GesprächEU-Gesundheitskommissarin zurückhaltend gegenüber Impfpflicht

Gespräch / EU-Gesundheitskommissarin zurückhaltend gegenüber Impfpflicht
EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides setzt weiter auf Überzeugungsarbeit, wenn es ums Impfen geht Foto: Pool/AFP/Yves Herman

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EU-Gesundheitskommissarin Kyriakides warnt vor einer Überlast im Gesundheitssystem durch die Omikron-Variante. Einer Impfpflicht steht sie skeptisch gegenüber.

Die EU-Kommission hat sich zurückhaltend zur Impfpflicht gegen Covid-19 geäußert. Die Debatte sei notwendig, doch eine Impfpflicht stehe in Brüssel nicht auf der Tagesordnung, sagte Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides im Gespräch mit dem Tageblatt und anderen europäischen Medien. Zugleich warnte sie vor einer Überlastung des Gesundheitssystems durch die Omikron-Variante, die in Europa grassiert.

„Die Diskussion über eine Impfpflicht muss geführt werden“, sagte Kyriakides. Angesichts des hohen Drucks auf die Gesundheitssysteme durch Omikron dürfe man keine Möglichkeit ausschließen. Brüssel könne den EU-Staaten jedoch keine Vorschriften machen – denn die Gesundheitspolitik ist eine nationale Kompetenz.

Derzeit seien 70 Prozent der erwachsenen Bevölkerung in der EU vollständig geimpft und 40 Prozent geboostert, so Kyriakides. Dies sei aber nicht genug, um hinreichenden Schutz zu gewähren. „Das schiere Gewicht der Zahlen, die wir sehen, reicht aus, um die Gesundheitssysteme potenziell zu überfordern“, warnte sie. Die Impfkampagne müsse daher weiter gehen. Sie setze jedoch auf Freiwilligkeit. „Meiner Meinung nach ist Überzeugung besser ist als Zwang“, betonte die EU-Politikerin aus Zypern.

Wenn wir etwas aus dieser Pandemie gelernt haben, dann, dass man niemals nie sagen sollte

Stella Kyriakides, EU-Gesundheitskommissarin

Skeptisch äußerte sie sich auch mit Blick auf die Einschränkung sozialer Rechte für Ungeimpfte, etwa durch Impfnachweise. Das vor einem Jahr eingeführte EU-Impfzertifikat sei „eine europäische Success-Story“. Es sei jedoch für die Reisefreiheit gedacht – und nicht für den Zugang zu Dienstleistungen wie Restaurants oder Kinos. „Wir müssen auf die Ungeimpften zugehen“, sagte sie. „Wir müssen auch auf jene zugehen, die sich Sorgen machen.“ Die von der EU beschafften Impfstoffe – vorwiegend von Biontech/Pfizer – seien zwar nicht an die Omikron-Variante angepasst, räumte die EU-Kommissarin ein. Dennoch böten sie den besten Schutz gegen schwere Erkrankung.

Neue Impfstoffe im März erwartet

Kyriakides wies den Vorwurf zurück, die EU-Kommission habe angesichts der Omikron-Welle keine Strategie. Im renommierten British Medical Journal hatten Anfang Januar mehr als 30 Forscher eine koordinierte Antwort angemahnt. Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO hat die EU aufgefordert, mehr gegen Omikron zu tun. Sie stehe in engem Kontakt mit der WHO, entgegnete Kyriakides. Auch die neue EU-Gesundheitsbehörde HERA, die in der EU-Kommission angesiedelt ist, habe sich bereits mit Omikron befasst. Brüssel sei bereit, schnell zu reagieren, wenn sich eine neue Lage ergeben sollte, betonte sie. „Keine Option sollte ausgeschlossen werden.“

Für Ankündigungen sei es aber noch zu früh. „Wenn wir etwas aus dieser Pandemie gelernt haben, dann, dass man niemals nie sagen sollte.“ Allerdings fehle es bisher noch an den nötigen Daten, um einen Strategiewechsel zu vollziehen. Auch für Aussagen zu einem neuen Impfstoff oder einer vierten Impfung sei es zu früh.

Die WHO rechnet damit, dass sich bis Ende Februar die Hälfte der Menschen in Europa mit Omikron infizieren könnten. Neue, an Omikron angepasste Impfstoffe werden jedoch erst im März erwartet. Widersprüchlich ist die Lage in den EU-Ländern, was allerdings normal ist. Während die Niederlande einen teilweisen Lockdown verhängt haben, denkt Spanien über eine Lockerung der Corona-Maßnahmen nach. Die einzelnen Mitgliedstaaten passen sich der jeweiligen Infektionslage an. Was dazu führt, dass in einem großen Land wie Deutschland die Corona-Beschränkungen je nach Bundesland unterschiedlich angewandt werden. Beim EU-Gipfel im Dezember hatten die 27 Mitgliedstaaten eine enge Koordinierung vereinbart. Am Freitag wollen sich die Gesundheitsminister bei einer Sondersitzung um bessere Abstimmung bemühen. Mit Beschlüssen wird aber nicht gerechnet.

Örkelbruch
22. Januar 2022 - 7.41

Endlich Mal eine Vernünftige in den Reihen von von der Leyen.

Comicrob
21. Januar 2022 - 11.59

Gemäss der E.u. Ist also Überzeugung besser als Impfzwang ! Überzeugt werden muss man jedoch durch den Vergleich der Argumente von weltbekannten Experten auf dem zur Sprache stehendem Spezialgebiet ! Es genügt in diesem Fall folglich nicht, dass unsere Vertreter ,d.h, die Regierung sich ausschliesslich auf den Rat ihrer fünf eigenen Experten verlässt und versteckt , um den o.g. Impfzwanag ihrer Bevölkerung obligatorisch zu verpassen ohne nachher zur Rechenschaft gezwungen werden zu können....... Erst nach Anhören von 2 oder mehr „ Glocken “mit richtigem Klang , darf man auch nur daran denken dem Volk seine Grundrechte zu klauen um das Land zu « retten » !

Htk
20. Januar 2022 - 18.19

Es gibt zuviel /Innen. Was die Dame für eine Meinung hat interessiert keinen