EditorialEch weess, wou s de wunns: Schwurbler schüchtern Politiker ein

Editorial / Ech weess, wou s de wunns: Schwurbler schüchtern Politiker ein
Während radikale Impfgegner vor Ministerhäuser „spazieren“, drohen Antivax wie Ben Schronen (Foto) mit Gewalt bei Protesten Foto: Editpress/Anouk Flesch

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Stets später und oft ’ne Nummer kleiner: So verhält es sich mit Luxemburger Trends. Ein verzichtbarer Importschlager: Schwurbler-Spaziergänge. Warum Privathäuser von Politikern kein Tabu mehr sind.

Vor dem Haus von Sachsens Gesundheitsministerin Petra Köpping waren es Fackeln, bei Paulette Lenert eine Kerze: Die Luxemburger Radikalisierung hat andere Dimensionen als im Ausland. Und dennoch: Der Trend, vor Privathäuser von Politiker:innen zu ziehen, ist gefährlich. Während in Sachsen im Dezember von einem „faschistoiden“ Auftritt die Rede war, sieht man in Luxemburg eine Schwurblerin durch Lenerts Straße laufen. Medienbewusst, aufmerksamkeitsgeil und sich für nichts zu schade: Die als „Spaziergang“ getarnte Protestaktion lässt aufhorchen. Denn: Was wie ein irrelevanter Einzelfall wirkt, scheint System zu haben.

Auf Nachfrage des Tageblatt bestätigt Gesundheitsministerin Lenert die Echtheit der Geschehnisse – und dass es sich dabei nicht um eine isolierte Tat handelt. Auch Polizeiminister Henri Kox bestätigt gegenüber dem Tageblatt unangemeldete Besucher vor seinem Privatdomizil. Zur Erinnerung: Auf dem Höhepunkt der hiesigen Corona-Eskalation wütete ein Mob vor Premier Bettels Tür, schmiss mit Eiern auf sein Haus und zerkratzte den Wagen seines Ehemanns. Auch der Wohnsitz von Familienministerin Corinne Cahen wurde von den „usual suspects“ belagert.

Der radikalisierte Teil der Luxemburger Impfgegner:innen wird aber nicht müde, zu betonen: Alles friedlich, alles harmlos – wir wollen doch bloß spielen. Ganz so ohne ist es aber nicht: Proteste vor dem Privathaus von Politiker:innen sind nämlich nicht legitim. Im Gegenteil: Es ist organisierte Einschüchterung staatlicher Repräsentanten. Die sinngemäße Schwurbler-Botschaft: Ech weess, wou s de wunns. Eine Ansage, wie man sie früher vom Rechts-Rock der Böhsen Onkelz kannte.

Und eigentlich tun einem diese verlorenen Seelen fast leid: Denn sie schaden nicht nur sich, sondern auch insgesamt dem Ruf der Antivax-Bewegung. Lässt man die Schwurbel-Polemik beiseite, die ein Stilmittel im Kampf gegen Extremismus ist, bleibt die Feststellung: Mit argumentierter Kritik hat all dies nichts mehr zu tun. Deshalb die Frage: Wie vernunftbegabt ist der hochradikalisierte Teil der Antivax noch? Und sind Poltern und Provokation nicht längst zum Selbstzweck geworden?

Eine solche Frage muss sich z.B. die junge Studentin Jessica Polfer gefallen lassen. Die alleinige Tatsache, dass sie an dieser Stelle Medienresonanz findet, wird sie wahrscheinlich in ihrem Verhalten bestärken. Allerdings zeigt die entgegengesetzte Strategie genauso wenig Wirkung: Auch konsequentes Ignorieren hält die radikalisierte Antivax-Szene nicht mehr davon ab, vor Impfhakenkreuzen zu laufen und sich weiter zu vernetzen. Wer bis jetzt glaubte, dass Schwurbler nur vom Sofa aus ihr Gift versprühen, irrt: Spätestens seit dem Corona-Ausflug nach Brüssel haben sich neue Allianzen der radikalen Antivax gebildet.

Und auch ihre Gewaltbereitschaft steigt. Ein konkretes Beispiel: Impfdemo-Koordinator Ben Schronen. Der Luxemburger hatte noch vor kurzem gegenüber dem Tageblatt friedliche Absichten beteuert. Ein wenig später sieht es dann ganz anders aus. Beim Krawall-Tourismus aus Brüssel heißt es vor schwarzen Rauchschwaden: „Kuck emol, Stad Lëtzebuerg, wat Iech erwaart, wann Der net follegt.“ Das Tröstliche daran: Das Video erinnert ein wenig an Harald Juhnkes Definition von Glück – „Keine Termine und leicht einen sitzen“.

tanner
28. Januar 2022 - 18.20

@Grober J-P. "Nur, wie hilft man solchen Leuten?" Denen ist nicht zu helfen, die brauchen eine Insel oder ein Dorf da oben in der Pampa wo sie herumtoben können.

Arm
28. Januar 2022 - 17.06

Die meisten Schwurbler glauben ja auch noch das die Welt eine Scheibe ist

Zeehl
27. Januar 2022 - 22.10

Dat ass Stalking an dofir hu mer dach e Gesetz krut.

d'Mim
27. Januar 2022 - 18.38

De Ben kuckt bedreeckt dran. Weltschmerz?

Realist
27. Januar 2022 - 13.59

Ohne zünftiges, möglichst grosses Hakenkreuz und ein stilisiertes KZ-Tor ist in dieser Szene offenbar kein Argumentieren mehr denkbar. Da fragt man sich, wann auf den Demos die ersten als « Impf-Hitler » oder Dr. Mengele verkleideten Irren beklatscht werden.

Laird Glenmore
27. Januar 2022 - 13.36

Zivilstreifen in den Straßen wo Politiker wohnen patrouillieren lassen und dann die verdächtigen verhaften und vor einem Schnellrichter direkt verurteilen lassen, denn wenn man das weiterhin toleriert haben wir bald amerikanische Verhältnisse und eines Tages stehen diese Idioten dann in der Abgeordnetenkammer und randalieren.

Lucinlinburhuc
27. Januar 2022 - 12.03

@ Grober J-P. Korrekt: falls in der Kindheit kein Vertrauen im Umfeld (beiderseits) entstanden ist, fehlt sie später im Leben.

Grober J-P.
27. Januar 2022 - 10.32

Reden sie mal mit einem solchen richtigen "Schwurbler" alleine! Danach weiss man, dass in der Kindheit so manches schief gelaufen ist. Nur, wie hilft man solchen Leuten?

Jacques Zeyen
27. Januar 2022 - 8.56

"Schiri.Wir wissen wo dein Auto steht." Noch nicht einmal ihre dummen Slogans erfinden sie selbst. Ich finde es gut das Konterfei dieser armseligen Nasen öffentlich zu machen. Da kann jeder die Straßenseite wechseln wenn er sie sieht. Und wenn ich der Arbeitgeber dieses Helden wäre,könnte er sich morgen einen anderen Job suchen.