TrierUnfallursache Handy: Abgelenkte Fahrer werden mit Fotos überführt

Trier / Unfallursache Handy: Abgelenkte Fahrer werden mit Fotos überführt
Mainz: Ein Schild an der Autobahn A60 weist auf den Einsatz eines neuartigen Systems zur Feststellung von Handyverstößen am Steuer hin Foto: dpa/Thomas Frey

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Die Handy-Nutzung beim Autofahren lässt sich als Unfallursache nur schwer nachweisen. Das soll sich mit einem Pilotprojekt in Trier und Mainz ändern. Die Niederlande haben damit schon Erfahrungen gesammelt.

Wenn das Handy beim Autofahren plötzlich klingelt, oder ein Stau dazwischen kommt, greift so mancher schnell zum Mobiltelefon. Auch am Steuer. Wie oft diese Ablenkung zu schweren Unfällen führt, weiß niemand genau. Denn im Nachhinein lässt sich das meist nicht beweisen. Das soll sich jetzt mit einem Pilotprojekt ändern – bei dem Trier und Mainz Vorreiter in Deutschland sind. Die Polizei kann dabei auf die Erfahrungen ihrer Kollegen aus den Niederlanden zurückgreifen. „Ziel ist die Vision Zero: null Verkehrstote bis 2050“, sagte Innenminister Roger Lewentz (SPD) am Donnerstag bei der Vorstellung des in den Niederlanden entwickelten Systems in Mainz.

Wenn ein Autofahrer bei einer Geschwindigkeit von 100 Kilometern pro Stunde nur eine Sekunde auf sein Handy schaut, legt er 30 Meter zurück, ohne ein plötzliches Ereignis oder Hindernis wahrnehmen zu können, wie Lewentz sagte. „Aus 30 Metern werden ganz schnell 60, 90 und mehr“, rechnet der Minister vor. „Die Menschen denken, sie müssen immer erreichbar sein und dürfen nichts verpassen.“ Marcel Masselink von der niederländischen Polizei sagt: „Jeder weiß, dass man das besser nicht machen sollte. Aber das Bedürfnis, nach dem Handy zu greifen, ist halt doch groß.“

Um die Zahl der Todesopfer im Straßenverkehr zu senken, habe die Polizei ein Gerät gesucht, welches die Handynutzung feststellen kann, berichtet Masselink. Gefunden habe sie keins und deshalb selbst eins entwickelt, gemeinsam mit den Informatikern der Universität in Utrecht. Seit 2021 produziere eine kleine Firma in den Niederlanden jetzt die Geräte, 20 seien bereits im Land im Einsatz. Das Pilotgerät haben jetzt die Rheinland-Pfälzer und setzen es von Juni an zunächst drei Monate im Raum Trier und dann drei Monate im Raum Mainz ein. Viele andere Länder seien auch an der Technik interessiert, berichtete Masselink.

Ein erster Test bei dichtem Verkehr an der Autobahn 60 bei Mainz am Donnerstagmorgen ergab rund 20 Verstöße pro Stunde – obwohl ein großes Schild auf die Kontrolle hinwies. Nach Masselinks Erfahrungen benutzen ein halbes bis ein Prozent aller Autofahrer das Handy am Steuer.

So funktioniert die Monocam

Monocam heißt das System, rund 20.000 Euro kostet eins der Geräte, deren wertvollster Teil ein Hochleistungs-Laptop ist, wie Polizeirat Matthias Emmerich berichtete. Das System funktioniert so: Laptop und Kamera werden auf einem Stativ montiert und der entgegenkommende Verkehr gefilmt. Die Geräte werden mit Computern und Bildschirmen in einem für die Fahrer nicht sichtbaren Polizeiwagen verbunden. Von dort kann die Einstellung der Kamera so gesteuert werden, dass die Fahrer auf drei Spuren bei jedem Lichteinfall zu sehen sind. Die Kamera löst in dem Livestream nur aus, wenn mit Hilfe der Software ein Mobiltelefon und eine entsprechende Handhaltung erkannt werden.

Geschulte Polizisten bewerten dann in dem Wagen unmittelbar vor Ort den festgestellten Verstoß. Nicht alle Bilder sind aber so eindeutig, dass sie vor Gericht Bestand haben, manche müssen wieder gelöscht werden. Auf anderen hingegen ist deutlich zu sehen, wie der Fahrer das Handy benutzt oder telefoniert und seinen Blick von der Straße abwendet. Ein Lkw-Fahrer hat dabei gar keine Hand mehr am Steuer.

In den Niederlanden bereits akzeptiert

In den Niederlanden akzeptiere die Bevölkerung Monocam, sagt Masselink. Die Fotos seien eindeutig und könnten von den Betroffenen angefordert werden, bald sogar im Internet eingesehen werden. 350 Euro plus 9 Euro Gebühr müssen überführte Fahrer auf niederländischen Straßen bezahlen. In Deutschland gibt es ein Bußgeld von 100 Euro und einen Punkt beim Fahreignungsregister in Flensburg.

Monocam sei so genau, dass es sogar ein britisches Kennzeichen erkenne und dann die Kamera dann gleich auf die andere Fahrerseite schwenke, berichtet Masselink. Einzige Beschränkung bisher: Die Kamera muss deutlich erhöht, also auf einer Brücke über eine Autobahn, Bundes- oder Landstraße stehen, wie Emmerich sagt.

Lewentz will die Ergebnisse des Pilotprojekts seinen Kollegen bei den Innenministerkonferenzen zur Verfügung stellen. Der Datenschutzbeauftragte sei von Anfang an bei dem Pilotprojekt mit im Boot gewesen. Ein Ergebnis: Hinweisschilder machen auf die neuartigen Kontrollen aufmerksam.

JJ
21. Mai 2022 - 22.09

Es braucht eine App( ÄPP) die Handy's ausschaltet wenn sie in einem Auto mit laufendem Motor betrieben werden.

Charly
20. Mai 2022 - 16.17

Super, das wäre doch auch etwas für unseren geliebten grünen Witze- und Transportminister. Der "Luusspätter" liebt solches Spielzeug über alles. Vielleicht ist er schon schon mit dem Radl unterwegs nach Trier.

Frau Holle
20. Mai 2022 - 15.12

Nein,ohne Handybenutzung ein Unfall,der Fahrer kann nicht fahren oder er(sie) ist besoffen.

Filet de Boeuf
20. Mai 2022 - 0.06

Was ist wenn man ohne Handy einen Unfall verursacht? Absicht?

Michaela
19. Mai 2022 - 22.21

Mir brauchen och 1500 där Kameraen.