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Krieg war und ist – historisch betrachtet – für die US-Amerikaner sicherlich kein Unding. Dass dem so ist, bewies Dr. Paul Craig Roberts, der unter Präsident Ronald Reagan Regierungsmitglied war, sehr detailliert in seinem Buch mit dem deutlichen Titel „Amerikas Kriege.“ Roberts, ein Mann, der es wissen muss, prangert in seinem unantastbaren Text die Kriegsverbrechen der US-amerikanischen Regierung und seiner Verbündeten an, die unersättliche Gier der Machthaber nach Profit und internationaler Hegemonie. Dabei reichen seine Betrachtungen bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts zurück und entlarven mit gut recherchierten Fakten die verlogene Scheinheiligkeit der offiziellen Propaganda seitens der westlichen Regierungen. Davon wollen die meisten Zeitgenossen allerdings nichts hören und viele von uns glauben heute noch, dass das amerikanische Aufbauproramm, das als Marshall-Plan historisch bekannt ist, tatsächlich eine pure Gutmensch-Hilfsaktion Amerikas war – mitnichten!  

Doch heuer im Kontext Ukraine geht es wiederum darum, die „bösen Russen“ anzuklagen und die Weltpolizei USA als den großen Retter in der Not darzustellen, jedoch dabei tunlichst zu ignorieren, dass es den Amerikanern immer um ihre eigenen, handfesten Wirtschaftsinteressen ging, geht und auch weiterhin gehen wird – genau wie bei … Corona? Frei nach dem Motto: „Lass niemals eine Krise ungenutzt verstreichen!“ – das gilt auch und vielleicht besonders im Ukraine-Konflikt, ach … eine gewollte, ja für die US-Amerikaner wiederum sehr nützliche Krise? Die Vereinigten Staaten, einst Symbol für Freiheit und Demokratie – oder doch nur ein Staat, eine Weltmacht ohne Vorbildfunktion, die sich selbst – mithilfe seiner NATO-Verbündeten – als korrupte, kriegstreiberische, machthungrige, profitgierige Nation entlarvt? Man denke darüber nach … Auch wenn diese Amerika-Schelte im Kriegskontext natürlich die Russen keinesfalls loszusprechen beabsichtigt – das sicherlich nicht! Dass Krieg nämlich nie eine Lösung sein kann, dürfte die Menschheit doch längst kapiert haben! Wie dumm sind wir eigentlich? Wird immer nur nachher verhandelt, statt sich vorher noch die Köpfe einzuschlagen?

In vielen kritischen Beiträgen wurden jedenfalls so manche Hintergründe des „weltweiten Säbelgerassels“ (Zitat Robert Goebbels in einem rezenten Tageblatt-Forum) um die Ukraine aufgeworfen und das eigentliche Problem in der Ukraine-Krise thematisiert: Eine Zusammenarbeit von Deutschland und Russland wollen die US-Amerikaner unbedingt verhindern. Es ist doch nur verständlich, dass ein Land, das wie Russland so abhängig von seinen Erdöl- und Erdgasexporten ist, sich mit diversen Mitteln zu verteidigen sucht, und es wäre an der EU, sich doch endlich von der US-Abhängigkeit zu lösen, sich zu emanzipieren, endlich „erwachsen“ zu werden und eben eine deutlich gesteigerte Zusammenarbeit mit Russland einzugehen. Genau das macht Deutschland mittels der Erdgas-Pipelines Nord Stream 1 und 2 – allerdings ein absolut intolerables Unding in den Augen der übermächtigen USA, die Deutschland immer noch als von den USA nach dem Zweiten Weltkrieg kontrolliertes Gebiet zu betrachten scheint. Dass die deutsche Kooperation mit Russland sich darüber hinaus auf den gesamten EU-Raum erweitern könnte, ist ein weiteres Unding, das die USA verhindern wollen. Weshalb vergessen wir, die es kritiklos hinnehmen, dass Putin in unserer Medienwelt generell verteufelt wird und dass erstens Russland nicht nur Putin ist, zweitens, dass auch dessen Ära einmal zu Ende sein wird und dass man drittens bis dahin so manches an Kooperation mit Russland aufgebaut haben könnte – wenn man denn die Courage dazu hätte, statt im Dauerzustand vor den USA zu katzbuckeln! Erwachet, kann man da nur aufmunternd zurufen!

Szenenwechsel: In diesem Gesamtkontext „Unding“ fällt dem kritischen Beobachter, der noch kürzlich einen Aufkleber mit der aussagekräftigen Aufschrift „Atomkraft – Nein Danke!“ – immer noch hochaktuell übrigens! – auf einer zum Komposter zweckentfremdeten alten Mülltonne sinnend betrachtete, die tatsächliche „Renaissance“ der Atomenergie im Gesamtkontext Energieversorgung ein. Ist es nicht mehr als bedauerlich, dass eben im aktuellen Gaskonflikt Erdgas und Atomenergie von der EU tatsächlich als „nachhaltig“ eingestuft wurden? Trotz massiver Kritik hat die EU-Kommission Investitionen in neue Gas- und Atomkraftwerke unter bestimmten Auflagen als „klimafreundlich“ eingestuft. Die zuständige EU-Kommissarin Mairead McGuinness sagte, der Rechtstext der Kommission sei „vielleicht nicht perfekt“, er biete aber „eine echte Lösung“ (sic!) „für das Ziel der EU, bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu werden“. Als altgrüner Protestler und aktives Mitglied der Zivilgesellschaft gegen die Atomenergie wird einem da nur übel – ein weiteres, absolutes Unding, das sich diese EU-Kommission neoliberaler Obedienz erlaubt – und wiederum schweigen viel zu viele Politprotagonisten … Rien ne va plus – nichts geht mehr „mam Geescht“ – dieses Eindrucks kann man sich nicht mehr erwehren. Wenn man die Emissionen bis zum Jahre 2030 halbieren will und man tatsächlich die im Sinne der Kohlendioxid (CO2)-Reduktion als „freundlich“ eingestuften Atomkraftwerke als zielführend ansieht, so „vergisst“ man, dass es bis zur Planung und dem definitiven Bau von diesen menschengefährlichen Atomkraftwerken noch länger dauert. Man ist doch in Deutschland beispielsweise deshalb aus der Atomenergie ausgestiegen, weil sie gefährlich ist, ein Restrisiko eben immer bleibt. Und weil sie darüber hinaus sehr teuer ist. Denn bezahlt wird diese hochsubventionierte, gemeingefährliche Energie nicht von den Betreibern, sondern vom tumben (EU-)Steuerzahlervolk und es ist demnach totale Augenwischerei, dass Atomkraft auch noch „billiger“ wäre. Eine glatte Lüge! Und auch die Uranvorkommen sind nicht unbegrenzt – von der problematischen Entsorgung des Atommülls (bekanntlich ein Dauerbrenner in ebendieser Atomenergiedebatte!) ganz zu schweigen!

Unding über Unding – wohin steuern wir, selbst wenn wir es im Gesamtkontext Energieversorgung schaffen würden, die Kurve abzuflachen?

In welcher Welt werden die Kinder leben, die heute geboren werden?

Grober J-P.
27. Februar 2022 - 10.21

Zu den Pipelines: Putin spielt ja jetzt den Amerikanern in die Karten, clever ist das nicht!

J.C. Kemp
25. Februar 2022 - 22.13

@Romain zwischen Mai und Juli: 'gäbe'

Romain Juni
24. Februar 2022 - 14.04

Wäre Patton bis Moskau gerollt, gebe es jetzt keinen Puttin!

Grober J-P.
24. Februar 2022 - 10.09

Was sagen denn die Ukrainer dazu? Höre kaum Aussagen von dieser Seite. Wie ist die Geschichte?

Jacques Zeyen
24. Februar 2022 - 9.57

"....der EU, sich doch endlich von der US-Abhängigkeit zu lösen, sich zu emanzipieren, endlich „erwachsen“ zu werden und eben eine deutlich gesteigerte Zusammenarbeit mit Russland einzugehen." -"Wo kommen die überhaupt her die Amerikaner?Man sollte sich nicht ernsthaft fragen.Die Antwort könnte unangenehm sein." So ein Text von Lothar Dombrowsky,alias Georg Schramm(Kabarettist).Er meinte damit jene puritanischen Habenichtse und teils Kriminelle die damals nach Amerika übersetzten und die Indianer massakrierten. Die Geschichte,samt Revolution gegen England,ist bekannt. Trotzdem können wir uns heute entscheiden welcher Ideologie wir uns anschließen wollen. Der Demokratie (USA) oder der Unterwerfung ( China,Russland,Korea,Syrien,Iran,usw,) Dass es keinen sauberen Krieg gibt ist bekannt. Als die Amis 44 in der Normandie gelandet sind,hatten sie sicher auch nicht nur die Ausrottung des NS-Regimes im Sinn. Die Machenschaften einer CIA und anderen Agenturen mögen anzuprangern sein,aber wir können wählen zwischen Pest oder Cholera. Wir können uns aber auch einfach nur fragen wo wir leben wollten wenn wir die Wahl hätten.In den USA oder in einem der oben genannten Länder. Die Insassen der dortigen politischen Gefängnisse wären sich schnell einig.