WohnenEuropaweit steigen die Immobilienpreise – Luxemburg liegt nicht einmal an der Spitze

Wohnen / Europaweit steigen die Immobilienpreise – Luxemburg liegt nicht einmal an der Spitze
Schnell steigende Wohnungspreise werden in ganz Europa zum Problem Foto: Reuters/Charles Platiau

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Steigende Preise für Wohnungen sind mittlerweile nicht mehr nur hierzulande ein Problem. Im gesamten Euroraum legen die Preise derzeit überdurchschnittlich schnell zu. Luxemburg liegt nicht einmal mehr an der Spitze der Tabelle.

Trotz des rasanten Preisanstiegs von 13,4 Prozent in den zwölf Monaten vor September 2021, liegt Luxemburg nur an fünfter Stelle, was die Preissteigerungen in der Europäischen Union betrifft. Im ersten Quartal des Jahres 2021, wie auch im Jahr 2020, galt Luxemburg noch als Spitzenreiter

Am heftigsten sind die Preise im dritten Quartal 2021 in Tschechien (22 Prozent), Litauen (18,9 Prozent) und Estland (17,3 Prozent) gestiegen. Auch noch vor Luxemburg – in puncto Preissteigerungen – liegen mittlerweile die Niederlande (mit einem Plus von 16,8 Prozent im Jahresvergleich).

Im gesamten Euroraum lagen die Hauspreise im dritten Quartal 2021 satte 8,8 Prozent über denen vom Vorjahreszeitraum, wie das statistische Institut Eurostat letzte Woche mitgeteilt hat. Mit einer derartig schnellen Geschwindigkeit haben sie noch nie (seit Beginn der Datenreihe im Jahr 2006) zugelegt. Im zweiten Quartal 2021 lag die (jährliche) Preissteigerungsrate erst bei 6,8 Prozent.

Im Gegensatz zu den vorangegangenen Quartalen verzeichneten im dritten Quartal 2021 alle EU-Mitgliedstaaten einen Anstieg der Hauspreise (im Jahresvergleich). In der Hälfte der Mitgliedstaaten lag die Anstiegsquote bei über 10 Prozent. Die geringsten Anstiege wurden in Zypern (2,2 Prozent) sowie in Italien und Spanien (jeweils 4,2 Prozent) verzeichnet.

Mieten steigen langsamer als Hauspreise

In einer weiteren Veröffentlichung schreibt Eurostat, dass die Hauspreise europaweit seit 2010 um insgesamt 39 Prozent zugelegt haben. Jedoch gebe es große Unterschiede zwischen den Ländern. So haben sich die Preise für Wohnungen in Estland (plus 141 Prozent), Ungarn (plus 118 Prozent), Luxemburg (plus 117 Prozent), Lettland (plus 106 Prozent) und Österreich (plus 104 Prozent) seit 2010 mehr als verdoppelt, während in Griechenland (minus 28 Prozent), Italien (minus 12 Prozent), Zypern (minus 6 Prozent) und Spanien (minus 0,5 Prozent) Rückgänge verbucht wurden.

Sowohl Kaufpreise als auch Mieten sind seit 2010 in Europa im Schnitt gestiegen – je nach Land jedoch mit sehr unterschiedlichen Geschwindigkeiten
Sowohl Kaufpreise als auch Mieten sind seit 2010 in Europa im Schnitt gestiegen – je nach Land jedoch mit sehr unterschiedlichen Geschwindigkeiten  Screenshot: Eurostat

Bei den Mieten war das Muster anders, so die europäischen Statistiker. Seit 2010 sind hier die Preise in der EU (mit 16 Prozent) deutlich weniger schnell gestiegen als die Wohnungspreise an sich. Jedoch gibt es auch hier große Unterschiede zwischen den Ländern. Vergleicht man September 2021 mit 2010, so sind die Preise in 25 EU-Mitgliedstaaten gestiegen und in zwei zurückgegangen.

Die höchsten Anstiege bei den Mieten wurden in Estland (plus 162 Prozent), Litauen (plus 111 Prozent) und Irland (plus 68 Prozent gemessen). Rückgänge wurden in Griechenland (minus 25 Prozent) und Zypern (minus 3 Prozent) verzeichnet. In 18 EU-Mitgliedstaaten sind die Kaufpreise stärker gestiegen als die Mieten. Auch Luxemburg zählt (mit einem Anstieg der Mieten um 15 Prozent seit 2010) zu diesen Ländern.

Hintergrund dieser Entwicklung dürfte unter anderem die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank sein. Die Notenbanker wollen Bürger und Unternehmen, mittels niedrigen Zinsen, dazu zwingen, ihr Vermögen auszugeben. Damit würde der Konsum angekurbelt und das Wirtschaftswachstum würde zulegen, so ihre Überlegung. Da Geld auf Sparbüchern, wegen der niedrigen Zinsen und der hohen Inflationsrate, Monat für Monat an Kaufkraft verliert, bieten sich Investitionen in Immobilien als Alternative an. Niedrige Kreditzinsen und steigende Preise erhöhen ihre Attraktivität als Anlageklasse noch weiter.

Kaufen ist teurer als Mieten – und doch lohnt es sich

In einer komplett anderen Untersuchung hat die Webseite Compare The Market die Mieten und die Kauf-Preise von Drei-Zimmer-Wohnungen in den Mitgliedstaaten der OECD unter die Lupe genommen. Vergleicht werden die Miet-Zahlungen mit den geschätzten monatlichen Rückzahlungen für einen Immobilienkredit.
Die Autoren der Untersuchung schlussfolgern, dass es in nur zwei Ländern (Finnland und Italien) leicht günstiger ist, eine Wohnung zu kaufen als sie zu mieten. In allen anderen Ländern fallen die monatlichen Rückzahlungen auf den Immobilienkredit deutlich höher aus als die monatliche Miete.
Luxemburg sticht bei der Untersuchung hervor. In keinem anderen Land ist der Unterschied zwischen der Höhe der Miete und der Kredit-Rückzahlungen größer. Den Berechnungen zufolge müsste der Kreditnehmer monatlich 4.558 US-Dollar zurückbezahlen, während der Mieter „nur“ 3.017 US-Dollar für die gleiche Wohnung zahlen müsste. Ein gewaltiger Unterschied von 51,1 Prozent. Auf dem zweiten Platz landet Lettland mit 42,5 Prozent. In Deutschland beträgt der Unterschied, der Rechnung zufolge, 33,5 Prozent – in Belgien lediglich 13,1 Prozent.
Zudem wird in der Untersuchung hervorgehoben, dass Luxemburg das mit Abstand teuerste Pflaster zum Wohnen ist. In keinem anderen Land seien Mieten oder geschätzte monatliche Rückzahlungen höher als hierzulande. Auf Platz zwei folgt die Schweiz mit monatlichen Mieten von 2.599 Dollar und Rückzahlungen von 2.961 Dollar. In Deutschland wären es 1.414, bzw. 1.887 US-Dollar.
Nicht erwähnen tut diese Untersuchung jedoch, dass sich der Kauf einer Wohnung – trotz des hohen monatlichen Unterschieds zur Miete – dennoch lohnt. Für das Vermögen der einzelnen Haushalte spielt es hierzulande nämlich eine große Rolle, ob die eigene Wohnung gekauft oder gemietet wird. Wer sein Haus gekauft hat, der hat später deutlich mehr Vermögen als der, der sich für die Miete entschieden hat. Im Schnitt (Median) haben Besitzer (Kreditvertrag abgerechnet) ein Vermögen von 502.000 Euro. Wer jedoch mietet, verfügt im Schnitt nur über 23.000 Euro Kapital.

Weiterführende Lektüre:

Immer weniger Menschen sind Besitzer der eigenen Wohnung – Link Artikel

Analyse zum Wohnungsmarkt: Um die Interessen von 160 Personen zu schützen, müssen Tausende das Land verlassen – Link Artikel

„Wir setzen nicht mehr auf den guten Willen“ – die Pläne der Innenministerin gegen Wohnungsnot und steigende Preise – Link Artikel

Teures Eigenheim: Baupreise steigen innerhalb eines halben Jahres um fast fünf Prozent – Link Artikel

harry
27. Januar 2022 - 12.20

naja wie schaut es denn mit den realpreisen aus, nicht den % punkten.. mit denen man sich vieles schön reden kann..

Jemp
21. Januar 2022 - 19.41

" Geldpolitik der Europäischen Zentralbank" Die Zentralbank ist dabei uns eine galoppierende Inflation zu bescheren. Energiekosten, Immobilien, später Lensmittel... Und schon sind alle Staatsschulden quasi bezahlt und die Unter- und Mittelschicht total verarmt, weil ein Ei 1000€ kostet. Wer stoppt diese Banditen?