Tour de FranceKannibale in Gelb: Van Aert holt Etappensieg nach Machtdemonstration

Tour de France / Kannibale in Gelb: Van Aert holt Etappensieg nach Machtdemonstration
Wout van Aert gewann am Dienstag die Etappe als Gesamtführender  Foto: Anne-Christine Poujoulat/AFP

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Auf beeindruckende Art und Weise hat Wout van Aert am Dienstag die vierte Etappe der Tour de France im Gelben Trikot gewonnen. Während Bob Jungels und Kevin Geniets die Etappe im Hauptfeld beendeten, muss sich Alex Kirsch weiterhin mit den Folgen seiner Lebensmittelvergiftung plagen. 

Gala-Vorstellung in Gelb: Belgiens Radsport-Superstar Wout van Aert hat bei der Tour de France nach einer Wahnsinns-Attacke im Stil seines großen Landsmanns Eddy Merckx die erste Etappe auf französischem Boden gewonnen. Nach drei zweiten Plätzen beim „Grand départ“ in Dänemark triumphierte der 27 Jahre alte Gesamtführende am Dienstag in Calais als Solist – und zeigte sich wie einst Merckx als Kannibale.

„Das Trikot verleiht dir Flügel“, sagte van Aert nach seiner Machtdemonstration. Mit einem unwiderstehlichen Antritt am letzten Anstieg rund 10 km vor dem Ziel hatte van Aert mit seinem unglaublich starken Jumbo-Visma-Team das Feld gesprengt und war alleine Richtung Ziel gerast. Dort hatte der 27-Jährige bei seinem insgesamt siebten Etappensieg acht Sekunden Vorsprung auf seinen Landsmann Jasper Philipsen, der nach 171,5 km den Sprint des Peloton gewann. Kevin Geniets (Groupama-FDJ) fuhr als 37. mit dem Peloton ins Ziel, Bob Jungels (Ag2r-Citroën) kam in der gleichen Gruppe als 82. an. Alex Kirsch (Trek-Segafredo), der immer noch an den Folgen einer Lebensmittelvergiftung leidet (das Tageblatt berichtete), wurde mit 5:25 Minuten Rückstand 173. 

Alleskönner van Aert, der im Vorjahr im Sprint, im Zeitfahren und am Mont Ventoux Tour-Tagessiege gefeiert hatte, baute seine Führung im Gesamtklassement aus. Da der neue Kannibale auch am Mittwoch bei der „Roubaix-Etappe“ auf Kopfsteinpflaster zu den Favoriten gehört, dürfte das „Maillot jaune“ erst am Freitag bei der ersten Bergankunft auf der Planche des Belles Filles ernsthaft in Gefahr geraten.

Favoriten ohne Probleme 

Wie schon bei den beiden langen Etappen in seiner Heimat hatte der Däne Magnus Cort (EF Education-EasyPost) früh die Flucht nach vorne angetreten. „Ich habe hier die besten Tage meiner Karriere, das ist alles ein Traum für mich“, sagte der Mann mit dem markanten Schnauzbart, der rund 450 der bisherigen 570 Rennkilometer als Ausreißer bestritten hat.

Mit dem Träger des Bergtrikots setzte sich am Dienstag nur der Franzose Anthony Perez (Cofidis) ab, beide fuhren zeitweise über sieben Minuten Vorsprung heraus.

Weil das Feld angesichts der harten kommenden Tage Körner sparen wollte, durften sich Cort und Perez lange an der Spitze austoben. Erst in der zweiten Rennhälfte beendete das Peloton den „Bummelstreik“. 45 km vor dem Ziel ließ Perez Cort stehen, beide wurden aber vom Feld geschluckt – Perez am letzten Anstieg.

Die Favoriten um Titelverteidiger Tadej Pogacar (Slowenien) verlebten einen lange einen ruhigen Tag – bis van Aert und Jumbo ernst machten. Auf der fünften Etappe werden die Topstars mehr Arbeit haben: Zwischen Lille und Arenberg stehen elf der berüchtigten Kopfsteinpflaster-Sektoren an, die auch beim Klassiker Paris-Roubaix absolviert werden. Für die teils federleichten Klassementfahrer ist die Gefahr des Zeitverlusts gegeben, die Spezialisten hingegen wittern ihre Chance.

Im Überblick 

4. Etappe: Dunkerque – Calais (171,5 km):
1. Wout van Aert (Jumbo-Visma) 4:01,36 Stunden, 2. Jasper Philipsen (beide Belgien/Alpecin-Deceuninck) 0:08 Minuten zurück, 3. Christophe Laporte (Frankreich/Jumbo-Visma), 4. Alexander Kristoff (Norwegen/Intermarche-Wanty-Gobert Materiaux), 5. Peter Sagan (Slowakei/TotalEnergies), 6. Luca Mozzato (Italien/B&B Hotels KTM), 7. Danny van Poppel (Niederlande/Bora-hansgrohe), 8. Hugo Hofstetter (Frankreich/Team Arkea-Samsic), 9. Michael Matthews (Australien/Team BikeExchange-Jayco), 10. Benjamin Thomas (Frankreich/Cofidis),… 37. Kevin Geniets (Luxemburg/Groupama-FDJ), … 82. Bob Jungels (Luxemburg/AG2r-Citroën) alle 0:08, … 173. Alex Kirsch (Luxemburg/Trek-Segafredo) 5:25

Gesamtwertung nach 4 von 21 Etappen:
1. van Aert 13:02:43 Stunden, 2. Yves Lampaert (Belgien/Team Quick-Step Alpha Vinyl) 0:25 Minuten zurück, 3. Tadej Pogacar (Slowenien/UAE Team Emirates) 0:32, 4. Pedersen 0:36, 5. Mathieu van der Poel (Niederlande/Alpecin-Deceuninck) 0:38, 6. Jonas Vingegaard (Dänemark/Jumbo-Visma) 0:40, 7. Primoz Roglic (Slowenien/Jumbo-Visma) 0:41, 8. Adam Yates (Großbritannien/Ineos Grenadiers) 0:48, 9. Stefan Küng (Schweiz/Groupama-FDJ) gleiche Zeit, 10. Thomas Pidcock (Großbritannien/Ineos Grenadiers) 0:49, … 36. Geniets 1:23, … 42. Jungels 1:27, … 167. Kirsch 11:33