SchülerartikelDer Vergleich zwischen Putin und Hitler

Schülerartikel / Der Vergleich zwischen Putin und Hitler
Immer öfter wird Wladimir Putin mit Adolf Hitler gleichgesetzt Foto: AFP

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Immer öfter werden Parallelen zwischen dem russischen Präsidenten und Hitler gezogen. Doch wie konnte es so weit kommen, dass Putin mit dem berüchtigten Diktator verglichen wird, und ist dieser Vergleich überhaupt vertretbar?

Sobald in der Gegenwart Krieg herrscht, wird auf die Vergangenheit zurückgegriffen und Vergleiche zwischen der momentanen und der früheren Begebenheit werden gezogen. Dies tritt nun auch angesichts der Ukraine-Krise auf. So kam es in den vergangenen Wochen vermehrt zu Vergleichen zwischen Putin und Hitler und ihren jeweiligen Einmärschen in die Ukraine und Polen. Putin wurde von manchen sogar als „gelehriger Schüler Hitlers“ bezeichnet. Historiker sind sich einig: Hitler kann nicht mit Putin verglichen werden.

Die unmenschlichen Taten Hitlers, des Hauptverantwortlichen des Zweiten Weltkriegs und der grausamen Morde von 6 Millionen Juden, könne man nicht mit Putins Verbrechen, so unmoralisch und falsch sie auch sein mögen, auf eine Stufe stellen. Laut Holocaust-Forscher Götz Aly heißt vergleichen jedoch nicht gleichstellen. Daher hält er es für legitim, einige Parallelen zu ziehen. Doch worin liegen diese Parallelen?

Zunächst lassen sich gewisse Muster in der Rechtfertigung des Krieges erkennen. Während Hitler vom „Polnischen Terror“ sprach, vor dem die Auslandsdeutschen geschützt werden müssten, verurteilt Putin die „Neonazi-Regierung“ der Ukraine. Diese Aussage ergibt jedoch keinen Sinn. Zwar gibt es wohl Neonazis in der Ukraine, doch das Land wird zweifelsfrei nicht von diesen geführt. Auch der Fakt, dass der ukrainische Präsident Selenskyj selbst Jude ist, beweist, wie sinnlos diese Behauptungen sind. Auch in dieser Art, wie Putin und Hitler die Wahrheit verdrehen und Lügen verbreiten, lassen sich Gemeinsamkeiten erkennen.

Leere Worte

Des Weiteren betont Putin immer wieder, dass sein Ziel Frieden sei, doch auch zu Beginn des 2. Weltkrieges wurde betont, dass „der Führer nur Frieden wolle“. Viel Menschen stehen dieser Aussage daher mit gemischten Gefühlen gegenüber. Auch in der Bezeichnung des Krieges lassen sich Muster finden. Während Putin seinen Angriff eine „militärische Sonderoperation“ nennt, beschönigte der damalige Propagandaminister Joseph Goebbels 1939 die Invasion Polens mit dem Begriff „Gegenschlag gegen die polnischen Attacken“.

Eine weitere Parallele, die ins Auge sticht, ist die Art und Weise, wie Putin mit Kritik an seiner „Sonderoperation“ umgeht. Jeglicher russische Demonstrant stellt sich hohen Risiken. So drohen Bürgern in Russland, die die Militäroperation als Krieg bezeichnen, bis zu 15 Jahre Haft. Dies erinnert erschreckend an Hitler, der seine Kritiker öffentlich hinrichten oder in Konzentrationslager deportieren ließ. Bilder, in denen russische Polizisten eine ältere Dame bei einer friedlichen Demonstration rücksichtslos und gewaltsam festnehmen, gingen um die Welt. Dieses rabiate Vorgehen gegenüber schwachen, wehrlosen Bürgern, löste weltweites Entsetzen aus.

Doch so augenfällig und erschreckend diese Parallelen zwischen dem deutschen Diktator und dem russischen Präsidenten auch sein mögen, liegt es zum jetzigen Zeitpunkt jedoch fern, Putin einen neuen Hitler zu nennen. Hitler, der einen Weltkrieg ausgelöst hat, dem mehr als 60 Millionen Menschen zum Opfer gefallen sind, hat weitaus schlimmere Verbrechen begangen als der russische Präsident. Trotzdem dürfen Putins Taten nicht beschönigt werden, denn die militärische Invasion in ein unabhängiges Land ist inakzeptabel. Zudem ist man erst am Anfang des Krieges und somit kann niemand ausschließen, dass es lediglich bei einem regionalen Konflikt bleibt.

Abgesehen von den Differenzen in der Gravität ihrer Verbrechen, unterscheidet Putin und Hitler auch ihr Ziel. Putin möchte sicherstellen, dass die Ukraine, die bisher als eine Art „Puffer“ zwischen Russland und dem Westen diente, unter russischem Einfluss bleibt und möchte eine Annäherung dieses Landes mit dem Westen und somit der EU und der NATO verhindern. Hitlers Ziele hingegen waren das Ausrotten des gesamten jüdischen Volkes und das Erschaffen einer „arischen Rasse“, eine Ideologie, die weit entfernt von Putins Zielen liegt. In dieser Diskussion ist es also wichtig zu unterstreichen, dass Vergleichen nicht Gleichsetzen bedeutet. Es ist legitim, Parallelen hervorzuheben, Putin als neuen Hitler zu betiteln, ist jedoch zum jetzigen Zeitpunkt schlichtweg falsch.

forumpost
25. Juni 2022 - 16.08

Man sollte auch Vergleiche mit dem Ersten Weltkrieg nicht ausser Acht lassen: Aus einem regionalen Konflikt wurde ein Weltenbrand, weil NATO-ähnliche Bündnisse sich auf beiden Seiten verpflichtet fühlten, den ursprünglichen Kontrahenten beizuspringen und sich gegenseitig den Krieg zu erklären. Genau das würde schnell auch heute wieder passieren, wenn die Ukraine bereits NATO-Mitglied wäre.