StatecHat Omikron nur begrenzte Auswirkungen auf die Konjunktur in Luxemburg?

Statec / Hat Omikron nur begrenzte Auswirkungen auf die Konjunktur in Luxemburg?
Besonders in den Versorgungsengpässen und den steigenden Preisen sieht Statec Risiken für die nationale Wirtschaft  Foto: Editpress/Julien Garroy

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In ihrer jüngsten monatlichen Veröffentlichung zur Lage der Konjunktur in Luxemburg schreibt Statec, dass trotz des aktuell sprunghaften Anstiegs der Coronavirus-Infektionen die Auswirkungen auf Gesundheit und Wirtschaft, im Vergleich zu früheren Wellen, begrenzt zu sein scheinen. Versorgungsengpässe und steigender Preisdruck stellen, wenn sie anhalten sollten, potenziell größere Gefahren für die Wirtschaft dar, so die Statistiker.

Auch wenn wir seit Ende 2021 eine Rekordphase an Covid-19-Infektionen haben, so scheinen die gesundheitlichen Auswirkungen der Omikron-Variante in Bezug auf Todesfälle und Krankenhausaufenthalte derzeit begrenzt zu sein, schreibt Statec im „Conjoncture Flash“ von Januar 2022. Die Tatsache, dass ein Großteil der europäischen Bevölkerung Zugang zu Impfungen hatte, auch wenn diese keine vollständige Wirksamkeit gegen die neue Variante bieten, habe zweifellos dazu beigetragen, neben der Tatsache, dass die gesundheitlichen Folgen bei Personen, die sich mit Omikron infiziert haben, weniger schwerwiegend als bei der Delta-Variante zu sein scheinen, so die Statistiker. Die Lage in den Krankenhäusern sei zwar angespannt, aber überschaubar.

Entwicklung der Covid-Infektionen in ausgewählten Ländern
Entwicklung der Covid-Infektionen in ausgewählten Ländern Screenshot: Statec

Im statistischen Institut stellt man sich zudem die Frage, ob der Anstieg der Omikron-Fallzahlen bald enden könnte. Immerhin sei in einigen Ländern zu beobachten, dass die neue Welle an Ansteckungen ihren Höhepunkt bereits überschritten hat und auch relativ schnell wieder zurückgeht. Die täglichen Neuerkrankungen in Südafrika, dem Land, in dem Omikron zuerst festgestellt wurde, seien im Vergleich zum Höchststand im Dezember schon um 80 Prozent zurückgegangen. Die Richtung in Großbritannien und in Spanien sei ähnlich. „In keinem dieser Länder wurde ein starker Anstieg der Sterblichkeit verzeichnet“, so Statec, das aber bedauert, dass dies in Luxemburg, in der dritten Januarwoche, noch nicht der Fall war.

Auch die wirtschaftlichen Auswirkungen dieses neuen Corona-Ausbruchs, und der entsprechenden gesundheitsbezogenen Beschränkungen, könnten eher „mäßig“ ausfallen, schätzen die Statistiker. Dies, unter anderem, weil sich die restriktiven Maßnahmen, bedingt durch eine bessere Anpassungsfähigkeit der Wirtschaftsakteure, von Welle zu Welle weniger auf die Aktivität auswirken. Getroffen werden könnten insbesondere Aktivitäten mit starker körperlicher Interaktion (etwa Gastgewerbe, Veranstaltungen oder Freizeitaktivitäten).

Zudem sieht Statec vieles, was auf eine baldige Lockerung der Beschränkungen hindeutet. So sind in mehreren europäischen Ländern bereits Entscheidungen oder Ankündigungen in Richtung Lockerungen getroffen oder formuliert worden. „Während die Aktienmärkte beim Auftauchen der neuen Variante einen deutlichen Rückschlag erlitten, erholten sie sich später, als die Nachrichten über die Entwicklungsaussichten der Pandemie eher beruhigend waren“, so die Statistiker. Zu Beginn der zweiten Januarwoche waren die Börsen dann wieder rückläufig, jedoch aus anderen Gründen

Potenziell schädlichere Herausforderungen

Entwicklung der Energiepreise
Entwicklung der Energiepreise Screenshot: Statec

„Während die Entwicklung der Pandemie in den Medien viel Raum einnimmt, muss sich die Wirtschaft mit anderen, potenziell schädlicheren Herausforderungen auseinandersetzen“, ist in dem Monatsbericht weiter zu lesen. „Versorgungsprobleme und Inflation dürften die Konjunktur in diesem Jahr erheblich belasten.“

Die Verknappung bestimmter Materialien und Komponenten sowie Schwierigkeiten in den Logistikketten [Container, Straßentransport] werden weiterhin die Produktion in der Industrie und im Baugewerbe sowie den Umsatz einiger Unternehmen einschränken, sind die Statistiker überzeugt. Diese Faktoren erhöhen auch die Produktionspreise, die teilweise und später auf die Verbraucherpreise übertragen werden und somit zu der aktuell hohen Inflationsrate beitragen.

Darüber hinaus bleiben die Energiepreise, etwa für Gas und Sprit, zu Jahresbeginn 2022 hoch, belasten die Haushaltsbudgets und erhöhen die Produktionskosten, so Statec. Energieintensive Industrien, wie etwa die Metallindustrie, würden besonders getroffen. „Einige von ihnen, insbesondere diejenigen, die die Preiserhöhungen nicht oder nur in geringem Umfang an ihre Kunden weitergeben können, könnten ihre Produktion vorübergehend einstellen.“

Entwicklung der Konjunkturerwartungen der Unternehmen
Entwicklung der Konjunkturerwartungen der Unternehmen Screenshot: Statec

Wenn diese Schwierigkeiten nun wirklich nur vorübergehend sein sollten, so stelle sich die Frage, wie lange sie andauern werden, so die Statistiker weiter. Nach dem Winter werde mit einem geringeren Druck auf die Energiepreise gerechnet, aber bei Problemen mit der Versorgung mit bestimmten Materialien könnte es länger dauern, bis sich die Lage wieder normalisiert. In Ländern wie den Vereinigten Staaten und Großbritannien hat die hohe Inflationsrate augenscheinlich bereits zu einer unerwartet frühen Straffung der Geldpolitik geführt, was sich wiederum dämpfend auf die Konjunktur auswirken dürfte.

Insgesamt positive Erwartungen

Nach einem deutlichen Rückgang im Dezember habe sich die Stimmung der Luxemburger Unternehmen im nicht-finanziellen Dienstleistungssektor in Luxemburg im Januar wieder etwas erholt, ist dem Bericht weiter zu entnehmen. Allerdings gebe es starke Unterschiede zwischen einzelnen Wirtschaftszweigen. Die Lage bei den Dienstleistungen für Unternehmen (insbesondere Rechts- und Steuerberatung) und im Luftverkehr hat sich verbessert, während sie sich im Gastgewerbe (insbesondere bei der Beherbergung) sowie in den Bereichen Werbung und Vermietungsdienstleistungen verschlechterte.

Entwicklung der Sparquote der Haushalte
Entwicklung der Sparquote der Haushalte Screenshot: Statec

Die Sparquote der Luxemburger Haushalte bleibt derweil ebenfalls hoch. Im Großherzogtum habe sie, im September 2021, bei rund 20 Prozent des verfügbaren Gehaltes gelegen, schreibt Statec. Nach durchschnittlich 13 Prozent zwischen 2016 und 2019.

Die Wirtschaft scheint sich demnach weiterhin gut zu entwickeln. Nach einem Einbruch der Wirtschaftsleistung um gemäßigte 1,8 Prozent im Jahr 2020 hat sie letztes Jahr um geschätzte 7 Prozent zugelegt. Auch die Zahl der Firmenpleiten ist nicht gestiegen. Für 2022 rechnen die Statistiker, laut den letzten Prognosen, mit einem Wirtschaftswachstum von 3,5 Prozent.

Auch der Luxemburger Arbeitsmarkt entwickelt sich gut. Im Vergleich mit dem Vorjahr haben sich die Zahlen im Gesamtjahr 2021 merklich verbessert. Deutlich besser als in allen Prognosen vorhergesehen. Aktuell sind bereits wieder leicht weniger Menschen auf Arbeitssuche als vor der Krise. Auch die (saisonbereinigte) Zahl der Arbeitsplätze insgesamt in Luxemburg ist 2021 weiter gestiegen. Das Land zählt nun 495.554 Arbeitsplätze. Das sind 25.454 Jobs mehr als Ende 2019 (also vor der Krise). In manchen Sektoren macht sich ein regelrechter Mangel an Fachkräften bemerkbar.