Covid-19Straßenengel schlagen Alarm: Immer mehr Menschen rutschen in die Armut

Covid-19 / Straßenengel schlagen Alarm: Immer mehr Menschen rutschen in die Armut
Unbürokratische Hilfe: Das ist das Ziel der Straßenengel um Mitbegründer Luc Lauer (im Bild). Neben Obdachlosen hilft die Vereinigung aber auch mehr als 120 Familien in Not. Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Zwei Jahre nach Ausbruch der Pandemie wird die Situation am Rande der Gesellschaft immer dramatischer. „Immer mehr Menschen fallen unter die Armutsgrenze. Die Zahl der Familien, die am Ende des Monats kaum noch über die Runden kommen, nimmt kontinuierlich zu“, sagt Luc Lauer. Besonders schlimm: Wegen der Feiertage sei vielen Betroffenen zu spät geholfen worden.

So seien viele Familien an den Weihnachtstagen von Behörden und anderen Akteuren aufs neue Jahr vertröstet worden. „Weil über die Feiertage nichts läuft. Gerade jetzt aber sind viele Menschen am Rand der Gesellschaft auf diese Unterstützung angewiesen“, ärgert sich der Mitbegründer der Vereinigung, die sich seit knapp dreieinhalb Jahren für Hilfsbedürftige einsetzt. Getreu dem Leitspruch „Wir reichen die Hand“.

Ziel der Vereinigung ist es, Menschen in Not zu helfen. Pragmatisch, unkompliziert und, wenn möglich, unbürokratisch und ohne administrative Umwege. Das ist denn auch einer der Gründe, weshalb die Vereinigung ohne Konventionen mit Behörden auszukommen versucht. Lauer weiß nämlich, dass viele Betroffene erst dann um Hilfe bitten, wenn ihnen das Wasser zum Halse reicht. In dem Fall gilt es, rasch zu handeln, um die Betroffenen über Wasser zu halten. Zeit, Behörden aufzusuchen und Sozial-Anträge zu stellen, bleibt in dem Fall keine mehr.

Deshalb besteht eine der Hauptmissionen der Freiwilligen darin, auf Abruf schnell agieren zu können. „Kurz vor Weihnachten hatten wir den Fall einer fünfköpfigen Familie, die plötzlich über kein Einkommen mehr verfügte. Von offizieller Seite aber wurden die Eltern bis nach den Feiertagen vertröstet. Also haben wir zunächst mal den Kühlschrank gefüllt, bevor wir uns um andere Sorgen gekümmert haben“, erzählt Lauer.

Der Grund für die Misere? Für Lauer ganz klar die sanitäre Krise. „Die Preise steigen, Arbeitsplätze werden knapp und die Mieten sind vielerorts kaum noch zu zahlen“, so der Mann mit der großzügigen Ader. Gleichzeitig aber könnte die staatliche Unterstützung mit den Entwicklungen nicht Schritt halten: „Ich weiß von Familien, denen die finanzielle Hilfe verwehrt wird, weil das Oberhaupt fünf oder zehn Euro zu viel verdient, um in den Genuss der Zuschüsse zu kommen. Die Betroffenen können also jederzeit auf der Straße landen.“

Wegen Corona liefen immer mehr Menschen Gefahr, in die Armut abzurutschen. Lebensmittelpreise seien für viele Bedürftige kaum noch zu stemmen – von den Immobilienpreisen ganz zu schweigen. Die sanitäre Krise agiere wie ein Multiplikator für Ungleichheiten. Mit der Einführung des Covid-Check-Systems am Arbeitsplatz sei zudem eine Hürde geschaffen worden, die bestimmten Menschen den Wiedereinstieg in die Arbeitswelt erschwert. „Es gibt sie nämlich, die Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden können. Tests können sich viele Betroffene aber auch nicht leisten“, gibt Lauer zu bedenken.

Manchmal wünsche er sich etwas mehr Pragmatismus von Seiten der Behörden. Dass man das Gesamtbild betrachtet, nicht nur die reinen Zahlen. Ein ähnlicher Wunsch ergeht auch an vereinzelte Sozialarbeiter in bestimmten Hilfsorganisationen: Von ihnen erwartet sich Lauer etwas Einfühlungsvermögen und Engagement. „Und nicht einfach nur ein Verweis auf ein anderes Datum. Für die Betroffenen ist nichts schlimmer als in ihrer Not vertröstet zu werden“, so Lauer.

Kein Mann der leisen Töne

Der Mitbegründer der Straßenengel ist kein Mann der leisen Töne: Missstände werden unumwunden angesprochen. Euphemismen gebraucht er dabei keine. Auch wenn er viele Instanzen und deren Verantwortliche damit vor den Kopf stößt: Beobachtern zufolge hat er sich dieses Recht mit seinem unermüdlichen Einsatz durchaus erarbeitet. Vor den „Stroossenenglen“ nämlich hat sich der ehemalige Marketing-Experte bereits zwölf Jahre lang privat und mit eigenen Mitteln für Bedürftige eingesetzt.

Keinen Hehl macht Lauer aus seinem Misstrauen gegenüber konventionalisierten Hilfsorganisationen und verschiedenen staatlichen und städtischen Behörden. Zu bürokratisch sei deren Herangehensweise. Allerdings gibt er inzwischen auch zu, dass der Hilfsapparat an sich äußerst leistungsfähig sei. „Allein was die Infrastrukturen angeht, hat der Staat hervorragende Arbeit geleistet. Viele Organisationen sind auch gut aufgestellt. Darüber hinaus gibt es unzählige engagierte Mitarbeiter und Sozialarbeiter, denen das Wohl der Betroffenen wirklich am Herzen liegt. Das Problem sind vereinzelte Angestellte, die den Gehaltsschein über alles andere stellen“, ärgert sich der Mitarbeiter eines Bestattungsinstituts.

Bekannt wurden die im Juni 2018 gegründeten „Stroossenenglen“ durch ihren Einsatz im Obdachlosenmilieu. Mehrmals wöchentlich besuchen Freiwillige der Vereinigung die Brennpunkte der Hauptstadt, um Obdachlose und Drogenabhängige mit dem Nötigsten zu versorgen. In der Regel werden belegte Brote, Wasser, Kleidung und Decken an die Notleidenden verteilt.

Was viele Menschen aber nicht wissen: Die Organisation bietet auch Programme für Familien an, die meist mehr schlecht als recht über die Runden kommen und dringend auf Hilfe angewiesen sind. Mehr als 120 Familien werden von den Mitgliedern der ASBL betreut. Dabei greifen sie hauptsächlich auf private Mittel zurück, die von großzügigen Spendern oder Partnerorganisationen bereitgestellt werden.

„Wir begrüßen natürlich jegliche Form der Unterstützung“, sagt Lauer. „Allerdings können wir zunächst keine weiteren Möbel- oder Kleidungsspenden annehmen.“ Der Grund: Die Vereinigung hat kein Depot, in dem man die Gegenstände lagern könnte. Leider seien auch viele Sachspenden in einem schlechten Zustand. „Das sind keine Spenden, sondern Sperrmüll.“ Wer jedoch wirklich helfen möchte, findet die nötigen Informationen auf stroossenenglen.lu.

Pauline Thimmesch Valentini
22. Januar 2022 - 19.11

Jo dat vun eisem Premier, dat geet engem schon fatzeg op de Nerv . Dir hutt dat schons ganz richteg gesot,et ass keen Politiker méi drenner deem e kann trauen. Die nächst Wahlen stinn nees virun der Dier , loss mir mol kucken wéi et do geet .Hoffentlech sinn mol ganz aanner Politiker op der lescht.Mais et sinn vill Euroen ze verdingen an dat well keen sech laangt Nues goen lossen .

Therese
19. Januar 2022 - 9.05

eis Politiker können sech dat awer net virstellen...an engem ESOUUUU reichen Land kann et dach keng aarm Leit gin.Amplaatz den decken Mann (oder Fra) zu Dubai op der Weltausstellung ze markeieren,wier et besser,dat Geld netzlech haiheem bei denen unzeleen,dei et neideg hun.Mais dat wir jo keen "Nationbranding". Et ass fir ze katzen wat d'Regierung mat dem Vollek mecht! A wann een dann dat Gelabers vum Premier heiert get et engem richteg schlecht.Ech froen mech op deen Mann iwerhaapt nach Kontakt mat der Realiteit huet. Wann elo Heizkäschten an d'Liewensmettel nach méi daier gin an den Staat ennerhölt neischt,dann bleift et net bei klengen vereenzelten Demos,mais do get et Revolten,Well schlussendlech geht et elo em " besoins primaires" an net den Luxus.