Forum75 Jahre Lobby-Arbeit im Interesse der Eisenbahner/innen und der Eisenbahn

Forum / 75 Jahre Lobby-Arbeit im Interesse der Eisenbahner/innen und der Eisenbahn
Ohne Landesverband wäre das Streckennetz weiter amputiert worden Foto: Editpress/Didier Sylvestre

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Die digitale Ausstellung über 75 Jahre CFL, die im Auftrag der CFL-Gesellschaft von Herrn Hausemer konzipiert wurde, vermittelt interessante Einblicke über die Entwicklungen dieser Gesellschaft im Laufe all dieser Jahre. Bei dieser Ausstellung hat Herr Hausemer auch den Gewerkschaften das Wort erteilt, was hervorgehoben werden soll. Insbesondere das Kapitel über die Nordstrecke macht deutlich, dass ohne die Aktionen des Landesverbandes diese Strecke aller Wahrscheinlichkeit heute in Ettelbrück ihren Terminus hätte.

Insgesamt muss man heute feststellen, dass ohne die Gewerkschaften die Geschichte der Eisenbahn anders verlaufen wäre. Im Gegensatz zur Automobil- und Ölindustrie verfügten die Eisenbahnen, außer den Gewerkschaften und hier vor allem dem Landesverband, über keine Lobby, die sie unterstützten. Vor allem die klerikalen und liberalen Politiker waren bestrebt, die Eisenbahn so weit wie möglich abzubauen. Eine staatliche Eisenbahn entsprach, außer den finanziellen Aspekten, in keiner Weise ihrem konservativ/liberalen Gesellschaftsmodell. Viele von uns können sich noch daran erinnern, dass unser Landesverband im Luxemburger Wort als sozialistisch/kommunistische Organisation gebrandmarkt wurde.

Gegen Abbau und für Modernisierung

Während Jahrzehnten existierte keine Transport- und Verkehrspolitik, die diesen Namen verdient hätte. Sie resümierte sich im Gesundschrumpfen der Eisenbahn, der die notwendigen Mittel entzogen wurden, um sich normal weiterzuentwickeln. Massiver Personalabbau, Streckenstilllegungen, die Schließung von Bahnhöfen und Betriebswerken, bescherten der Eisenbahn und dem öffentlichen Transport insgesamt einen enormen Substanzverlust.

Ohne Landesverband wäre, wie oben am Beispiel der Nordstrecke dargestellt wurde, das Streckennetz noch weiter amputiert worden und wir wären in Bezug auf die Eisenbahninfrastruktur noch weiter ins Hintertreffen geraten. Dies betrifft auch die Südstrecke zwischen Esch und Petingen. Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre war geplant, diese zu verlegen, so dass nur mehr Gütertransporte hier möglich gewesen wären. Der Landesverband und vor allem seine Vereinigung Esch wandten sich mit Erfolg gegen dieses Vorhaben. Auch diese Strecke wurde in der Folge modernisiert und in Belval entstand ein neuer moderner Bahnhof. Die Wiedereröffnung der Strecke zwischen Esch und Audun-le-Tiche für den Personentransport erfolgte nach entsprechenden Aktionen unserer Vereinigung Esch. Leider beabsichtigt der Transportminister, diese Strecke abzuschaffen und durch eine Busverbindung zu ersetzen. Das Beispiel Audun-le-Tiche verdeutlicht, dass der Einsatz für eine angepasste und sinnvolle Eisenbahninfrastruktur weitergehen muss. Dies betrifft auch die Eisenbahnstrecke zwischen Ettelbrück und Bissen, welche heute noch gelegentlich für den Gütertransport genutzt wird. Diese Strecke müsste aufgrund der heutigen Mobilitätsbedürfnissen wieder für den Personentransport genutzt werden. Diese Strecke würde, im Rahmen eines Mobilitätskonzeptes für die geplante Nordstadt, eine sinnvolle Transversale zwischen Diekirch und Bissen darstellen.

Für die soziale Besserstellung der Eisenbahner/innen

Obschon der Landesverband stets den Erhalt der Arbeitsplätze bei der Eisenbahn verteidigte, war er ebenfalls offen für sinnvolle Modernisierungen, die auch zur Absicherung der Eisenbahn notwendig werden. Erwähnen möchten wir in diesem Zusammenhang den Bau des zentralen Verschiebebahnhofs in Bettemburg, wo der Landesverband viel Überzeugungsarbeit leistete, damit dieser realisiert werden konnte. Der Landesverband beschränkte sich in seinen vielfältigen Aktionen nicht nur auf die Infrastrukturprobleme bei der Eisenbahn. Er war auch ein Verfechter eines attraktiven Zugangebotes im Interesse der Menschen, die hier wohnen und arbeiten. Als Anfang der 1980er Jahre das Fahrplanangebot ausgedünnt wurde, imitierte der Landesverband die Gründung der Aktion Öffentlicher Transport, AÖT. Die AÖT hat wertvolle Arbeit geleistet und wesentlich zur Verbesserung des Angebotes im öffentlichen Transport und zu dessen Propagierung beigetragen.

Trotz all dieser Lobby-Arbeit im Interesse der Eisenbahn und der Zugbenutzer hat der Landesverband seine Kernaufgabe als Gewerkschaft, die kontinuierliche soziale Besserstellung der Bahnbeschäftigten, nie vernachlässigt. Bei Gründung der CFL-Gesellschaft figurierten die Eisenbahner/innen am unteren Ende der Lohnhierarchie hierzulande. Aus dem Grunde waren es in den ersten Jahrzehnten nach Gründung der CFL-Gesellschaft vor allem Jugendliche aus den Nordkantonen, welche bei der Eisenbahn Beschäftigung suchten. Dank dem gewerkschaftlichen Einsatz des Landesverbandes konnte die soziale Situation der Eisenbahner/innen kontinuierlich verbessert werden. Ein wichtiger Meilenstein in dieser Hinsicht war sicherlich die Gehälterrevision von 1963/1964, wo der Landesverband eine führende Rolle spielte.

* Der Autor ist ehemaliger Präsident des FNCTTFEL-Landesverbands