Wohnen in LuxemburgAuch im ersten Quartal 2022 sind die Preise weiter rasant gestiegen

Wohnen in Luxemburg / Auch im ersten Quartal 2022 sind die Preise weiter rasant gestiegen
Von einer Beruhigung bei den steigenden Preisen für Wohnraum war auch in den ersten drei Monaten 2022 nichts zu spüren Foto: Editpress/Didier Sylvestre

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Die Preise für Wohnungen in Luxemburg steigen immer noch rasant. In den ersten drei Monaten des Jahres 2022 hat Statec, vorläufigen Zahlen zufolge, eine Jahres-Wachstumsrate von 10,5 Prozent gemessen.

Die Vorhersagen mancher Branchenexperten, die mit sinkenden Immobilienpreisen im ersten Quartal 2022 gerechnet haben, werden von den neusten Zahlen des nationalen statistischen Instituts nicht bestätigt. Ganz im Gegenteil: Insgesamt lagen die Wohnungspreise in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres, den neuen Statec-Zahlen zufolge, 10,5 Prozent über denen vom Vorjahreszeitraum. Es ist mittlerweile das 12. Quartal in Folge, in dem die Preise (im Jahresvergleich) um mehr als zehn Prozent zulegten.

Im Detail: Am kräftigsten gestiegen in den ersten drei Monaten 2022 sind die Preise für bestehende Häuser (plus 12,1 Prozent im Jahresvergleich). Rasant gestiegen sind jedoch auch die Preise für bestehende Appartment-Wohnungen (plus 11 Prozent im Jahresvergleich). Die Preise für neue Appartment-Wohnungen legten „nur“ um 8,6 Prozent zu.

Von einer Beruhigung der Preiserhöhungen kann demnach noch keine Rede sein. Nur verglichen mit der Rekord-Zuwachsrate von fast unglaublichen 17,2 Prozent, die im ersten Quartal 2021 (im Vergleich zum Vorjahr) gemessen wurde, handelt es sich um eine leichte Abkühlung.

Auch verglichen mit den Zahlen vom letzten Quartal 2021 hat Statec keinen Rückgang gemessen: Mit einem Anstieg der Preise um drei Prozent im Quartalsvergleich lag die Geschwindigkeit der Preissteigerungsrate insgesamt weiter auf der gleichen Höhe wie im Vorjahr.

Nachfrage wird hoch bleiben

Weitere interessante Details sind aus den Zahlen von Statec herauszulesen. So lag der Durchschnittspreis einer Appartment-Wohnung, die Anfang 2022 verkauft wurde, mit 688.428 Euro leicht unter dem vom Vorquartal. Hintergrund ist wohl, dass mehr (neue) Wohnungen im billigeren Norden des Landes, und weniger im teuren Zentrum, verkauft wurden. Verglichen mit dem Vorjahresquartal haben jedoch auch die Durchschnittspreise deutlich zugelegt. Vor einem Jahr lag er erst bei 641.341 Euro.

Trotz der augenscheinlich weiter steigenden Nachfrage nach Wohnraum war die Zahl der getätigten Verkäufe im ersten Quartal 2022 rückläufig. Insgesamt wurden zwischen Januar und März dieses Jahres 1.688 Verkäufe gezählt. Im Vorjahreszeitraum waren es 1.729.

Auch die Zahl der erteilten Baugenehmigungen war rückläufig. Bei Einfamilienhäusern handelt es sich um einen Einbruch um 17,9 Prozent auf 362 Häuser. Bei der Zahl der Appartment-Wohnungen betrug der Rückgang sogar 53,8 Prozent, auf 679 Einheiten.

Ein Mangel an Nachfrage dürfte es nicht geben: Darauf deutet die Zahl der neu geschaffenen Arbeitsplätze hin. Die (nicht-saisonbereinigte) Zahl der Arbeitsplätze insgesamt in Luxemburg ist im Mai auf 503.580 Stellen gestiegen. Das Land zählt somit rund 2.000 Jobs mehr als vor einem Monat und rund 17.600 mehr als vor einem Jahr. Im März war hierzulande erstmals die Marke von einer halben Million Arbeitsplätze überschritten worden. Seit Ende Januar 2020 (also vor der Corona-Krise) sind im Großherzogtum fast 33.000 neue Arbeitsplätze entstanden.

Tausende neuer Mitarbeiter brauchen Wohnungen

Weitere Faktoren, die die Preissteigerungsrate auch weiterhin hoch bleiben lassen, sind beispielsweise auch die hohen Baupreise und die aktuell sehr hohe Geldentwertungsrate. Letztere dürfte auch weiterhin dafür sorgen, dass es für finanzkräftige Investoren kaum eine attraktivere und sicherere Möglichkeit zur Geldanlage gibt als Immobilien. Da Geld auf Sparbüchern wegen der niedrigen Zinsen und der hohen Inflationsrate Monat für Monat an Kaufkraft verliert, bieten sich Investitionen in Gebäude als Alternative an.

Die Geschwindigkeit, mit der die Preise für Wohnungen zulegen, bleibt demnach überaus hoch. Ein neuer Rekord bei der Preissteigerungsrate war im Gesamtjahr 2021 (mit einer Wachstumsrate von 13,9 Prozent) sehr knapp vermieden worden. Im Vorjahr 2020 waren die Preise für Wohnimmobilien um noch höhere 14,5 Prozent nach oben geschnellt. Im Jahr 2019 waren die Preise um 10,1 Prozent gestiegen. Ein Jahr davor, 2018, hatte die Steigerung erst 7 Prozent betragen. 2017 waren es „nur“ 5,6 Prozent. Im Jahr 2014 waren die Preise lediglich um 4,4 Prozent gestiegen.

Bei derartigen Preissteigerungsraten ist es dann auch nicht überraschend, dass immer weniger Menschen Besitzer der Wohnung sind, in der sie leben. Zählten im Jahr 2007 noch 74,5 Prozent der Einwohner des Großherzogtums als Besitzer der eigenen vier Wände, so ist ihr Anteil 2020 auf 68,4 Prozent zurückgegangen. Das ist erstmals weniger als der europäische Durchschnitt und dürfte langfristig zu steigenden Ungleichheiten führen. Für das Vermögen der einzelnen Haushalte spielt es hierzulande nämlich eine große Rolle, ob die eigene Wohnung gekauft oder gemietet wird. Wer sein Haus gekauft hat, der hat später deutlich mehr Vermögen als der, der sich für die Miete entschieden hat.

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Eine Alternative sind für viele Luxemburger Angebote im grenznahen Ausland. Aber: Auch jenseits der Grenze steigen die Preise rasant.

Leila
6. Juli 2022 - 10.34

"Die Geschwindigkeit, mit der die Preise für Wohnungen zulegen" so geschwind werden Gebäude ohne die nötige Sorgfalt hochgezogen mit entsprechender Lebensdauer, Enttäuschungen, Stress und endlos Ärger vorprogrammiert...

Konrad
5. Juli 2022 - 19.32

Luxusburg wird immer mehr unattraktiver für Normalverdiener.

Blocki
30. Juni 2022 - 17.57

Nur weiter so, Wohnungsbau-Mafia lässt grüssen.