VerbraucherInflation im Euro-Raum springt im Juni auf neues Rekordhoch von 8,6 Prozent 

Verbraucher / Inflation im Euro-Raum springt im Juni auf neues Rekordhoch von 8,6 Prozent 
Der anhaltende Anstieg der Energiepreise lässt die Inflation im Euro-Raum immer neue Rekordwerte erklimmen Foto: AFP/Ina Fassbender

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Die Inflationsrate in der Eurozone hat im Juni erneut ein neues Rekordhoch erreicht. Die Verbraucherpreise legten um 8,6 Prozent zu, wie die Statistikbehörde Eurostat auf Basis einer ersten Schnellschätzung mitgeteilt hat.

Die Inflationsrate im Euroraum war im Monat Juni damit so hoch wie noch nie seit Beginn der Datenreihe im Jahr 1997. Im Vormonat Mai hatte sie erst bei 8,1 Prozent gelegen, im April bei 7,4 Prozent.
Damit liegt die Inflation mittlerweile mehr als viermal so hoch wie die Zielmarke der Europäischen Zentralbank, die zwei Prozent Teuerung für die Wirtschaft als optimalen Wert ansteuert.

Seit Sommer 2021, in der Folge der wirtschaftlichen Erholung vom Corona-Stillstand, sind die Preise stetig am Steigen. Im Juli hatte die Inflationsrate im Euroraum erst bei 2,2 Prozent gelegen. Einen weiteren Schub hatte die Preissteigerungsrate zuletzt durch weitere harte Corona-Maßnahmen in einigen Regionen Chinas sowie durch den Krieg in der Ukraine erhalten.

Angetrieben werden die Preissteigerungen dabei vor allem von höheren Kosten für Energieprodukte. Diese lagen im Schnitt 41,9 Prozent über den Preisen von vor einem Jahr, so Eurostat. Gestiegen sind jedoch nicht nur die Priese für Energieprodukte, auch die Preise für Waren aus dem Bereich „Lebensmittel, Alkohol und Tabak“ lagen mit einem Plus von 8,9 Prozent deutlich über dem Niveau von vor einem Jahr. Rund 4,3 Prozent teurer sind auch „Industriegüter ohne Energie“ sowie „Dienstleistungen“, wo ein Plus von 3,4 Prozent gemessen wurde.

Dass hohe Inflationsraten kein Schicksal sind, sondern das Ergebnis von Geld- und Fiskalpolitik, zeigt der Blick ins Ausland. So lag die Inflationsrate im Mai in der Schweiz nur bei 2,7 Prozent, während sie in der Türkei, wo die politische Führung sich für niedrige Zinsen starkmacht, bei stolzen 73,5 Prozent lag.

Inflationsrate in Luxemburg bei 10,3 Prozent

In Luxemburg ist die Preissteigerungsrate im Mai laut der europäischen Berechnungsmethode auf satte 10,3 Prozent, nach 9,1 Prozent im Vormonat, gestiegen. Auch das ist der höchste Wert seit Beginn der Datenserie (Anfang 1997). Im Juli 2021 lag die Rate noch bei 3,3 Prozent.

Bleibt noch zu erwähnen, dass die von Eurostat errechnete harmonisierte Inflationsrate (HPCN) nicht die gleiche ist wie die vom Statec errechnete nationale Inflationsrate (IPCN), auf der die Indexberechnungen basieren. Letztere belief sich im Juni, einer vorläufigen Statec-Berechnung zufolge, auf 7,4 Prozent. Somit ist hierzulande eine neue Indextranche gefallen. Im Vormonat Mai waren es erst 6,8 Prozent. Im Gesamtjahr 2022 rechnet Statec mittlerweile mit einer Inflationsrate von 5,8 Prozent.

Der Unterschied zwischen der europaweit harmonisierten Inflationsrate und dem IPCN liegt in der unterschiedlichen Gewichtung einiger Waren und Dienstleistungen, beispielsweise in der Kategorie „Hotels, Cafés, Restaurants“, wo die Konsumausgaben von Nichtinländern herausgerechnet werden.
Die wegen der extrem hohen Inflation unter Druck stehende Europäische Zentralbank hat Mitte Juni erklärt, dass sie nach mehr als einem Jahrzehnt der äußerst lockeren Geldpolitik nun doch den Stecker ziehen wolle. Zuvor hatte sie lange Zeit gezögert. Im Juli wird nun mit einer ersten Zinserhöhung der EZB (um 0,25 Prozent) seit 2011 gerechnet.

Ob das ausreichen wird, um die Preissteigerungsrate einzudämmen, wird von Volkswirten, die die Nachrichtenagentur Reuters befragt hat, bezweifelt. „Der Euroraum hat ein massives Inflationsproblem, das entschiedenes Handeln der EZB erfordert“, so beispielsweise Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank. Europas Zentralbank solle „sich einen Ruck geben und die Zinsen auf der nächsten Sitzung im Juli nicht nur wie angekündigt um einen viertel Prozentpunkt, sondern um einen halben Prozentpunkt anheben“, meint er.

Entwicklung der Preissteigerungsrate in der Euro-Zone seit 1997
Entwicklung der Preissteigerungsrate in der Euro-Zone seit 1997 Screenshot: Eurostat
EK
1. Juli 2022 - 16.25

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