Überlegungen bei der BCEEDie Mobilität der Zukunft will finanziert werden

Überlegungen bei der BCEE / Die Mobilität der Zukunft will finanziert werden
Die Frage der Mobilität ist auch für die „Spuerkeess“ ein Thema Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Eine ganze Reihe Experten aus dem Bereich Mobilität hatte die „Spuerkeess“ diese Woche zu einer Gesprächsrunde in ihren Hauptsitz eingeladen. Die Bank will sich auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereiten können.

Der „Spuerkeess“ ist bewusst, dass auch sie von einem derart gewaltigen Paradigmenwechsel, wie er in den kommenden Jahren im Bereich der Mobilität erwartet wird, nicht unberührt bleiben wird. Es gelte, die großen und komplexen Themen zu verstehen, so Camille Fohl, Präsident des Verwaltungsrates der BCEE. Und selbstverständlich auch, was die Folgen für das Bankgeschäft sein werden. „Wir müssen uns anpassen und das richtige Angebot an Produkten erschaffen.“

Die Bank könne zwar auf 166 Jahre Geschichte und Erfahrungen zurückblicken, so Fohl weiter. Doch für die Zukunft seien die alten Lösungen wohl nicht mehr immer angepasst. Um weiterhin einen Mehrwert schaffen zu können, müsse man sich mit Fragen auseinandersetzen: „Was brauchen wir heute? Wie können wir mithelfen, die Welt weiterzuentwickeln?“

Eingeladen zu dem „Frühstück mit Experten“ hatte die BCEE unter anderem Vertreter von Busfirmen, von Handwerksbetrieben, aus der Logistikbranche wie auch von der europäischen Entwicklungsbank EIB.

Der Sektor steht unter Druck

Um die Ziele beim Klimaschutz zu erreichen, plane allein die EIB, bis 2030 tausend Milliarden Euro in Bewegung zu setzen, so Hakan Lucius, Ökonom und Ingenieur bei der European Investment Bank, weiter. „Der Wandel muss alles finanziert werden.“ Einer der Bereiche, bei denen das Erreichen der Null-Emissions-Ziele am schwierigsten werden wird, sei derweil das Transportwesen, ist er überzeugt. Jährlich wachse die Weltbevölkerung um 80 Millionen Menschen, rechnet er vor. „Und auch die wollen sich bewegen – am besten emissionsfrei.“ Dabei sei die Mobilität aktuell immer noch einer der Bereiche, in denen der CO2-Ausstoß nicht am Sinken ist.

Wie genau die Mobilität der Zukunft aussehen werde, könne heute noch niemand sagen, so Hakan Lucius. Der Fokus aller Diskussion im Transportbereich liege klar auf der Reduzierung der CO2-Emissionen. Viele Schwierigkeiten bei der Umsetzung seien jedoch noch zu klären. Offensichtlich sei aber bereits heute, dass die Mobilität künftig „sauberer, effizienter und intelligent/smart“ sein werde.

Die Entscheidung der EU, ab 2035 keine neuen Autos mit Verbrennungsmotor mehr zu verkaufen, bezeichnet Lucius als „mutige und tolle Entscheidung“. Er gibt jedoch zu bedenken, dass auch danach weiterhin Autos mit Verbrennungsmotor auf den Straßen bleiben werden. Immerhin hätten Autos im Schnitt eine Lebensdauer von rund 15 Jahren.

Dass Privatautos künftig verschwinden werden, glaubt Hakan Lucius nicht. Vielleicht würden in den Städten mehr Menschen auf den öffentlichen Verkehr umsteigen. Dass private Autos teurer werden, glaubt er auch nicht. Dafür würden schon die Skaleneffekte sorgen. Immerhin würde der Wandel in 27 europäischen Staaten gemeinsam vollzogen werden. Er erwartet jedoch, dass in Zukunft „flachere Autos“ gebaut werden, die weniger Luftwiderstand bieten und so weniger Energie benötigen.

Camille Fohl beschäftigt derweil die Frage: „Was werden wir künftig finanzieren: eigene Privatautos oder eher Transport als eine Dienstleistung?“ Bereits seit Jahren sei der Bereich Leasing beispielsweise ein wachsendes Geschäft, hebt er hervor. Das habe bereits einen Teil der traditionellen Autokredite ersetzt, sagt er.

Hakan Lucius (EIB) und Camille Fohl (BCEE) 
Hakan Lucius (EIB) und Camille Fohl (BCEE)  Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Diese Entwicklung begrüßt er, denn sie erlaube es, die Autoflotten schneller mit neuen Technologien auszustatten, als wenn jeder Besitzer des eigenen Autos sei. Für die Bank bedeute es jedoch ein Wandel des Geschäfts. „Wie wird die Finanzierung eines Autos strukturiert, das von mehreren Besitzern benutzt wird?“
Die Bank werde ihr Produkt- und Dienstleistungsangebot ausweiten müssen, ist er überzeugt. Künftig müsse man wohl noch viel enger mit allen Akteuren der Branche zusammenarbeiten. Auch Busunternehmen müssten beispielsweise ihre Fuhrparks erneuern und Ladestationen errichten.

Auch Hakan Lucius hebt hervor, dass es beim Wandel nicht nun um den individuellen, sondern auch um den kollektiven Transport gehe. „Werden Züge künftig mit Wasserstoff fahren?“, fragt er sich. Und wird das emissionsfreie Fliegen tatsächlich kommen? „Wie wird sich der Anteil der alternativen Kraftstoffe entwickeln? Bisher ist noch kaum jemand emissionsfrei geflogen.“ Weiter bemerkt er, dass auch der Transport über die Meere nicht mit Segelschiffen vonstattengeht.

Dabei reiche es nicht mehr aus, wenn Banken nur einfach Geld zur Verfügung stellen, so Fohl. Man müsse Trends, Technologien und auch die Risiken verstehen. Weitere Schwierigkeiten, die es noch zu meistern gebe, sei die Verfügbarkeit von Fachkräften und Rohstoffen. Nun gehe es darum, schnell zu handeln, so Lucius. „Der Sektor steht unter Druck. Das muss alles noch in diesem Jahrzehnt passieren. Sonst sind die Pariser Ziele nicht erreichbar.“

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