MobilitätWas der nationale Mobilitätsplan 2035 für den Süden vorsieht

Mobilität / Was der nationale Mobilitätsplan 2035 für den Süden vorsieht
PNM2035: der urbane Süden Illustration: MMTP

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Was bedeutet der nationale Mobilitätsplan für den Süden und welche konkreten Projekte zur Verbesserung der Mobilität gibt es? Diese und andere Fragen hat Minister François Bausch bei einer Bürgerveranstaltung in Belval beantwortet.

Vor einem Monat stellte Mobilitätsminister François Bausch („déi gréng“) den nationalen Mobilitätsplan 2035 (PNM2035) der Öffentlichkeit vor. Ausgangspunkt ist ein projiziertes Wirtschaftswachstum von drei Prozent, was bis 2035 die Mobilitätsnachfrage in Luxemburg um 40 Prozent wachsen lassen würde. Ziel des nationalen Mobilitätsplans ist, diese 40-prozentige Steigerung der Bewegungen mit weniger Autos als 2017 zu bewältigen. Wie das genau geschehen soll, erklärt Bausch den Bürgern momentan auf zehn öffentlichen Versammlungen. Vergangenen Donnerstag war er in Belval, um auf die Details für den Süden des Landes einzugehen. Allerdings hielt sich das Interesse doch arg in Grenzen, war der große Saal der Universität mit rund 70 Zuhörern dünn besetzt.

Mobilitätsminister François Bausch machte vergangene Woche Station im Süden 
Mobilitätsminister François Bausch machte vergangene Woche Station im Süden  Foto: Editpress/Tania Feller

Während sich 49% aller Bewegungen des Landes in und um die Stadt Luxemburg konzentrieren, ist der urbane Raum im Süden mit 15% aller Bewegungen vertreten (Luxmobil-Erhebung 2017). Neben Esch und Belval gehören die stark besiedelten Ortschaften von Petingen bis nach Düdelingen bzw. Bettemburg zu diesem urbanen Raum. Obwohl dicht besiedelt, liegen hier die Anteile der Bewegungen mit öffentlichen Transportmitteln (13%) und mit dem Fahrrad (1%) auf dem Niveau der ländlichen Gegenden des Landes, was laut PNM2035 „den Mangel an Infrastruktur für Bus- und Radverkehr verdeutlicht“. Ausgenommen in der Statistik von 2017 sind Esch und Belval, die allerdings nicht besser abschneiden. Im Gegenteil: Dort wird für 70% aller zurückgelegten Wege das Auto benutzt (zum Vergleich: Hauptstadt 61%). 

Mit 260.000 mehr Bewegungen pro Tag rechnet das Mobilitätsministerium für 2035 im Vergleich zu 2017 für den urbanen Süden (von 537.000 auf 797.000). Diese sollen mit einer kleinen Steigerung beim Autoverkehr (+44.000) und einer starken Steigerung beim öffentlichen Transport (+84.000) sowie der Bewegungen mit dem Rad (+80.000) und zu Fuß (+57.000) bewältigt werden. Im Prozentzahlen ausgedrückt, soll das Verhältnis der Bewegungen pro Transportmittel 2035 so aussehen: motorisierter Individualverkehr von 72% (2017) auf 54% (2035), öffentlicher Transport von 14% auf 20%, Radfahrten von 1% aus 10% und Fußmärsche von 13% auf 16%.

„Rückgrat Eisenbahn“

Um das Kräfteverhältnis derart zu verändern, wird adäquate Infrastruktur gebraucht, weiß auch François Bausch. Da ist zunächst einmal die Investition in die Qualität des öffentlichen Transports. Übergeordnetes Ziel soll sein, mit maximal einmal Umsteigen sein Ziel zu erreichen. Rückgrat des öffentlichen Transports ist die Eisenbahn. Differdingen als drittgrößte Stadt des Landes soll eine verbesserte Verbindung in Richtung Zentrum bekommen. Ein Gleisdreieck zwischen Niederkorn und Bascharage – Differdingen soll das gewährleisten. Gleichzeitig wird dadurch die Möglichkeit von Direktverbindungen zwischen Bascharage/Sanem und den Haltestellen der CFL-Linie 60 (Luxemburg – Esch – Rodange) geschaffen.

In Beles entsteht ein neuer multimodaler Knotenpunkt in der Nähe des Rathauses. Aus den bisher zwei Beleser Bahnhöfen soll ein zentraler werden. Ein Bahnhof wird ebenfalls im neuen Stadtviertel Esch-Schifflingen gebaut. Wird dann auch noch der „Crassier Terres Rouges“ urbanistisch erschlossen, ist ein neuer Kopfbahnhof am Ende der Fußgängerzone geplant. Dann würde der aktuelle Escher Bahnhof verschwinden. Genau wie die Zugstrecke zwischen Esch und Audun-le-Tiche zugunsten eines Buskorridors verschwinden soll. Letzte größere Neuerung im PNM2035 in Sachen Eisenbahn ist ein neuer Bahnhof im zukünftigen Viertel Kayl-Nord. Zudem soll die Käldall-Stichbahnstrecke mit der Endhaltestelle Rümelingen ausgebaut werden. Genau wie die Düdelinger Strecke, sodass es ab 2028 zwei Direktverbindungen pro Stunde zwischen Volmerange-les-Mines und Dommeldingen geben könnte. In Düdelingen ist zudem geplant, die Bahnübergänge durch Unterführungen zu ersetzen. 

Die Bus-Hochleistungskorridore (gelb) in und um Esch
Die Bus-Hochleistungskorridore (gelb) in und um Esch Illustration: MMTP

Bereits vor zwei Jahren vorgestellt wurde das Projekt des multimodalen Korridors an der A4, der Escher Autobahn. Von der Cloche d’Or bis nach Beles wird die Tram zirkulieren, wobei zwischen Leudelingen und Foetz der schnelle Teil der Verbindung ohne Zwischenstopp liegt. Anschließend verwandelt sie sich sozusagen in eine innerstädtische Straßenbahn, die das neue Viertel Esch-Schifflingen mit Belval verbindet, dabei entlang des Boulevard Grande-Duchesse Charlotte in Lallingen, via Benelux-Platz und Beleser Straße Raemerich respektive Belval erreicht. Endstation ist vor der Gemeinde in Beles. Die schnelle Tram verläuft im multimodalen Korridor neben der Autobahn, die zugunsten von Bussen und dem „Co-voiturage“ ausgebaut wird. Neben ihr entsteht ein Rad-Expressweg. Ein solcher Weg wird momentan bereits zwischen Bettemburg und der Hauptstadt gebaut. 

Hochleistungskorridore für den Bus

Das Busnetz spielt im nationalen Mobilitätsplan 2035 im Süden ebenfalls eine entscheidende Rolle. „Die Einrichtung von Umsteigeknoten und Buspriorisierungen bei der Einfahrt in und der Durchfahrt durch die Ballungsgebiete ist eine Voraussetzung für den Betrieb eines leistungsfähigen und zuverlässigen Busnetzes als attraktive Alternative zum Auto“, heißt es. Das soll über Bus-Hochleistungskorridore (CHNS) geschehen. In diesen Korridoren wird der Busverkehr priorisiert. Zwei solcher Korridore sollen durch Esch verlaufen (Beles – Raemerich, Nonnewisen, Beneluxplatz, Rathaus und Audun-le-Tiche – Brill, Esch-Schifflingen). Eine Studie zu den CHNS soll 2023 vorstellt werden, kündigte Bausch an.

Für den Süden stehen zudem zwei große Straßenbauprojekte im Vordergrund. Die Liaison Micheville soll den Durchgangsverkehr aus Esch verbannen und völlig neue Gestaltungsmöglichkeiten für die Straßen in der Stadt bieten. Die Verbindung zwischen der A13 und der A4 wird zudem neu gestaltet. Für das Auto gilt prinzipiell: Man kommt überall mit ihm hin, jedoch unter Umständen nicht mehr auf direktem Weg. Es gehe darum, den Durchgangsverkehr aus den Ortskernen zu verbannen, und zwar im ganzen Land, so Bausch. Der Minister wies zudem auf die Wichtigkeit des Parkraummanagements hin. Eine nationale Parkraumstrategie sei in Ausarbeitung.  

Bleibt die sanfte Mobilität. In die Qualität der Infrastruktur für Fußgänger soll investiert werden. Ziel ist es, ihnen einen möglichst direkten Weg zu bieten. Der Boom des Fahrrads ist derweil dokumentiert. Eines der wichtigsten Projekte im Süden ist der PC104, das das schnelle Umfahren von Esch ermöglicht und die längste Radbrücke Europas zwischen Esch und Belval beinhaltet.     

Direkter Weg: Auch die Infrastruktur für Fußgänger soll verbessert werden
Direkter Weg: Auch die Infrastruktur für Fußgänger soll verbessert werden Illustration: MMTP
oswaldcl
25. Mai 2022 - 15.36

"Rückgrat Eisenbahn" ? An dofir rappe mer d'Eisebunn vun Däitsch-Oth op Esch of ?? Sou e Widdersproch känn nëmmen e Grénge verstoen.

Treu
24. Mai 2022 - 21.17

Den héije Bensinspräis wärt all Problemer léisen.

Jemp
24. Mai 2022 - 18.07

Boom des Fahrrads: Als Freizeitbeschäftigung ja, aber als Transportmittel klar nein, auch wenn Bausch das unbedingt glauben will.

rczmavicrom
24. Mai 2022 - 7.51

Wo bleiben die Start und Landeplätze für meinen Paramotor mit dem ich über den unerträglichen Stau fliegen kann?