EditorialDürre im Brunnen: Der Klimarat schlägt Alarm, doch niemand hört hin

Editorial / Dürre im Brunnen: Der Klimarat schlägt Alarm, doch niemand hört hin
 Foto: dpa/Federico Gambarini

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Eigentlich ist er ja ein Optimist und kein Mann der derben Sprüche: Als Vertreter der Vereinten Nationen übernimmt UN-Generalsekretär Antonio Guterres eine wichtige Rolle in der weltweiten Friedenssicherung. Er steht Konfliktparteien als unabhängiger Vermittler, Ansprechpartner und Schiedsrichter zur Verfügung, treibt politische Verhandlungslösungen voran, überwacht die Ausführung von Sanktionen, erarbeitet Friedenspläne und führt Verhandlungen. In anderen Worten: Seine Aussagen haben Gewicht. Wenn also ein Mann von diesem Format den Mund öffnet, dann sollte man ihm auch Gehör schenken. Wie jetzt im Zusammenhang mit der Veröffentlichung des UN-Klimaberichts.

Experten und Aktivisten werten den Befund des Weltklimarats IPCC als dringenden Handlungsaufruf. Deutlicher können es die Autoren des Berichts – mehrere Hundert Wissenschaftler aus 65 Ländern – nicht mehr formulieren: Ohne sofortige Abkehr von fossilen Energieträgern droht die Katastrophe. Dabei müsse man jetzt schon mit Folgen rechnen, auch wenn die Ziele des Pariser Klimaabkommens noch erreicht würden.

Um 1,1 Grad hat sich die Erde seit dem vorindustriellen Zeitalter bereits erwärmt. Um katastrophale Folgen zu vermeiden, sollte die Erderwärmung allerdings deutlich unter zwei Grad, wenn möglich sogar unter 1,5 Grad bleiben. Nur: Selbst wenn alle bisherigen internationalen Zusagen bis 2030 umgesetzt werden, wird sich die Erde bis zur Jahrhundertwende um 2,4 bis 3,5 Grad erwärmen. Nur wenn die Welt noch in diesem Jahrzehnt in großem Umfang in erneuerbare Energien investiert und die Treibhausgasemissionen drastisch reduziert, könnte man dem 1,5-Grad-Ziel etwas näher kommen.

Doch auch das würde nicht ausreichen. Ein Teil des Kohlendioxids müsste aus der Atmosphäre entfernt werden. Dafür aber müssten etwa die weltweiten Waldflächen wieder vergrößert und neue Technologien erfunden werden. Die Autoren nennen dieses Szenario „optimistisch“. Wenn man aber davon ausgeht, dass Wissenschaftler in der Regel vorsichtig sind und Lobbyisten der unterschiedlichsten Länder im Vorfeld lange über Formulierungen verhandelt haben, dürfte das Wort „utopisch“ der Sache doch etwas näher kommen.

Selbst wenn die Emissionen vor 2025 ihren Höhepunkt erreichen und sofortige Maßnahmen ergriffen werden, muss man immer noch von einer Erwärmung um zwei Grad ausgehen. Ein Szenario, das irreversible Auswirkungen nach sich ziehen könnte, wie die Überflutung von küstennahen Gebieten oder das Absterben zahlreicher Korallenriffe.

Wenn also ein Mann wie UN-Generalsekretär Guterres von einem „Dokument der Schande“ spricht und den Regierungen Lügen unterstellt, sollten sämtliche Alarmglocken schrillen. Stattdessen werden die Politiker in den nächsten Tagen wieder versuchen, den umweltbewussteren Bürgern schön zuzureden, ohne die Ewiggestrigen zu verprellen, die in den Mahnungen der letzten Jahre nur grundlose Panikmache vermuten. Und Letztere werden wieder in Whataboutism versinken und ihre ganze Energie dafür aufbringen, Greta und die Fridays-for-Future-Aktivisten dorthin zu wünschen, wo wegen der Dürre längst kein Pfeffer mehr wächst.

In der Regel handelt die Menschheit erst, wenn das Kind im Brunnen liegt. Dieser Brunnen aber ist längst ausgetrocknet und das Kind seit Jahren schon erwachsen.

Filet de Boeuf
5. April 2022 - 19.43

Lasst den Konsum und Wohlstand wachsen und reduziert die Menschenmenge die dafür nötig ist. Problem gelöst.

charles.hild
5. April 2022 - 18.44

Eppes ass zu honnert Prozent kloer: Klimaschutz a Wuestem si net madeneen ze kréien. Op kuerz oder lang schléisst dat eent dat anert aus. Gebraddels vun onsen Oligarchen, grad de Klimaschutz giff de "moderne" Wirtschaftswuestem bréngen, ass Blödsinn. Mënschen, a virun allem Politiker missten zwee Fakten begräifen: a) Wuelstand ouni Wuestem ass net nëmme méiglech, mee absolut noutwendeg. b) An Zäite vu Krich a Klimakris soll een och emol op den zweete Ferrari an eng drëtt Croisière pro Joer verzichten.

jean-pierre.goelff
5. April 2022 - 13.52

...ei,zu Lëtzeburg do sangen se dach...,,auch wir brennen Strom....aus Cattenom,,!

Grober J-P.
5. April 2022 - 10.14

Wozu AKW, für den Privatmann bestimmt nicht. Aus familiärer Umgebung erfahren, dass in Italien man ganz autonom sein kann, mit Solarzellen, Akkus, und Wärmepumpen, und dass man den Nachbarn sogar mit Strom mitversorgen kann. Der Staat fördert zum grossen Teil solche Initiativen.

HTK
5. April 2022 - 8.19

Es gibt zwei Nationen auf der Welt die nichts mit AKW's zu tun haben wollen. Luxemburg und Deutschland. Aber man kann ja im Notfall beim Nachbarn einkaufen.