Ukraine-Krieg„Wir sind bereit“: Selenskyj erwartet vor Gipfel-Marathon verstärkte russische Angriffe

Ukraine-Krieg / „Wir sind bereit“: Selenskyj erwartet vor Gipfel-Marathon verstärkte russische Angriffe
In Pokrowsk in der Ukraine helfen Freiwillige einer älteren Frau, die aus dem Kriegsgebiet evakuiert wurde Foto: dpa/Efrem Lukatsky

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Ab Donnerstag reiht sich ein Gipfeltreffen ans andere. Selenskyj rechnet vor einer EU-Entscheidung mit schweren Angriffen. Russische Truppen nahmen unterdessen weitere Gebiete im Osten der Ukraine ein.

Russland wird nach Einschätzung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj seine Angriffe in den kommenden Tagen angesichts der Beratungen über das Beitrittsgesuch seines Landes zur Europäischen Union verstärken. „Diese Woche sollten wir von Russland eine Intensivierung seiner feindlichen Aktivitäten erwarten“, sagte Selenskyj in seiner Videoansprache in der Nacht zum Montag. „Wir sind bereit.“ Die 27 EU-Staats- und Regierungschefs werden bei ihrem Gipfel am Donnerstag und Freitag voraussichtlich entscheiden, dass die Ukraine den Status eines Beitrittskandidaten erhält.

Die Folgen des russischen Angriffs auf die Ukraine werden auch im Vordergrund des G7-Gipfels in Deutschland stehen, der am kommenden Sonntag beginnt. Bei dem dreitägigen Treffen wollen die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden westlichen Industrieländer darüber reden, wie die Ukraine mittel- und langfristig unterstützt werden kann. Die G7-Partner wollen sich auch zu den Energiesanktionen gegen Russland abstimmen. Der G7 gehören Deutschland, die USA, Kanada, Großbritannien, Frankreich, Italien und Japan an. Auch US-Präsident Joe Biden wird bei dem Treffen in Bayern erwartet.

Beendet wird die Gipfelwoche am Donnerstag nächster Woche in Madrid. Am 29. und 30. Juni treffen sich die Staats- und Regierungschefs der 30 NATO-Mitglieder in der spanischen Hauptstadt. Dabei geht es vor allem um die Anträge Finnlands und Schwedens auf Beitritt zur transatlantischen Allianz. Die Türkei blockiert bislang den erforderlichen einstimmigen Beschluss für die Aufnahme der beiden Nordländer.

Kämpfe im Osten

Das Kriegsgeschehen fokussierte sich unterdessen weiter im Gebiet der Stadt Sjewjerodonezk in der Ost-Ukraine. Die prorussischen Separatisten nahmen am Montag nach eigenen Angaben die Ortschaft Toschkiwka rund 25 Kilometer südlich der Industriestadt ein. Von ukrainischer Seite wurde den Russen in dem Gebiet „ein gewisser Erfolg“ zugesprochen. 

In Sjewjerodonezk, wo vor dem Krieg rund 100.000 Menschen lebten, kontrollieren russische Truppen laut Bürgermeister Olekander Struk zwei Drittel der Stadt. „Ich hoffe, die Stadt wird gehalten“, sagte Struk. Das britische Verteidigungsministerium hatte am Sonntag erklärt, im Frontverlauf gebe es „wenig Veränderungen“.

Auch die südukrainische Stadt Odessa wurde nach Angaben eines Sprechers der Regionalverwaltung wieder von mehreren Explosionen erschüttert. Die Detonationen seien nach dem Ertönen von Alarmsirenen zu hören gewesen. Angaben über Opfer gab es zunächst nicht. Die Ukraine hatte zuvor nach russischen Angaben Ölplattformen vor der Küste der Krim unter Beschuss genommen.

Russland hat Litauen unterdessen „offen feindselige“ Beschränkungen des Bahn-Frachtverkehrs in die russische Exklave Kaliningrad im Zuge der EU-Sanktionen vorgeworfen und damit die Spannungen mit den baltischen Staaten angeheizt. Sollte der Frachttransit zwischen Kaliningrad und dem Rest Russlands über litauisches Gebiet nicht rasch vollständig wiederhergestellt werden, behalte sich Russland „das Recht auf Handlungen zum Schutz seiner nationalen Interessen vor“, warnte am Montag das Außenministerium in Moskau. 

Nach Deutschland wollen nun auch die Niederlande wegen der gedrosselten russischen Gaslieferungen verstärkt auf Kohlekraftwerke setzen. Energieminister Rob Jetten kündigte am Montag in Den Haag die Aufhebung aller zuvor beschlossenen Beschränkungen für Kohlekraftwerke an. Die Kraftwerke „können damit wieder mit voller Kapazität laufen statt mit maximal 35 Prozent“, sagte er. Die Regierung rief zudem die erste Phase einer Gas-Krise, die Frühwarnung, aus. Der russische Energiekonzern Gazprom hatte im Mai seine Lieferungen in die Niederlande gestoppt. Er begründete dies mit der Weigerung des niederländischen Energieversorgers Gasterra, in Rubel zu zahlen. (Reuters, AFP, dpa)