Auf den Punkt mit Dejvid Sinani (F91)„Es stellt sich keine Frage, wer von uns beiden technisch besser ist“

Auf den Punkt mit Dejvid Sinani (F91) / „Es stellt sich keine Frage, wer von uns beiden technisch besser ist“
Dejvid Sinani (F91 Düdelingen) Foto: Editpress/Julien Garroy

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In unserer Rubrik „Auf den Punkt mit“ fühlen wir Akteuren aus der BGL Ligue auf etwas andere Art auf den Zahn. Der Düdelinger Dejvid Sinani erzählte im Interview, was er mit David Beckham zu tun hat, wo man in Belgrad essen gehen sollte und warum er unbedingt noch ein spezielles Foto braucht.

Tageblatt: Tagsüber Versicherungsexperte, am Wochenende Torgarantie beim F91. Braucht man sich mit Ihnen an seiner Seite keine Sorgen mehr zu machen? 

Dejvid Sinani: (lacht) Von dieser Verbindung habe ich bislang noch nicht gehört … Aber tatsächlich geht es im Job bei der Versicherung darum, die Menschen zu versichern und im Fußball darum, die Siege zu sichern. Ich bin seit drei Jahren als „Gestionnaire de portefeuille“ tätig, im Bereich von Börsen und Wertpapieren. Nebenbei bin ich aber auch Versicherungsagent im klassischen Sinne. Eigentlich wollte ich Architekt werden, doch es hätte kein Weg an einem Studium in Belgien oder Frankreich vorbeigeführt. Da Fußball aber eine große Rolle gespielt hat, entschied ich mich dann für ein Wirtschaftsstudium in Luxemburg, einem guten Finanzplatz. 

Wann haben Sie verstanden, dass Ihr jüngerer Bruder Danel mehr Erfolg im Fußball haben würde?

Als ich 25 wurde. Er ist vier Jahre jünger und hatte damals zwei starke Saisons und Europa-League-Kampagnen mit dem F91 gespielt. Da wusste ich, dass er es schaffen würde. Aber es stellt sich keine Frage, wer von uns technisch besser ist – nämlich ich. Nein, Spaß … Wir führten damals immer indirekte Duelle, wenn wir uns sonntagabends nach den Spielen getroffen haben. Das waren tolle Zeiten. Heute sind meine Statistiken auch besser, aber er behauptet, das könne man nicht vergleichen, da er Profi ist. 

Wurden Sie schon mal mit Ihm verwechselt?

In der Zeitung kommt es schon mal vor … Aber solange es Sinani ist, geht das in Ordnung.

Hätten Sie sich im Winter über ein Angebot von ZSKA Moskau gefreut?

Wenn ich eins bekommen hätte, auf jeden Fall. Es war wirklich ein toller Moment während dieses Trainingslagers. Ich denke, wir haben in Alicante bei diesem 1:0-Testspielsieg die beste Leistung der gesamten Saison gezeigt. Wir haben sie hoch gepresst. Ich habe dem Innenverteidiger dann den Ball abgenommen und von der Strafraumlinie aus gesehen, dass der Torhüter aufgerückt war. So konnte ich lupfen.

Nach dem Covid-Champion-Titel mit der Fola gab es im vergangenen Sommer die erste richtige Meisterfeier. Haben Sie das Meisterfoto sofort neben das von Bruder Danel gehängt?

Ich hoffe ja, es kommt in diesem Sommer noch eines dazu. Das ist unsere Familientradition. Letztes Jahr haben wir es mit der Fola sehr spannend gemacht und zwei, drei Spiele nicht gewonnen. Damit war unser Vorsprung weg und die Karten wurden neu gemischt. Ich hoffe, dass ich mit dem F91 nicht so lange zittern muss. Es war mein Ziel, dieses Meisterfoto neben dem von Danel aufhängen zu können. Vor allem wäre es nicht schlecht, dreimal hintereinander Champion zu werden. So wie es aussieht, habe ich die richtige Wahl getroffen. 

Wie stark sind Sie noch mit Belgrad verwurzelt?

Sehr viel. Ein Teil der Familie lebt noch dort. Wir sind 2002 nach Luxemburg gekommen, davor hatte ich drei Jahre bei OFK Belgrad gespielt. Es war damals der perfekte Verein für junge Talente, denn man hatte große Chancen, von dort aus zu Partizan oder Roter Stern zu wechseln. Mittlerweile sind sie in die dritte Liga abgestiegen, es bleibt nicht mehr viel davon übrig. Wenn wir Pause haben, was allerdings durch den Europapokal im Sommer auch nicht ganz einfach ist, besuche ich meine Familie. In Belgrad muss man unbedingt die Festung (Kalemegdan) sehen. Das Essen dort ist richtig gut, in Skadarlija gibt es viele Restaurants. Und abends hat man nie Probleme, etwas zu finden. Irgendeine Band spielt immer. 

Haben Sie den sozialen Medien komplett abgeschworen? 

Ja. Früher hatte ich mal Konten, aber mittlerweile reizt mich das überhaupt nicht mehr. Ich bevorzuge den direkten Kontakt. Zudem sind die sozialen Medien auch echte Zeitfresser. Ich nutze meine Freizeit lieber für andere Dinge. Manchmal können die Kommentare dort wehtun. Ich vermeide es, so etwas zu lesen. Das ist auch besser so. Das bedeutet nicht, dass ich keine Kritik ertragen würde.

Was riskiert am Ende Ihre größte Enttäuschung zu bleiben – nie den Sprung ins Profilager geschafft zu haben oder nie das Trikot der „Roten Löwen“ getragen zu haben? 

Es ist vielmehr, nie mit meinem Bruder in einer Mannschaft gespielt zu haben. Momentan sieht es so aus, als wären die Chancen gering, dass es irgendwann mal dazu kommen wird. Ich wünsche ihm, dass er noch lange im Profibereich bleibt. Es ist etwas, das sich jeder Spieler wünscht, aber dazu braucht es auch etwas Glück. Ich bin zufrieden mit dem, was ich habe. Das Thema Nationalmannschaft habe ich noch nicht komplett abgeschlossen, aber solange man in der BGL Ligue spielt, hat man keine Chance mehr.

Letzte Frage, damit das Thema ein für allemal geklärt ist: Wie wird Ihr Vorname ausgesprochen?

Oh ja, da habe ich schon sehr viele komische Versionen gehört. Die Leute stören sich am „j“, das in Serbien als „i“ ausgesprochen wird. Ich sage immer: Man spricht es aus wie David Beckham, aber mit einem Sinani am Ende.


3 Fragen zum Wochenende

Was verspricht das Duell F91 gegen die Fola zu diesem Zeitpunkt der Saison?

Gute Frage. Es kann sehr gut, aber auch sehr langweilig werden. Für uns zählt nur der Sieg, in dieser Phase ist die Art und Weise, wie er zustande kommt, nicht mehr wichtig. Ich hoffe, dass es uns gelingt. Fola befindet sich in einer guten Form, man braucht nur an die sieben Tore gegen Hamm und acht Tore gegen Rodange zu denken. 

Ist dem F91 der Titel nach einem Sieg gegen die Fola noch zu nehmen?

Wir wären dann jedenfalls auf einem sehr guten Weg. Aber auch danach bleiben noch 15 Punkte zu vergeben. Das ist viel. Ich denke, dass wir nach dem Spiel gegen Hesperingen genau wissen, wo wir stehen. 

15 Tore und 15 Vorlagen haben Sie schon geschafft. Was ist Ihr Ziel?

Meinen Rekord an Vorlagen vom letzten Jahr habe ich ja bereits geknackt. Jetzt soll das auch mit den Toren noch klappen. Aber das ist nicht das Wichtigste, denn der Titel hat Priorität.