Balkan / Welle von Bombendrohungen lähmt Serbien
Seit Ausbruch des Ukrainekriegs wird das sanktionsunwillige Serbien durch eine Welle mysteriöser Bombendrohungen gelähmt. Die Spekulationen über die Täter sind zahlreich. Belgrad sieht ausländische Geheimdienste am Werk. Doch die überforderten Sicherheitsdienste haben offenbar noch keine konkrete Spur.
Kaum waren die Schüler in Serbiens Hauptstadt Belgrad am Montagmorgen zu ihren Ausbildungsstätten gelangt, wurden sie auch schon wieder nach Hause geschickt. Über 100 Schulen in der 1,7 Millionen-Einwohner-Stadt hatten zuvor dieselbe düstere Botschaft erhalten: „Auf dem Gelände der Schule befindet sich eine ungeheure Menge an Sprengstoff. Wir hassen uns, aber wollen jeden vernichten, der sich uns in den Weg stellt.“
Für Serbiens Gesetzeshüter begann die Arbeitswoche erneut mit einem ungeplanten Großeinsatz. Einkaufszentren, Fußballstadien, Museen, der Flughafen, Studentenheime, der Zoo und selbst Brücken: Seit Ausbruch des Ukrainekriegs wird das zwischen Ost und West lavierende Serbien durch eine Welle mysteriöser Bombendrohungen gelähmt. „Der Spezialkrieg gegen Serbien setzt sich fort“, titelte am Dienstag entnervt die Belgrader Tageszeitung Blic: „Die falschen Bomben leeren die Schulen, Flugzeuge und Shoppingzentren.“
Die Mail, die zu Wochenbeginn die Belgrader Schulen erhielten, scheint der Abschiedsbotschaft eines Amokläufers abgekupfert, der im letzten September an einer Hochschule im russischen Perm acht Menschen tötete und 19 verletzte. Doch laut den bisherigen Erkenntnissen von Serbiens überfordert wirkenden Sicherheitsbehörden soll keineswegs ein Psychopath oder Einzeltäter hinter den bisher durchweg falschen Bombendrohungen stehen.
Die Drohungen würden „aus mehreren europäischen Staaten“ zu Staatsinstitutionen, Medienhäusern und Firmen in Serbien gelangen, so der geschäftsführende Innenminister Aleksander Vulin zu Wochenbeginn in einer Erklärung. Es handle sich dabei um „massive, gut organisierte und sehr teure Hacker-Attacken“: Der Wert der dafür nötigen Apparatur übersteige 100.000 Euro, die Höhe der angerichteten Schäden gehe „in die Millionen“.
Die ersten falschen Bombenwarnungen im März sorgten bei den Flügen zwischen Belgrad und Moskau oder St. Petersburg für stundenlange Verspätungen: Die mehrheitlich staatliche Air Serbia ist eine der wenigen europäischen Airlines, die trotz der EU-Sanktionen noch stets Russland anfliegt. Serbiens Staatschef Aleksandar Vucic hatte im April den Geheimdienst der Ukraine sowie eines „EU-Staats“ für die Bombenwarnungen verantwortlich gemacht: Einige Medien hatten damals kolportiert, dass es sich dabei um Polen handeln solle. Beweise dafür gibt es nicht.
Spekulationen über Herkunft der Täter
„Sie wollen Serbien paralysieren, um es zu Sanktionen gegen Russland zu zwingen“, titelte nach der Lahmlegung der Belgrader Schulen am Dienstag der regierungsnahe Kurir. Doch anonyme Bombendrohungen machten zuletzt auch benachbarten NATO-Mitgliedern wie Kroatien oder Montenegro zu schaffen, allerdings längst nicht in dem Ausmaß wie Serbien.
Von Kosovo, über die Ukraine, den Westen oder gar Russland selbst reichen die wilden Spekulationen in Serbiens Webwelten über die Herkunft der Täter. Möglicherweise sind aber auch unterschiedliche Geheimdiensthacker oder Trittbrettfahrer am Werk. Während die ersten Bombendrohungen über einen Provider in der Schweiz ins Land gelangt sein sollen, wurden die jüngsten Drohmails laut der unabhängigen Zeitung Danas von einer Adresse des russischen Providers „yandex“ an die Schulen versandt. „Alle falschen Warnungen kamen aus dem russischen Netz“, titelte am Dienstag das Blatt.
- Osterpromenade durch sieben Museen: „Museumsmeile“ in der Hauptstadt - 28. März 2024.
- Lucerne Festival Orchestra: Frühlingsfest am Vierwaldstättersee - 28. März 2024.
- Was läuft am Wochenende? - 28. März 2024.
Klar doch, von wem denn sonst! Putin ist schuld, alle anderen sind lupenreine Demokraten!