LuxemburgDeutsche Bank verbucht „sehr erfolgreiches“ 2021 – und ist auf der Suche nach neuer Bleibe

Luxemburg / Deutsche Bank verbucht „sehr erfolgreiches“ 2021 – und ist auf der Suche nach neuer Bleibe
Der Sitz der Deutschen Bank in Luxemburg auf Kirchberg Foto: Tageblatt-Archiv

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Im Rahmen ihrer traditionellen Jahrespressekonferenz hat die Deutsche Bank Luxemburg am Donnerstag angekündigt, sich auf die Suche nach neuen Räumlichkeiten zu begeben. Nach mehr als 30 Jahren im gleichen, markanten Gebäude auf dem Kirchberg sei dieses nun nicht mehr an die Bedürfnisse der Zeit angepasst, so das Finanzinstitut. Mit dem geschäftlichen Ergebnis von 2021 ist man derweil sehr zufrieden.

Das abgelaufene Geschäftsjahr 2021 bezeichnete Frank Rückbrodt, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank Luxembourg, als „sehr erfolgreich“. Das Kreditinstitut habe auch im zweiten Jahr der Pandemie seine Widerstandsfähigkeit bewiesen, den Jahresgewinn deutlich gesteigert. Verglichen mit dem Vorjahr konnte der Jahresüberschuss um 62 Prozent auf 148 Millionen Euro gesteigert werden.

Frank Rückbrodt; Geschäftsführer der Deutschen Bank Luxembourg
Frank Rückbrodt; Geschäftsführer der Deutschen Bank Luxembourg Foto: Editpress/Tania Feller

„Wir sind erneut profitabel gewachsen und konnten sowohl unsere freiwilligen Reserven erhöhen, als auch eine Dividende in Höhe von rund 151 Millionen Euro für das Geschäftsjahr 2021 an unsere Konzernmutter ausschütten“, so der Bankchef am Donnerstag vor Journalisten.

Das Finanzinstitut konnte sein Ergebnis noch stärker steigern als der Durchschnitt der Luxemburger Banken. In den Jahren zuvor hatte sich das Finanzinstitut neu aufgestellt.

Die Deutsche Bank Luxembourg (DBL) zählt zu den Großen am Finanzplatz Luxemburg. Im Jahr 2020 feierte die Bank ihren 50. Geburtstag in Luxemburg. Sie wurde 1970 als erste Auslandstochter der Deutschen Bank gegründet und war auch das erste Finanzinstitut auf Kirchberg. Die DBL konzentriert sich auf drei Geschäftsbereiche, meist als Hubs für Europa. Dazu zählen das Geschäft mit den Unternehmenskunden, das Geschäft mit den wohlhabenden Privatkunden sowie das Investmentbanking.

Alle drei Geschäftsbereiche haben sich 2021 gut entwickelt, so Rückbrodt weiter. Die Bilanzsumme, die stellvertretend für das Geschäftsvolumen steht, stieg bis Jahresende auf 27,5 Milliarden Euro (Vorjahr: 25,7 Milliarden Euro). Mit dem höheren Geschäftsvolumen sind die Provisionserträge um 5,2 Millionen Euro auf 111 Millionen Euro gestiegen. Zugleich legte der Zinsüberschuss der Bank um 35,5 Millionen Euro auf 325,4 Millionen Euro zu. Im Rahmen seiner Jahrespressekonferenz vor rund zwei Wochen hatte der Bankenverband ABBL erklärt, dass es für Banken in Luxemburg immer wichtiger werde, ein großes Volumen an Kundengeldern zu verwalten, um genug Ertrag erwirtschaften zu können.

Rund 550 Mitarbeiter in Luxemburg

Die gesamte Deutsche-Bank-Gruppe beschäftigt rund 550 Mitarbeiter am Standort Luxemburg. Etwa 400 Personen arbeiten im Bank-Geschäft und weitere 150 in der Vermögensverwaltung (DWS). In Zukunft werde die Zahl der Mitarbeiter der Gruppe hierzulande jedoch zurückgehen, kündigte Rückbrodt an. Hintergrund sei, dass die DWS-Aktivitäten, zumindest teilweise, in ein neues Joint Venture eingebracht wird. Das geplante Wachstum der Zahl der Mitarbeiter im Bankwesen werde das nicht kompensieren können.

Diese Reorganisation, wie noch andere Faktoren, würden dazu führen, dass das gemietete Gebäude der Deutschen Bank auf Kirchberg „zu groß für uns sein wird“, so der Bankchef. Zudem sei künftig eine physische Trennung der Aktivitäten von Bank und Vermögensverwaltung notwendig, was in dem aktuellen Gebäude schwierig umzusetzen sei – und auch die Umweltbilanz des Gebäudes, in dem die Gesellschaft seit 1991 sitzt, sei nicht mehr zeitgemäß.

Bis ein Umzug ansteht, werden jedoch wohl noch einige Jahre vergehen. „Aktuell schauen wir uns alle Optionen an“, so der Bankchef. „Es gibt noch keine Entscheidung und auch keinen Zeitplan.“ Sicher sei nur, sagt er, dass man in Luxemburg-Stadt bleiben wolle. Wichtig sei der Anschluss an den öffentlichen Transport, vor allem an die Tram.

Luxemburg sei ein „wichtiger“ Standort für die Deutsche-Bank-Gruppe, hob er weiter hervor. Das zeige sich einerseits durch die vielen Millionen Euro, die in den letzten Jahren in die IT investiert wurden, so der Bankchef. Und andererseits an den Zahlen. Was den Gewinn vor Steuern angehe, so stehe Luxemburg für die Deutsche-Bank-Gruppe auf Platz drei – nach den USA auf Platz eins und Deutschland auf Platz zwei.

Plädoyer für Homeoffice

Zum schrumpfenden Bedarf an Büroraum beigetragen hat auch das Homeoffice, so Rückbrodt. Während die Bank zum Höhepunkt der Corona-Krise fast 90 Prozent der Mitarbeiter im „Télétravail“ hatte, so sei heute die Hälfte der Mitarbeiter zurück im Büro. Da Homeoffice jedoch „extrem gut funktioniert hat“, wolle man den Mitarbeitern das auch in Zukunft weiter anbieten. Wie genau sich die Lage nach dem Auslaufen der grenzüberschreitenden Sonderregeln gestalten werde, wisse man heute jedoch noch nicht. Er geht davon aus, dass sich Mitarbeiter aus der Grenzregion im Schnitt (wegen der Steuerregeln) für einen Tag die Woche entscheiden werden, während in Luxemburg lebende Mitarbeiter wohl eher auf drei Tage Homeoffice pro Woche wählen könnten.

Blick in das Gebäude der Deutschen Bank in Luxemburg
Blick in das Gebäude der Deutschen Bank in Luxemburg Foto: Editpress/Tania Feller

Im gesamten Bank-Sektor werde das Arbeitsmodell künftig ein „hybrides“ sein, sagt er voraus. Er sieht viele Vorteile im „Télétravail“, von der Zufriedenheit der Mitarbeiter über Einsparungen an Büroraum bis hin zu weniger Umweltbelastungen und weniger Staus auf den Straßen.

Beim geschäftlichen Ausblick für das Jahr 2022 gibt sich Frank Rückbrodt, „vorsichtig“, erklärt er. Zwar habe das Jahr „gut und robust“ begonnen, und man erwarte ein „zufriedenstellendes“ Ergebnis, doch „die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf die Wirtschaft als auch die Unwägbarkeiten hinsichtlich der Pandemie sind heute nicht vorhersehbar“.

Die russische Invasion der Ukraine „verurteilt er aufs Schärfste“. Als Deutsche Bank unterstütze man die Demokratie, setze die Sanktionen um, helfe den eigenen Mitarbeitern in der Ukraine und helfe man Flüchtlingen, hob er hervor. Die Geschäfte seien von dem Krieg nicht direkt getroffen, so die Bank weiter. Bereits seit 2014 habe die Gruppe das Geschäftsvolumen mit russischen Kunden „deutlich heruntergefahren“.