RadsportFokus auf die Entwicklung: Bilanz der Luxemburger nach den Frühjahrsklassikern

Radsport / Fokus auf die Entwicklung: Bilanz der Luxemburger nach den Frühjahrsklassikern
Kevin Geniets freut sich über zwei Podiumsplätze seiner Teamkollegen Fotos: Anouk Flesch/Tageblatt

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Mit Liège-Bastogne-Liège fand am Sonntag der letzte Frühjahrsklassiker des Jahres statt. Zeit, eine Bilanz der Leistungen der Luxemburger zu ziehen. 

Kevin Geniets (Groupama-FDJ)
Mehr Eintagesrennen als der Landesmeister hat kein Luxemburger aufzuweisen. Im World-Tour-Block von Mailand-Sanremo (19.3.) bis Liège-Bastogne-Liège (24.4) fuhr Geniets bis auf Brügge-De Panne (23.3.) und Paris-Roubaix (17.4.) alle Rennen. Zwischenzeitlich war er gar noch beim Classic Grand Besançon Doubs (1.1) und bei der Tour du Jura (1.1), bei der er Zwölfter wurde. Insgesamt fuhr Geniets also zehn Rennen. „Es hört sich nicht nach viel an, aber wenn man die Rennen fährt, weiß man, wie hart sie sind.“ 

Froh sei er nun erst mal, dass es vorbei ist, sagte Geniets am Sonntag nach der „Doyenne“. „Es waren doch sehr viele Rennen hintereinander.“ Geniets sei mit seiner persönlichen Leistung sehr zufrieden, auch „wenn am Ende vielleicht ein persönliches Resultat fehlt“. Die Konstanz, die Geniets über die Klassiker zeigte, half dem Team jedoch ungemein – vor allem die Teamleader konnten sich auf den Luxemburger verlassen. So verhalf Geniets seinen Kapitänen Valentin Madouas zu einem 3. und Stefan Küng zu einem 5. Platz bei der Flandern-Rundfahrt. 

„Wir ziehen positive Bilanz. Wir sind zweimal aufs Podium gefahren (Küng wurde bei Paris-Roubaix 3., Anm. d. Red.) und waren oft vorne dabei. Das war bei den Klassikern nicht immer so. Es geht also in die richtige Richtung. Vielleicht können wir im nächsten Jahr dann um die Siege mitfahren.“ Am Montag stand für Groupama-FDJ die Streckenbesichtigung der Tour-de-France-Etappe, die in Wallers-Arenberg enden wird, auf dem Programm. Danach gibt es eine Woche Erholung für Geniets. 

Bob Jungels (Ag2r-Citroën)
Als sich Ag2r-Citroën 2021 unter anderem mit Greg van Avermaet und Bob Jungels verstärkte, sollte der Fokus der französischen Equipe aufs Frühjahr gerichtet werden. Seitdem ist die Bilanz doch ausbaufähig: Der Belgier fuhr bei der Flandern-Rundfahrt 2021 und beim Omloop Het Nieuwsblad 2022 auf den dritten Platz, zudem konnte Benoît Cosnefroy in diesem Jahr beim Amstel Gold Race Zweiter werden. 

Bob Jungels hat noch nicht zur alten Form zurückgefunden
Bob Jungels hat noch nicht zur alten Form zurückgefunden

Jungels hatte in diesem Jahr fünf Einsätze bei belgischen Klassikern – ein Ergebnis fuhr er nicht heraus. Nach zwei Operationen wegen einer Endofibrose im Juni 2021 ist Jungels immer noch auf der Suche nach seiner Form. „Schwierige Phase im Moment“, schrieb Jungels am Montag auf Twitter. „Die Beine sind nicht bei 100 Prozent, aber ich werde weiterkämpfen, um mein altes Level zu erreichen.“

Auffällig ist, dass Jungels von seinem Team hauptsächlich bei WorldTour-Rennen eingesetzt wird. Bei insgesamt 21 Renntagen 2022 kommt Jungels auf 20 Tage in WorldTour-Rennen und einen in der ProSeries. Sinnvoll erscheint, dass sich der 29-Jährige Selbstvertrauen und das Gefühl, ein Finale mitzufahren, bei „kleineren“ Rennen zurückholen könnte – doch Ag2r-Citroën plant anders: Bereits am Dienstag tritt er beim WorldTour-Etappenrennen Tour de Romandie an. 

Luc Wirtgen (Bingoal Pauwels Sauces WB)
Der Fokus des 23-Jährigen lag in der ersten Saisonhälfte vor allem auf Etappenrennen – doch mit seinen beiden Einsätzen bei der Flèche Wallonne und Liège-Bastogne-Liège rückte er noch weiter in den Vordergrund. Bei beiden Rennen war er lange in der Ausreißergruppe dabei – und konnte die bekannten Anstiege Mur de Huy und Côte de la Redoute vorne mitfahren. „Ich mag die Redoute mehr“, schmunzelt Luc Wirtgen. „An diesem Anstieg hat man eine ganz kurze Erholungsphase, das liegt mir mehr.“ Zum Vergleich: Im letzten Jahr fuhr Luc Wirtgen alle drei Ardennen-Klassiker sowie drei weitere Flandern-Klassiker. 

In seiner belgischen Mannschaft ist er in der Rangordnung noch weiter nach vorne gerückt. „Ich verspüre großes Vertrauen“, sagt der Luxemburger, auf den immer mehr gesetzt wird: auch, weil er das Vertrauen zurückzahlt. Am Montag ging es bereits nach Griechenland, wo ab Mittwoch die fünftägige Tour of Hellas (2.1) stattfinden wird. Danach wird er auf 34 Renntage kommen und eine Pause einlegen. 

Alex Kirsch (Trek-Segafredo)
Gerne denkt Alex Kirsch nicht an die letzten Wochen zurück. „Ich bin dreimal gestürzt und dazu noch immer ziemlich schwer“, sagt der 29-Jährige. Bei „A travers la Flandre“, „Circuit Cycliste Sarthe – Pays de la Loire“ (2.1) und Paris-Roubaix ging Kirsch zu Boden. Das hatte unter anderem zur Folge, dass er bei der Flandern-Rundfahrt mit einer Fraktur in der rechten Hand fuhr. Doch daraus zieht Kirsch seinen ersten positiven Schluss. Trotz mehrerer Rückschläge kämpfte er sich immer wieder zurück. „Ich konnte mich immer wieder aufbauen“, sagt Kirsch. „Wohl wissend, dass die Situation alles andere als ideal war.“ 

Zwar blieben die Top-Resultate bei Trek-Segafredo aus, doch Kirsch blickt zufrieden zurück. „Es war unsere beste Frühjahrs-Saison – aber es stimmt, ein Sieg hat gefehlt. Doch wir hatten auch schlechtere Saisons, obwohl wir Siege einfuhren. Ich denke, dass wir einen Schritt nach vorne gemacht haben.“ Schwerstes Argument dafür ist, dass Trek-Segafredo bei allen Rennen bis auf das E3 und „A travers la Flandre“ für mindestens ein Top-Ten-Resultat sorgte. „Wenn man regelmäßig unter den Top Ten ist, hat man die Beine, um zu gewinnen – aber dafür muss halt alles stimmen.“ 

Weil sich seine Mannschaft verstärkte, durfte Kirsch nun später anfangen zu arbeiten. „Die Saison hat mir gezeigt, dass alles, was ich mir zutraue, möglich ist. Ich kann mich auf das Finale konzentrieren. Das hat Zeit gebraucht, aber ich bin nun froh, dass ich beweisen kann, dass ich dann mit den Besten Fahrern mithalten kann.“ 

Einen „richtigen Schlag ins Gesicht“ verspürte Kirsch bei Paris-Roubaix. „Ich habe mich unglaublich gut gefühlt“, sagt er. „Es war das Rennen, das mir am besten liegt. Durch eine Unachtsamkeit eines anderen Fahrers zu stürzen, war hart.“ Auch wenn das Frühjahr mit dieser schlechten Erinnerung endet, blickt Kirsch auf seine Entwicklung positiv zurück – und blickt schon voraus. Der nächste Schritt in seiner Entwicklung sei nun, in eine Gruppe zu springen, die bis ins Ziel fährt. 

Alex Kirsch hat in seiner Entwicklung einen Schritt nach vorne gemacht
Alex Kirsch hat in seiner Entwicklung einen Schritt nach vorne gemacht

Tom Wirtgen (Bingoal Pauwels Sauces WB):
Etwas hinter den Erwartungen blieb Tom Wirtgen zurück. Als „Capitaine de route“ seines Teams für die Flandern-Klassiker bestimmt, fuhr der 26-Jährige lediglich Minerva Classic Brügge-De Panne und das E3 Saxo Bank Classic zu Ende. Tom Wirtgen stieg nach einer schweren Corona-Erkrankung später ins Training ein, konnte sich dann aber bei der Tour of Antalya auf eine starke Art und Weise zurückmelden. In Belgien kam er weder bei der Flandern-Rundfahrt, dem Scheldeprijs noch der Flèche Brabançonne ins Ziel. In den beiden folgenden Rennen, Amstel Gold und Paris-Roubaix, die auf seinem Programm standen, war er nicht Teil des Aufgebots der belgischen Mannschaft.