EditorialNoch immer Schubladendenken: Nach dem Coming-out von Profifußballer Jake Daniels 

Editorial / Noch immer Schubladendenken: Nach dem Coming-out von Profifußballer Jake Daniels 
Nicht in allen Stadien der Welt wird diese Einstellung gelebt Foto: dpa/Darko Vojinovic

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Und der Tag wird kommen, an dem wir alle unsere Gläser heben,

durch die Decke schweben, mit ’nem Toast den hochleben lassen.

Auf den Ersten, der’s packt, den Mutigsten von allen.

Der Erste, der’s schafft, es wird der Tag sein,

an dem wir die Liebe, die Freiheit und das Leben feiern.

Jeder liebt den, den er will, und der Rest bleibt still.

Ein Tag, als hätte man gewonnen.

Dieser Tag wird kommen.

(Auszug aus „Der Tag wird kommen“ von Marcus Wiebusch)

Für Jake Daniels kam dieser Tag am 16. Mai 2022. Es handelt sich um die absolute Ausnahme, einen Einzelfall. Denn das Versteckspiel unter Männern, wie es das RedaktionsNetzwerk Deutschland treffend beschrieb, wird im Profifußball wahrscheinlich so bald kein Ende nehmen. Die Tatsache, dass dieses Coming-out derart hohe Wellen in der internationalen Presse schlägt, zeigt eigentlich nur, wie festgefahren die Einstellungen in der Branche sind. 

Dabei steht eines fest: Das 17-jährige Sturmtalent des englischen Zweitligisten FC Blackpool erlangte seinen Bekanntheitsgrad aus den falschen Gründen. Nicht durch Tore oder seinen raschen Aufstieg in die Profimannschaft des Vereins, sondern aufgrund seiner sexuellen Orientierung, die er mutigerweise öffentlich machte. Damit ist er momentan der einzige homosexuelle Profikicker in Europa – offiziell. Für ihn endete ein belastendes Doppelleben, scheinheilige Fotos mit angeblichen Freundinnen und eine massive Vertuschung für die Außenwelt. 

Doch der eigentliche Kampf steht ihm erst bevor. Er ist über Nacht zu einer Zielscheibe für homophobe Attacken in einer erbarmungslosen Kicker-Welt geworden. „Viele Fußballer wollen als maskulin gelten. Schwul zu sein, gilt bei vielen Menschen noch gleich schwach zu sein“, sagte er (welt.de). Auf ihn könnten harte Tage in den Stadien warten. „Schwule sind auf dem Platz ein leichtes Ziel. Auch ich muss noch lernen, mit dem Gedanken umzugehen: Ich spiele Fußball und kann das Ziel homophober Anwürfe werden. Aber ich spiele nun mal Fußball, sie zahlen, um mich Fußball spielen zu sehen, und ich lebe mein Leben. Ich verdiene mein Geld damit und ich denke mittlerweile: Schreit, was ihr wollt, es macht keinen Unterschied für mich.“ 

Mentale Stärke, die darauf hindeutet, dass sein Schritt wohlüberlegt war. Daniels sagte, er wolle Vorbild werden. Doch der Profifußball, wie man ihn heute kennt, ist dafür noch nicht bereit. In Frankreich gab es 2019 eine ganze Reihe von Skandalen, verbalen Attacken und Spielabbrüchen. Verbandspräsident Noël Le Graët verrannte sich damals in einer Differenzierung, die einen Sturm der Entrüstung ausgelöst hatte: Rassismus sei in seinen Augen schlimmer als homophobe Schmähungen. Dass Idrissa Gueye (Paris Saint-Germain) gerade wieder einen Aktionsspieltag gegen Homophobie „verpasst“ hat (angeblich wollte er später kein Regenbogentrikot tragen), ist nur ein Beispiel unter vielen – aber auch ein Zeichen dafür, dass die Problematik eben nicht nur auf den Rängen, sondern auch in den Kabinen besteht. Da helfen, wenige Monate vor einer Weltmeisterschaft in Katar, auch keine Eckfahnen mit Regenbogenstreifen.

Fakt ist, dass Daniels für den Rest des Lebens mit einem Stempel herumlaufen wird. Er wird für immer „der erste Schwule“ sein. Vielleicht werden ihm irgendwann ein paar andere Fußballer auf diesem Weg folgen. Sein Mut ist jedenfalls bemerkenswert. 

Jeff
26. Mai 2022 - 8.44

Et ass net den éischten Futtballist den sech geoutet huet. Hitzelsberger a co sinn him joeren viraus.

Danielle Tara
25. Mai 2022 - 9.54

Soulang mir all matmachen ennert sech och neischt….Quatar WM….Olympiade Pekin….F1 Bahrein….WM Russland……usw……