Putsch in Burkina FasoSoldaten verkünden Machtübernahme im Fernsehen

Putsch in Burkina Faso / Soldaten verkünden Machtübernahme im Fernsehen
Ein Sprecher des Militärs verlas die Erklärung zum Putsch am Montag im Fernsehen Foto: Screenshot

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Meuternde Soldaten haben im Sahel-Staat Burkina Faso, einem Zielland der Luxemburger Entwicklungszusammenarbeit, den Präsidenten und Minister festgenommen und sich an die Macht geputscht. 

In Burkina Faso hat die Armee nach eigenen Angaben den Präsidenten Roch Kaboré und die Regierung gestürzt. Kaboré sei unfähig gewesen, das Land angesichts der gegenwärtigen Herausforderungen zu einen, erklärte ein Sprecher des Militärs in einer am Montag im Fernsehen verlesenen Erklärung. Die Regierung und das Parlament seien aufgelöst, die Grenzübergänge geschlossen und die Verfassung ausgesetzt worden. Festgenommene seien an einen sicheren Ort gebracht worden. Die Erklärung war vom Offizier Paul-Henri Sandaogo Damiba unterzeichnet worden.

Am Sonntag war ein heftiges Feuergefecht in der Nähe von Kaborés Anwesen in der Hauptstadt Ouagadougou ausgebrochen. Auch in Kasernen soll es zu Schießereien gekommen sein. Die meuternden Soldaten sollen mehr Unterstützung bei ihrem Kampf gegen IS-Extremisten gefordert haben.

Der Verbleib von Präsident Kaboré blieb zunächst unklar. Zwar wurde am Montag auf dem Twitter-Account des Präsidenten an die Soldaten appelliert, zum Schutz der Demokratie und im Interesse des Landes die Waffen niederzulegen. Reuters konnte jedoch nicht verifizieren, ob die Kurznachricht tatsächlich vom Präsidenten stammt, der seit den Schießereien am Sonntag nicht in der Öffentlichkeit gesehen wurde.

Zielland der Luxemburger Entwicklungshilfe

Die regierende Partei in Burkina Faso hatte mitgeteilt, Kaboré habe einen Mordanschlag überlebt. Die Meuterei der Soldaten sei in einen Putschversuch umgeschlagen. Diese Sichtweise übernahm auch die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas, die einen „versuchten Staatsstreich“ verurteilte und das Militär für die Sicherheit des Präsidenten verantwortlich machte.

Burkina Faso ist trotz seiner Goldvorkommen eines der ärmsten Länder in Westafrika. Extremisten mit Verbindungen zu Al-Kaida und der Islamisten-Organisation IS verüben häufig Angriffe in dem Land, Opfer sind oft Zivilisten und Soldaten. Das hat in den vergangenen Monaten zu wachsendem Unmut in der Bevölkerung beigetragen.

Die französische Regierung mahnte ihre Staatsbürger in Burkina Faso zu besonderer Vorsicht und rief dazu auf, auf Reisen möglichst zu verzichten. „Frankreich verfolgt die Ereignisse in Burkina Faso mit größter Aufmerksamkeit“, erklärte das Außenministerium in Paris.

Wie seine Nachbarstaaten Mali und Niger und der ebenfalls zur Sahelzone gehörende Senegal ist Burkina Faso Zielland der Luxemburger Entwicklungszusammenarbeit. Seit 2015 wurden in Burkina Faso etwa 2.000 Menschen in der Region von Dschihadisten getötet, rund 1,5 Millionen weitere wurden aus ihren Häusern vertrieben.

In Burkina Faso gab es in der Vergangenheit immer wieder Putsche und Putschversuche. Das benachbarte Mali war seit 2020 Schauplatz von zwei Staatsstreichen und im westafrikanischen Guinea hatten Putschisten im September den zunehmend autoritär regierenden, langjährigen Präsidenten Alpha Condé gestürzt. Im Niger wurde Ende März 2021, zwei Tage vor der geplanten Amtseinführung eines neuen Staatspräsidenten, ein Putschversuch niedergeschlagen. (AFP)