Gekommen, um zu bleibenHomeoffice-Entwicklung im Jahr 2021 – Luxemburg zählt weiter zu den Spitzenreitern

Gekommen, um zu bleiben / Homeoffice-Entwicklung im Jahr 2021 – Luxemburg zählt weiter zu den Spitzenreitern
2020 wird in Europa als Jahr der Telearbeit in die Geschichte eingehen Foto: dpa/Sebastian Gollnow

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Nach einem rasanten Anstieg des Anteils der Erwerbstätigen im Homeoffice im Corona-Jahr 2020 ist die Quote der Menschen in Heimarbeit 2021 europaweit weiter gestiegen. Nicht jedoch in Luxemburg.

Bereits seit vielen Jahren wird über Stichwörter wie Homeoffice oder „Télétravail“ geredet und debattiert. Realität war sie bis im Jahr 2020 jedoch nur für eine kleine Minderheit der arbeitenden Bevölkerung. In Luxemburg wie in ganz Europa war die Quote während Jahren fast unverändert geblieben. Zwischen 2010 und 2019 hatte es beim Anteil der Menschen, die „normalerweise“ von zu Hause aus arbeiten, kaum Bewegung gegeben.

Im Jahr 2019 arbeiteten in Luxemburg nur 11,6 Prozent der Erwerbstätigen „für gewöhnlich“ von zu Hause aus. Europaweit lag der Durchschnitt mit 5,4 Prozent noch deutlich niedriger. Spitzenreiter waren Finnland und die Niederlande mit 14,1 Prozent. In Rumänien hingegen waren es nur 0,8 Prozent.

Mit dem Aufkommen von Corona wurde das auf einem Schlag anders. Von einem Tag auf den anderen musste aus gesundheitlichen Gründen plötzlich ein gewaltiger Anteil der Beschäftigten von zu Hause aus arbeiten.

Europaweit hatte sich so die Zahl der Erwerbstätigen, die im Normalfall im Homeoffice arbeiten, im Jahr 2020 dann praktisch verdoppelt: auf 11,3 Prozent. In Luxemburg war die Quote auf 23,1 Prozent gestiegen – in Finnland sogar auf 25,1 Prozent. Und es funktionierte: Die Betriebe liefen weiter – die Staus auf den Straßen wurden kleiner.

Rechnet man den Anteil der Menschen hinzu, die „manchmal“ im Homeoffice arbeiteten, dann wird die Quote noch beachtlicher: Insgesamt hat dies die Quote der Menschen in Heimarbeit europaweit auf 20,4 Prozent in 2020 nach oben getrieben. Beim Spitzenreiter Luxemburg war der Anteil der Erwerbstätigen, die (manchmal und/oder normalerweise) von zu Hause aus arbeiten, auf stolze 47,5 Prozent hochgeschnellt.

2020 war Luxemburg Spitzenreiter

Die Entwicklung scheint zudem nicht nur ein kurzer „Sturm im Wasserglas“ gewesen zu sein: Auch im Jahr 2021, viele Monate nach dem ersten, harten Corona-Stillstand, war die Zahl der Menschen im Homeoffice immer noch deutlich höher als in den Vorjahren, wie neue Zahlen von Eurostat zeigen.

Europaweit war 2021 im Schnitt 24,6 Prozent der arbeitenden Bevölkerung (im Normalfall oder manchmal) im Homeoffice. Noch einmal ein deutlicher Anstieg verglichen mit dem Vorjahr. Spitzenreiter sind nunmehr die Niederlande und Schweden mit einer Quote von 53,8 bzw. 46,2 Prozent, gefolgt von Luxemburg (mit 45,1 Prozent) und Finnland (41 Prozent). Am niedrigsten war die Quote der Erwerbstätigen im „Télétravail“ in Bulgarien (6,5 Prozent) und in Rumänien (6,6 Prozent). In fast jedem der 27 EU-Mitgliedstaaten war die Quote 2021 weiter gestiegen.

Der nachhaltige Anstieg in ganz Europa deutet darauf hin, dass Homeoffice gekommen ist, um zu bleiben. Die Corona-Krise hat den Mitarbeitern gezeigt, was in puncto „Télétravail“ möglich ist. Manche wollen darauf nicht mehr verzichten. Viele Angestellte schätzten die neu gewonnene Flexibilität, die Freiheit, Arbeit, Freizeit und Familie selbst koordinieren zu können. Das lästige Pendeln zur Arbeit und wieder zurück fällt weg. Für die Firmen hat es sich zu einer Frage der Attraktivität im Kampf um Talente entwickelt.

Zu den drei Ländern, in denen die Quote letztes Jahr nicht gestiegen ist, zählten Luxemburg, Polen und Österreich. Rückläufig war hierzulande die Zahl der Menschen, die „manchmal“ im Homeoffice arbeiten. Ihr Anteil an den Erwerbstätigen ist von 24,4 Prozent (im Jahr 2020) auf nur noch 17 Prozent im Jahr 2021 gefallen, unter das Niveau von vor Corona. Deutlich gestiegen ist derweil der Anteil an der arbeitenden Bevölkerung, die „für gewöhnlich“ von zu Hause aus arbeiten (von 23,1 auf 28,1 Prozent). Das ist zwei bis drei Mal mehr als in den Jahren vor Corona.

54,9 Prozent arbeiten nie von zu Hause aus

In den Eurostat-Zahlen verstecken sich weitere interessante Details. So arbeiteten 2021 in Luxemburg 54,9 Prozent (2019: 66,9 Prozent) der Erwerbstätigen nie von zu Hause aus. Europaweit waren es im Schnitt 75,4 Prozent. Der Anteil der Frauen im Homeoffice ist hierzulande leicht höher als derjenige der Männer. Nur 27,6 Prozent der Angestellten arbeiteten 2021 im Großherzogtum für gewöhnlich im Homeoffice – jedoch 34,4 Prozent der Selbstständigen.

Im Gegensatz zum restlichen Europa dürfte der Anteil der Erwerbstätigen im Homeoffice in Luxemburg in den kommenden Jahren nicht mehr so rasant steigen wie 2020. Ein Faktor, der besonders hierzulande bremsend auftreten wird, ist, dass die coronabedingten Sonderregeln im Laufe dieses Jahres auslaufen werden. Zwar wird Heimarbeit für Grenzgänger nicht verboten, jedoch werden sie steuerlich auch nicht mehr speziell gefördert. Im Normalfall müssen Grenzgänger, wenn sie mehr als eine gewisse Zahl Tage von zu Hause aus arbeiten, ihre Steuern am Wohnsitz zahlen. Das wäre weniger attraktiv für die Betroffenen – und Luxemburg würde einen Teil der für die Staatsfinanzen so wichtigen Lohnsteuer verlieren.

Weniger Heimarbeit – mehr Stau auf den Straßen

Hinzu kommt, dass auch die Regierung kein allgemeines Recht auf Homeoffice eingeführt hat. Dies wohl vor allem aus dem eben erwähnten steuerlichen Grund sowie auch aus anderen wirtschaftlichen Erwägungen. Vor allem die Einzelhändler und Restaurantbesitzer in Luxemburg-Stadt, die vom Verbrauch der dortigen Arbeitnehmer leben, hätten mit Umsatzeinbußen zu kämpfen, hatte beispielsweise der „Conseil économique et social“ zu bedenken gegeben.

Trotz aller Vorteile für Umwelt und Straßenbelastung wird die Zeit, die Pendler im Stau verbringen müssen, künftig demnach wieder länger werden. Das Homeoffice war eine Wohltat für die Situation auf Luxemburgs Straßen: Dank Krise und Telearbeit haben Autofahrer, die nach Luxemburg-Stadt wollten, 2020 insgesamt zwei Tage und neun Stunden weniger in Staus verbracht als noch im Vorjahr. „Nur“ 105 Stunden haben Autofahrer rund um Luxemburg-Stadt 2020 im Schnitt im Stau gestanden, so der Navi-Hersteller TomTom. Im Jahr vor Corona (2019) waren es 163 Stunden Stau.

Mit der schrumpfenden Quote der Erwerbstätigen in Telearbeit, der wachsenden Bevölkerung sowie der weiter stark steigenden Zahl an Arbeitsplätzen hat sich die „Zahl der Stunden im Stau“ bereits 2021 wieder verschlechtert. Auf insgesamt 118 Stunden beziffert TomTom den Zeitverlust, den Menschen in dem Jahr in Kauf nehmen mussten, die täglich zu den Hauptverkehrszeiten zur Arbeit fahren mussten. Künftig werden es wohl erneut mehr werden.

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