Tour de FranceDer Lohn harter Arbeit: Wie Jungels nach langer Leidenszeit zu alter Stärke zurückfand

Tour de France / Der Lohn harter Arbeit: Wie Jungels nach langer Leidenszeit zu alter Stärke zurückfand
Bob Jungels’ Sieg am Sonntag war der Lohn monatelanger Arbeit  Fotos: Anouk Flesch/Tageblatt

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Bob Jungels’ Sieg auf der 9. Etappe ist kein Zufallsprodukt. Der Luxemburger hat auf den vorherigen Etappen dieser Tour de France schon vollends überzeugt – sei es beim Zeitfahren, als Helfer an der Seite des Leaders oder als Anwärter auf eine vordere Platzierung aus der Gruppe der Favoriten. Stéphane Goubert, Sportlicher Leiter des Teams, weiß, dass Jungels von weit her kommt. Im Gespräch mit dem Tageblatt erklärt er seine Leistungsexplosion. 

Schon am Sonntagvormittag strahlte man bei Ag2r-Citroën eine Art Optimismus aus. Stéphane Goubert, Sportlicher Leiter von Ag2r-Ctitroën, erklärte im Gespräch mit dem Tageblatt, dass die 9. Etappe wie für Jungels gemacht sei. „Wir müssen aufmerksam sein und auf unsere Möglichkeiten lauern“, sagte der Franzose vor der Etappe. „Wir warten auf die erste große Echappée der Tour. Bob ist im Gesamtklassement abgeschlagen, seit Anfang der Tour jedoch gut drauf und hat gute Beine. Das Ziel ist weiterhin der Etappensieg.“ 

Ag2r-Citroën wusste, dass Jungels’ Form in den letzten Tagen weiter gestiegen ist. Es gab noch keinen Tag, an dem der 29-Jährige bei der Tour schwächelte. Der Zeitverlust im Gesamtklassement war darauf zurückzufahren, dass er in Dänemark 39 Sekunden einbüßte, weil er von einem Sturz aufgehalten wurde, auf der Pavé-Etappe verlor er viel Zeit, weil er Ben O’Connor half. 

Stéphane Goubert, Sportlicher Leiter von Ag2r-Citroën
Stéphane Goubert, Sportlicher Leiter von Ag2r-Citroën

Seit der Tour de Suisse, die er auf Platz 6 beendete, konnte Jungels auch Ergebnisse einfahren – der Lohn harter Arbeit. „Wir wussten, bevor wir Bob verpflichteten, dass er enorme Qualitäten hat“, sagte Goubert. „Er hatte gesundheitliche Probleme, davon musste er sich erholen (Anm. d. Red.: Jungels ließ sich im Juni 2021 zweifach wegen einer Endofibrose operieren). Er musste auch seine Moral wiederfinden.“ 

Jungels hatte durch zwei schwierige Jahre mit sich selbst zu kämpfen. Im Interview mit dem Tageblatt sagte Jungels im Januar dieses Jahres: „Die Unzufriedenheit im Beruf hat Frustration in meinen Alltag gebracht. Das war für mich und auch für mein Umfeld nicht einfach.“ 

Das hat auch  Ag2r-Citroën gespürt. „Er war in einer negativen Spirale. Die Tour de Romandie war so was wie ein Schnitt. Seitdem ist alles viel besser. Das hat er bei der Tour de Suisse dann noch mal bestätigt. Deswegen haben wir ihn auch zur Tour mitgenommen“, sagte Goubert. 

Jungels’ Sieg kein Zufallsprodukt 

Die Tour de France bestätigt nun die Entscheidung der Verantwortlichen des Teams. „Er zeigt, dass seine Form immer besser wird, „ça monte en puissance“. Es scheint, als ob das mit den guten Resultaten jetzt ganz schnell geht. Aber es ist und war ein langer Prozess. Man achtet immer auf die Ergebnisse. Aber die Arbeit hat im letzten Sommer begonnen. Nach der Operation ging es in kleinen Schritten voran“, sagte Goubert, nicht ahnend, was Jungels an diesem Tag noch zeigen sollte.

Die Erleichterung bei Ag2r-Citroën ist groß. Der Beginn der Tour lief für die Mannschaft nicht nach Plan. Leader Ben O’Connor ist im Kampf um das Gesamtklassement früh ausgeschieden, zudem verließ Geoffrey Bouchard nach einem positiven Covid-Test die Tour. „Nach diesem schwierigen Beginn ist es für uns ein riesiges Glück“, sagte Teammamanger Vincent Lavenu nach dem Etappensieg. „Bob ist ein großer Champion und er ist so gefahren, wie er es kann. Seit einigen Monaten hat er sein Niveau wieder erreicht.“

Der Franzose hofft nun, dass durch den Sieg ein Ruck durch die Mannschaft geht. „Wir haben den Sieg gebraucht, um das gesamte Team wieder anzukurbeln. Ein Sieg bei der Tour de France ist immer etwas Außergewöhnliches, mit Momenten, die man mit vielen Emotionen erlebt. Man muss sie schätzen und genießen. Dieser Sieg nach einem Alleingang von mehr als 60 Kilometern wird in die Geschichte des Teams eingehen“, so Lavenu abschließend. 

Bob Jungels ist wieder glücklich
Bob Jungels ist wieder glücklich