Bob Jungels konnte den Eindruck der letzten Tage und Wochen auf der 1. Etappe der Tour de France bestätigen. Auch die Geschichte um seinen fraglichen Start bei der Tour, nachdem er erst am Mittwoch mit einer leichten Viruslast positiv auf Corona getestet wurde, scheint dem 29-Jährigen nichts ausgemacht zu haben. Jungels kommt immer besser in Fahrt. Am Freitag verpasste er die Top Ten zum Auftakt der Grande Boucle nur knapp. 

Auf Platz zwölf liegt Jungels nach dem ersten Teilstück, insgesamt war er auf den 13,2 Kilometern rund um Kopenhagen 23 Sekunden langsamer als Tagessieger Yves Lampaert. „Bob (Jungels) hat uns ein Zeitfahren auf gutem Niveau gezeigt“, sagte Teammanager Vincent Lavenu. „Wohl wissend, dass sein Start bis zum letzten Moment unsicher war. Er war daher sehr gut unterwegs und ist vorne dabei.“

Jungels wurde von seinem Team als Erster auf die Strecke geschickt. Wie angekündigt hatte kurz vor dem Rennstart mitunter heftiger Regen eingesetzt, der sich laut Voraussage mit fortlaufender Renndauer verstärken sollte. Die Topfavoriten auf den Gesamtsieg hatten sich deshalb für recht frühe Startplätze entschieden. Das war kein Vorteil: Gegen Rennmitte wurde es besser. Vor allem in der frühen Phase kam es aber zu Stürzen. Gleich zweimal erwischte es den Schweizer Mit-Tagesfavoriten Stefan Bissegger. Auch der Franzose Christophe Laporte, für den bis Rennende die beste Zwischenzeit vermerkt war, ging zu Boden.

Überraschend ins Gelbe Trikot fuhr der Belgier Lampaert in der Wasserschlacht von Kopenhagen. „Das ist unglaublich, ich kann’s nicht verstehen. Hier fahren die Allerbesten, und ich liege vorne“, sagte der 31 Jahre alte Quick-Step-Profi Lampaert, nachdem er sich auf dem 13,2-km-Kurs in Dänemarks Hauptstadt vor Hunderttausenden Fans in 15:17,76 Minuten vor Landsmann Wout van Aert (+4,55 Sekunden) und Pogacar (+7,03) durchgesetzt hatte. Zeitfahr-Weltmeister Filippo Ganna (Italien/Ineos Grenadiers) wurde Vierter (+10,02).

Das Gelbe Trikot hat Lampaert wohl nur von Pogacar geborgt. „Zu Gelb sagt man nicht nein. Wenn es die Möglichkeit gibt, hole ich es mir“, hatte Pogacar vor dem Auftakt-Showdown klargestellt. Der 23 Jahre alte Toursieger von 2020 und 2021 ging dann aber bei tückischen Verhältnissen auf spiegelglattem Asphalt nicht das allerletzte Risiko ein.

Pogacar landete aber zum Auftakt einen Punktsieg: In einem spektakulären Zeitfahren kam Sloweniens Dominator auf Platz drei und nahm seinen größten Rivalen die ersten Sekunden ab. Landsmann Primoz Roglic (8.) nahm er ebenso wie dem dänischen Vorjahreszweiten Jonas Vingegaard (7.) acht, dem Briten Geraint Thomas (17.) zwölf, Bora-Kapitän Alexander Wlassow (21.) 31 Sekunden ab. Ein Desaster erlebten der viermalige Tour-Champion Chris Froome mit 1:09 und Frankreichs Liebling Thibaut Pinot mit 1:14 Minuten Rückstand auf Pogacar. Auch der ausgegorene Kapitän von Ag2r-Citroën, Ben O’Connor, war 54 Sekunden langsamer als der Slowene.

Kevin Geniets bewältigte die Strecke 58 Sekunden langsamer als Lampaert und wurde 71. „Das Publikum war Wahnsinn, ich konnte nichts durch meine Kopfhörer hören“, sagte Geniets. Vorsichtig ließ es Alex Kirsch bei seinem Tour-Auftakt angehen. Der Profi von Trek-Segafredo ging bei schwierigen Bedingungen kein Risiko ein und beendete das Zeitfahren als 172. mit 2:24 Minuten Rückstand. (pg/SID)