SpanienMehr Altlast als Altkönig – Juan Carlos sorgt mal wieder für Empörung

Spanien / Mehr Altlast als Altkönig – Juan Carlos sorgt mal wieder für Empörung
„Wenig beispielhafte Handlungen“: Altkönig Juan Carlos ist zurück in Spanien Foto: AFP/Oscar Del Pozo

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

In Spanien hat die Rückkehr von Altkönig Juan Carlos für einen Eklat gesorgt. Sein Benehmen schade der Monarchie, heißt es aus der Mitte-links-Regierung. Viele Spanier sehen das ähnlich.

Keine Spur von Reue, keine Spur von Bescheidenheit. Stattdessen ein pompöser fünftägiger Besuch aus dem arabischen Exil in der Heimat. Ein Besuch, mit dem Spaniens Skandalkönig Juan Carlos klarmachte, dass er sich nicht vor der Öffentlichkeit verstecken werde. Und dass er wegen seiner früheren fragwürdigen Finanzgeschäfte in seiner Zeit als königliches Staatsoberhaupt keinerlei Gewissensbisse hat.

Als ihn eine spanische Reporterin vor laufender Kamera fragte, ob er daran denke, eine Erklärung zu seinen Fehltritten abzugeben, antwortete Juan Carlos aus dem offenen Autofenster heraus: „Eine Erklärung? Wozu?“ Dann geht das Autofenster hoch. Man hört aber noch, wie Ihre Majestät in heiteres Lachen ausbricht. Ein Humor, der von vielen Spaniern als beschämend und peinlich empfunden wurde.

Weiterer Schaden

Wenig später meldet sich Spaniens Mitte-links-Regierung zu Wort, in der die sozialdemokratisch orientierten Sozialisten und die Linkspartei Podemos sitzen. Regierungssprecherin Isabel Rodríguez kritisiert hart den König im Ruhestand, der mit Steuerbetrügereien und anderen Skandalen die Monarchie ins Wanken brachte. „Juan Carlos hat die Chance verpasst, Rechenschaft abzulegen und um Entschuldigung zu bitten“, sagt sie am Montagmorgen im staatlichen Radio RNE.

Und sie wirft ihm vor, mit seiner alles anderen als diskreten Rückkehr nach Spanien der Monarchie weiteren Schaden zuzufügen. „Juan Carlos hätte sich umsichtiger verhalten können bei seinem ersten Besuch.“ Die spanische Gesellschaft sei enttäuscht über die „wenig ethischen und wenig beispielhaften Handlungen“ des früheren Monarchen, der 2014 abdankte und die Krone an seinen Sohn Felipe übergab.

Nach fast zwei Jahren im selbstgewählten Exil in den Vereinigten Arabischen Emiraten hatte Juan Carlos am Donnerstag erstmals wieder spanischen Boden betreten. Allerdings war er nicht bescheiden mit einem Linienflug gekommen, sondern – wie in alten Zeiten – in einem luxuriösen Gulfstream-Privatjet. Ein Flugzeug, dessen Anmietung üblicherweise rund 100.000 Euro kostet.

Die vielen Luxusreisen in Privatjets, mit denen er in der Vergangenheit zu seinen Liebschaften, zu Jagdausflügen und zu reichen arabischen Freunden flog, hatten Juan Carlos mit dem Gesetz in Konflikt gebracht. Vor allem, weil er diese Flüge über ein Schwarzgeldkonto in der Schweiz bezahlte, das aus dunklen Finanzquellen gefüllt wurde. Um einen Steuerbetrugsprozess zu vermeiden, musste er deswegen mehrere Millionen Euro an den Fiskus nachzahlen.

Segeln in der Heimat

Juan Carlos hatte seinen Heimatbesuch mit einem langen Segelwochenende in dem spanischen Atlantikort Sanxenxo begonnen. Ein Ort, dessen Einwohner dem alten König immer noch zu Füßen liegen, weil Juan Carlos hier seit Jahrzehnten an Bootsregatten teilnimmt. Durch ihn ist Sanxenxo berühmt geworden, was der Kleinstadt einen touristischen Boom bescherte.

Wohl auch deswegen wurde ihm dort nun der rote Teppich ausgerollt. Der Bürgermeister kam zur Begrüßung. „Es lebe der König“, riefen Schaulustige, die sich am Hafen versammelt hatten, wo die königliche Segeljacht „Bribón“ lag. Juan Carlos winkte zurück und machte das Siegeszeichen.

In Spaniens Hauptstadt Madrid, wo Juan Carlos an diesem Montag seinen Sohn, den aktuellen König Felipe, besuchte, war der Empfang eisiger. Am Sonntag hatten einige Hundert Menschen vor dem historischen Königspalast in Madrids City gegen Juan Carlos demonstriert. Sie bezeichneten ihn als „Dieb“ und forderten die Abschaffung der Monarchie.

„Kühle und Misstrauen“ bestimme das Klima zwischen Juan Carlos und Felipe, berichten spanische Medien. Der 54 Jahre alte Felipe hatte sich vor zwei Jahren von seinem Vater losgesagt, nachdem immer neue Einzelheiten über dessen zwielichtige Geschäfte bekannt wurden: prall gefüllte Schwarzgeldkonten im Ausland, auf denen obskure Geldzahlungen – möglicherweise Schmiergelder – eingingen; der Verdacht der Geldwäsche über Briefkastenfirmen in der Karibik.

Tiefe Imagekrise

Einzelheiten über das als „privat“ deklarierte Treffen zwischen Juan Carlos und Felipe wurden am Montag zunächst nicht mitgeteilt. Aber es liegt nahe, dass König Felipe seinen Vater erneut bat, die Zukunft der Monarchie nicht weiter durch immer neue Eskapaden in Gefahr zu bringen. Felipe muss seit Jahren gegen die tiefe Imagekrise des Königshauses kämpfen, die ihm sein Vater bescherte.

Doch den scheinen diese Appelle wenig zu kümmern. Juan Carlos sehe nicht seine Fehler und bewege sich in einer Scheinwelt fern der Wirklichkeit, kommentierte Spaniens einflussreiche Zeitung El País in einem Meinungsbeitrag. Am Montagnachmittag flog der Altkönig wieder zurück nach Abu Dhabi. Natürlich erneut im edlen Privatjet.

Doch der nächste Besuch, der Spanien neue Peinlichkeiten bescheren könnte, ist schon geplant. Und zwar am 10. Juni. Dann wolle Juan Carlos, so hört man, ganze zwei Wochen in Spanien bleiben.

Romain C.
25. Mai 2022 - 8.30

Der Ex König bewegt sich in einer Scheinwelt fern der Wirklichkeit. Da ist er nicht der einzige, in guter Gesellschaft mit anderen Presidenten und Regierenden. Könnte dies vielleicht das Paralleluniversum sein?