Kunstfreunde Gemälde unterschiedlichster Art, Skulpturen und künstlerische Fotografien bewundern und kaufen können.

Die Alzette fließt gemächlich unter der Brücke im Grund hindurch, unter dem azurblauen Himmel glitzert das Flusswasser wie frische Ölfarbe auf einer Leinwand. Ein Ziehharmonikaspieler trottet beim Spielen über das sandsteinfarbene Pflaster, und obwohl die Uhr erst 10 Uhr anzeigt, verbreitet sich der Geruch nach Gegrilltem langsam zwischen den Verkaufsständen. Viele der anwesenden Künstler sitzen auf Campingstühlen vor den gerade aufgerichteten Pavillons und unterhalten sich, während sie herzhaft in ihr Picknick beißen.

Der Auftakt für die 19. Ausgabe von „Konscht am Gronn“ in Luxemburg-Stadt scheint gut zu verlaufen, die ersten Besucher versammeln sich schon vor den Verkaufstischen. Als Termin im Kulturkalender hat die Open-Air-Galerie Tradition: Seit elf Jahren wird sie mit der Unterstützung der Stadt Luxemburg veranstaltet. Stichtag ist der erste Sonntag im Monat. Von Mai bis Oktober findet dieses Jahr das Verkaufsevent statt; das Setting entlang der rue Munster versprüht dabei ein pittoreskes Flair. Bildende Kunst aller Art kann hier jeweils von 10 bis 18 Uhr bestaunt oder erworben werden: Wer sich für Malereien, Illustrationen, Zeichnungen, Figuren, Skulpturen, Glas- und Keramikkunst sowie Fotografien interessiert, wird hier fündig.

Künstler aus nah und fern

An der letzten Ausgabe im Juni beteiligten sich laut Gemeinde rund 20 Künstler aus acht verschiedenen Ländern. Auch an diesem Sonntag trifft man hier Kreative aus dem In- und Ausland an. Unter den Luxemburger Kunstschaffenden befinden sich u.a. die in Esch/Alzette geborene Viviane Briscolini, deren ausgestellte Gemälde kraftvolle Meer-Motive zeigen, sowie die Kunstlehrerin und Künstlerin Veronika Lobanova, die seit Anfang des Jahres das Atelier „StartArt“ in Differdingen leitet.

Der Maler Arne Henning vor seinen Gemälden
Der Maler Arne Henning vor seinen Gemälden Foto: Editpress/Didier Sylvestre

Demgegenüber hat der Maler Arne Hennig einen deutlich längeren Anfahrtsweg hinter sich. „Ich bin deutscher Gastaussteller aus dem Hunsrück“, sagt er zu Beginn des Gesprächs. In der Luxemburger Freilicht-Galerie stellt er nun schon zum dritten Mal aus. „Die Location gefällt mir sehr gut“, unterstreicht der 65-Jährige. Hinter ihm hängen zwei großformatige Gemälde: links eine verträumte Strand-Szenerie in Pastellfarben und rechts ein abstraktes Gemälde in kräftigem Türkis. Dieser Kontrast sei so gewollt, sagt der Künstler, dessen Schaffen sich neben der Arbeit mit Lichtobjekten um zwei verschiedene Pole herum gruppiert: den der Landschaftsmalerei und den der abstrakten Kunst nach dem Vorbild der klassischen Moderne.

Schaulustige und gut betuchte Käufer

Auf „Konscht am Gronn“ sei der gelernte Pädagoge und Kunstlehrer durch eigene Recherche gestoßen. Verkauft habe er gleich am Anfang der Saison ein Bild. „An einen Engländer, der da oben wohnt“, erzählt er und zeigt in Richtung Oberstadt. „Bar bezahlt und gleich mitgenommen.“ Um die Inflation mache er sich also keine Sorgen? Hennig winkt ab. Seine Kunden seien Chefärzte, Firmeninhaber oder auch freie Ingenieure mit eigenen Büros. Dieses Publikum würde die Inflation nicht so sehr treffen wie viele andere Menschen.

Und doch seien sie nicht vor deren Konsequenzen gefeit. „Ist das erste Quartal für einen Geschäftsmann gut gelaufen, belohnt er sich zum Beispiel mit einem Bild.“ Liefen die Geschäfte schlecht, sei die Stimmung im Keller – ergo hätten die Betreffenden weniger Lust, sich ein neues Kunstobjekt zuzulegen. Ähnliches gelte für Chefärzte: Wenn sich Corona-bedingt ein Mitarbeiter nach dem anderen krankmelde, dämpften die Sorgen über das Weiterlaufen des medizinischen Betriebs die Kauflust der leitenden Ärzte. „Das hängt auch damit zusammen, wie viel mentale Resilienz – schönes Wort – die Leute haben“, ergänzt der Kunstschaffende.

Habe er denn vor, auch die nächsten Monate an „Konscht am Gronn“ teilzunehmen? Wenn im Laufe des Tages nichts passiere, senke das natürlich die Motivation, gibt der Künstler zu. Ob viel los sei, hänge immer davon ab, ob sonst noch eine Veranstaltung in der Umgebung stattfinde. An diesem Sonntag seien aber schon mehr Leute da gewesen als das letzte Mal während des gesamten Tages, betont Hennig.

Mit Kunst ein hehres Ziel verfolgen

Auch andere Künstler haben einen längeren Weg auf sich genommen, um im Grund ihre Schöpfungen feilzubieten. Daniel Ackermann hat es aus dem französischen Grenzgebiet nach Luxemburg-Stadt verschlagen. Der Künstler ist Maler und Bildhauer; unter dem weißen Dach seines Verkaufszeltes stehen eine Vielzahl silberfarbener Skulpturen: Bäume, Kakteen und Rosen in einer Vase. Sie fertige er aus wiederverwendbarem Metall an.

Daniel Ackermann ist auf Recycling bedacht
Daniel Ackermann ist auf Recycling bedacht Foto: Editpress/Didier Sylvestre

„Es ist Recycling“, sagt Ackermann. Die Preise für seine Kunstwerke, in deren Herstellung er sehr viel Zeit investiere, rangierten zwischen 600 und 3.000 Euro. Thematisch habe alles, was er schaffe, einen Bezug zur Natur. „So versuche ich, die Öffentlichkeit zu sensibilisieren“, erklärt der 48-Jährige. Mit seiner Kunst verbinde er einen gesellschaftlichen Auftrag, sein Antrieb sei der Wunsch gewesen, etwas für die Umwelt zu tun. Augenscheinlich mit Erfolg: Die Reaktionen, die Ackermann auf sein Schaffen erhält, beschreibt er als „positiv und verständnisvoll“. Seit 2018 arbeitet der Autodidakt als freischaffender Künstler, davor war er als qualifizierter Techniker in Luxemburg tätig. „So habe ich gelernt, das Material zu bearbeiten“, erzählt der in der Metallplastik spezialisierte Bildhauer.

Und was reize ihn an der Galerie unter freiem Himmel? „Der Rahmen ist herrlich“, sagt Ackermann. Die Vereinigung „Konscht am Gronn“ habe er durch Freunde und Berufskollegen kennengelernt. 2021 sei er dann selbst Mitglied geworden. Auf dem Event habe er schon Menschen aus den USA und aus ganz Europa kennengelernt. Eben diese Multikulturalität gefalle ihm. „Es ist sehr schön und sehr nett“, bemerkt der Künstler, kurz bevor er sich wieder seinem Stand zuwendet. Die Neugierigen lassen nicht lange auf sich warten.