MeinungEine Galgenfrist oder eine traumhafte Gelegenheit? Überlegungen zur Zukunft des Pensionsfonds

Meinung / Eine Galgenfrist oder eine traumhafte Gelegenheit? Überlegungen zur Zukunft des Pensionsfonds
Der Luxemburger Rentenfonds hat das Kapital der Rentner letztes Jahr überaus erfolgreich investiert und einen milliardenschweren Gewinn erwirtschaftet Foto: dpa/Jens Kalaene

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Auch wenn er dafür eigentlich nie gedacht war … Der Luxemburger Rentenfonds könnte ein wunderbares Geschenk für künftige Generationen werden.

Mit dem von ihm angelegten Kapital hat der Luxemburger Rentenfonds letztes Jahr einen Gewinn von 2,65 Milliarden Euro erwirtschaftet. Was als Summe abstrakt klingt, ist eigentlich mehr als die Hälfte aller Rentenansprüche (5,25 Milliarden Euro), die letztes Jahr ausbezahlt wurden.

Der Rentenfonds ist ein Topf, in den seit 2005 der Teil der Rentenbeiträge geflossen ist, der im Laufe des betreffenden Jahres nicht für das Bezahlen der Renten benötigt wurde. Vom Fonds wird das Geld an den Märkten angelegt und erwirtschaftet Gewinne. Im Laufe der Jahre ist das Kapital des Fonds so auf über 26 Milliarden Euro gewachsen.

Nun stelle man sich vor: Wenn sich das Kapital im Fonds weiter so rasant entwickelt wie in den letzten Jahren, dann könnten in einigen Jahren allein seine jährlichen Gewinne ausreichen, um einen beachtlichen Anteil der versprochenen Rentenansprüche zu bezahlen. Unabhängig von der Entwicklung der Beitragszahlungen.

Ein gut gefüllter Topf mit Gold

Dazu wird es jedoch kaum kommen. Dem angesparten Kapital, und somit auch den Gewinnen der Zukunft, droht Gefahr von wenigstens zwei Seiten. Erstens schielen viele Augen auf die Milliarden. Viele Politiker sehen einen gut gefüllten Topf mit Gold und wollen es für die unterschiedlichsten politischen Zwecke und Ziele nutzen. Dabei ist es nicht das Geld des Staates, sondern das Geld der Rentner.

Zweitens wird die Zeit der Überschüsse (die Jahr für Jahr in den Fonds fließen) vorbeigehen. Hintergrund ist eine Beschleunigung der Renteneintritte, gekoppelt an eine Verlangsamung des Wachstums der Zahl der Beschäftigten, wie das Finanzministerium in dem Ende April vorgestellten „Programme de stabilité et de croissance“ geschrieben hat. So würde die Zahl der Rentner im Durchschnitt um 3,9 Prozent steigen, während die Beschäftigung nur um 2,2 Prozent zunehmen würde. Die Rentenausgaben würden folglich schneller steigen als die Sozialbeiträge.

In einfachen Worten: Es wird also immer mehr Geld gebraucht werden, um immer mehr Renten zu zahlen. Die Zahl der Beitragszahler, der Beschäftigten, wächst jedoch langsamer. Pro Jahr werden bald mehr Forderungen an die Rentenkasse gestellt werden, als sie Einnahmen hat. Der Topf würde demnach nicht mehr wachsen, sondern müsste nach und nach seine Reserven hergeben.

Bis 2048 auf null geschrumpft

Diese wirtschaftlich unerfreulichen Zahlen entsprechen auch den Erwartungen, wie sie die „Inspection générale de la sécurité sociale“ (IGSS) Ende April in ihrem „bilan technique“ vorgestellt hat. Den Prognosen der IGSS zufolge würden die monatlich bezahlten Rentenbeiträge bereits ab 2027 nicht mehr ausreichen, um die Auszahlung der Renten zu finanzieren. Es müsste dann damit begonnen werden, die in den letzten Jahren aufgebaute Rentenreserve anzuzapfen. Bei gleichbleibender Politik wäre die derzeit gut gefüllte Reserve dann jedoch schnell, bis 2047, komplett aufgebraucht.

Ähnliche Prognosen hat auch die Luxemburger Zentralbank dieses Jahr vorgestellt. „Unseren Berechnungen zufolge würde das allgemeine Rentensystem bis 2024 in der Gewinnzone bleiben, d.h. die Einnahmen würden die Ausgaben übersteigen. Die Reserve wird aus diesem Überschuss sowie aus den Zinsen, die die Reserve erwirtschaftet, gespeist. Ab 2024 würde das System defizitär werden.“ Mit kleinen Einschnitten wäre es noch möglich, das Defizit zwischen 2024 und 2033 mithilfe der aus der Reserve erwirtschafteten Zinsen auszugleichen, so die BCL. Ab 2034 würde das Defizit jedoch die Zinseinnahmen übersteigen und die Reserve würde dann zu schrumpfen beginnen. Bei unveränderter Politik würde die Reserve bis 2048 auf null sinken.

Lieber nicht in den Topf greifen

Wird das Kapital in der Rentenreserve jedoch tatsächlich angezapft, dann entsteht eine Abwärtsspirale: Mit dem schrumpfenden Kapital gehen auch die erwirtschafteten Zinsen zurück. Trotz der vielen Milliarden im Fonds würde die Reserve überaus schnell aufgebraucht sein. Die jährlichen Gewinne landen dann bei null.
Anstelle von Geld zum Verteilen, gäbe es schwierige Verhandlungen. Höhere Beiträge? Niedrigere Renten? Mehr Arbeitsjahre? Andere Finanzierungsquellen?

Um diese Situation zu vermeiden, dürfte eigentlich kein Kapital aus den Fonds genommen werden. Jedes Jahr dürfte nur ein Teil des Gewinns an die Rentenkasse ausbezahlt werden. Das Kapital im Fonds muss weiter wachsen können, und mit ihm auch die erwirtschafteten Gewinne. Auf diesem Weg könnten auch die Generationen von morgen noch am Reichtum von heute teilhaben.

D.Duck
12. November 2022 - 9.08

Ja.Und Sparstrümpfe sind ja auch keine Investition.In Zeiten wo wir von Minuszinsen reden sieht man den Sparstrumpf täglich schrumpfen ohne einen Cent auszugeben. Immobilien scheinen die beste Anlage zu sein.Zumindest in Luxemburg.Allerdings muss man sie schon haben.

Grober J-P.
28. September 2022 - 10.16

Zinserhöhung auf was, Kredite? Hab gestern erfahren, dass dem Nachwuchs eines Bekannten ein Kredit zum Kauf einer Wohnung verweigert wurde, raten Sie mal weshalb? Wohldem der schon einen Batzen im Sparstrumpf hat.

Beobachter
13. Juli 2022 - 11.07

Wir brauchen eine kräftige Zinserhöhung um den Fond und den Euro zu stärken! Dringend.

Bux /
13. Juli 2022 - 10.41

Letztes Jahr wurde über 10 % Gewinn erwirtschaftet, abzüglich der Inflation bleiben noch 3 %. Wer weiß, wieviel uns die Inflation noch kostet wenn der Index weiterhin manipuliert wird. Dann schmilzt der Fond wie Eis in der Sonne. Aber prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen?

Arm
12. Juli 2022 - 16.48

Sie sollen den Politik verbidden un fe Souen ze goen sos sinnsn 2 Joer keng meh do