Basketball„Ein alter Rookie“: Lou Demuth über seine Premierensaison in der LBBL

Basketball / „Ein alter Rookie“: Lou Demuth über seine Premierensaison in der LBBL
Lou Demuth konnte gleich zu Beginn der Saison mit starken Leistungen überzeugen Foto: Fernand Konnen

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Lou Demuth hat seinen Platz in der LBBL gefunden. In seiner Debüt-Saison bei der US Heffingen macht der 21-Jährige die Rückschläge, mit denen er in den letzten Jahren immer wieder zu kämpfen hatte, vergessen und steht mit dem kleinen Klub schon sicher im Play-off.

Einer der Gewinner des Kalenderjahres 2022 ist bisher die US Heffingen. Mit drei Siegen aus drei Spielen meldete sich der kleine Klub nach der kurzen Weihnachtspause eindrucksvoll im Ligabetrieb zurück und hat seinen Platz unter den besten acht Mannschaften und somit im Titel-Play-off seit dem Wochenende sicher. In der Endabrechnung, nach dem 22. Spieltag, werden nämlich vier Teams auf jeden Fall hinter der USH landen. Die beiden Schlusslichter Musel Pikes und Racing können nach Punkten nicht mehr aufschließen. Hesperingen und Düdelingen können unterdessen zwar rein punktetechnisch noch gleichziehen, aber gegen beide Teams hat Heffingen den direkten Vergleich mit jeweils zwei Siegen in der Tasche. 

„Viel zu meckern gibt es bei uns zurzeit wirklich nicht“, erklärt so auch Lou Demuth am Montag mit einem Lachen. Die Leistungen der letzten Wochen sind nämlich umso erstaunlicher, da das Team immer wieder auf Kapitän Max Schmit verzichten musste. Mal aufgrund einer Verletzung, zuletzt wegen Covid-19. So bestritt er am Sonntag auch erst sein erstes Spiel im Jahr 2022. „In den ersten beiden Partien nach der Weihnachtspause war sein Fehlen vielleicht nicht mehr so schlimm, weil wir schon häufiger in dieser Saison ohne ihn auskommen mussten.“ Mit dem „Floor-General“, wie ihn Demuth bezeichnet, konnte die USH am Sonntag dann jedoch einen Sieg „außer der Reihe“ gegen den Basket Esch einfahren. Der Punkt, der schlussendlich die Play-off-Teilnahme sicherte: „Mit Max ist es natürlich einfacher, er macht unser Spiel, bestimmt den Rhythmus.“ Und so ist das erste Saisonziel in Heffingen bereits frühzeitig geschafft. Ein weiteres Jahr wird der Klub, der zuvor während eines Jahrzehnts die Fahrstuhlmannschaft schlechthin der Liga war, somit auch weiter im Oberhaus zu sehen sein – obwohl kaum jemand der USH eine solch gute Saison prophezeit hatte, vielmehr wurde das Team im Vorfeld der Saison sogar als möglicher Abstiegskandidat gehandelt. 

Reifer geworden

Ein bedeutender Grund, warum Heffingen schon elf Saisonsiege auf seinem Konto hat und in einer noch etwas verzerrten Tabelle derzeit Rang drei belegt, ist Lou Demuth. Eigentlich würde man den diesjährigen Neuzugang um einiges älter schätzen, denn seit seinen frühen Teenager-Jahren stand Demuth, nicht zuletzt durch seine Körpergröße von inzwischen 2,13 Metern, immer wieder im Mittelpunkt des Interesses. Doch der Center-Spieler ist ein „Millennium-Kid“ und somit gerade erst 21 Jahre alt. Kurioserweise ist es auch das erste Mal, dass Demuth in der höchsten luxemburgischen Liga aufläuft. „An sich bin ich schon ein alter Rookie“, gibt er scherzend zu.

Mehrmals versuchte der derzeit größte luxemburgische Basketballer, im Ausland Fuß zu fassen: in seiner Jugend in Nancy, schließlich in Sevilla und zuletzt an der Chicago State University. Doch immer wieder stand der inzwischen 21-Jährige vor hohen Hürden, und so verschlug es ihn auch mehrmals zurück nach Luxemburg, so etwa kurzzeitig auch in die Nationale 2 zum Gréngewald. Das US-Abenteuer endete für Demuth beispielsweise etwas unglücklich im vergangenen Januar. Nachdem ihn zuvor Verletzungen oft zurückgeworfen hatten, war es dieses Mal die Corona-Pandemie, aufgrund derer sein College das Team im letzten Winter aus der Meisterschaft abmeldete. Anstatt seinen NCAA-Traum zu leben, fand sich der groß gewachsene Spieler Anfang 2021 in Luxemburg ohne Team wieder. Dass er schlussendlich in Heffingen landete, war reiner Zufall, wie er erklärt: „Ich suchte einen Klub, mit dem ich trainieren konnte, da schlug Nationaltrainer Ken Diederich vor, dass ich dies beim T71 tun könnte.“ Dies gestaltete sich jedoch etwas komplizierter als gedacht: „Ich arbeitete im letzten Februar bis 18 Uhr in Luxemburg-Stadt, in Düdelingen begann das Training aber schon um 19 Uhr.“ Und so kam Max Schmit ins Spiel, der ihm bei einem Training der FLBB-Auswahl vorschlug, nach Heffingen zu kommen. „Ich dachte, super, in diese Richtung ist nicht so viel Verkehr“, gibt Demuth mit einem Schmunzeln zu. 

Das richtige Gefühl

Eine Entscheidung, die sich als goldrichtig herausstellen sollte. „Mir hat es sofort dort gut gefallen. Mit Team und Trainer kam ich auf Anhieb klar.“ Und als Lou Demuth sich schließlich dafür entschied, in Luxemburg weiterspielen zu wollen, sprach schlussendlich auch das Bauchgefühl für die USH: „Eigentlich wollte ich zurück zu den Musel Pikes, wo ich in meiner Jugend spielte, doch hat sich Heffingen einfach richtig angefühlt. Es ist schwer zu erklären.“ Dass man ein Team hat, das auch klar um die Play-offs mitspielen kann, dessen war sich Demuth, wie er betont, jedoch sofort bewusst. Und auch der familiäre Aspekt des Dorfvereins tut dem 21-Jährigen sichtlich gut.

Lou Demuth (in Rot) muss sich auch immer wieder gegen den gegnerischen Profispieler behaupten
Lou Demuth (in Rot) muss sich auch immer wieder gegen den gegnerischen Profispieler behaupten Foto: Jerry Gerard

Dass er in den letzten Monaten auf dem Parkett eine deutliche Leistungssteigerung vollzogen hat, ist nicht zu verkennen: „Vor allem hinsichtlich Spielentscheidungen habe ich mich sehr weiterentwickelt, inzwischen kann ich das Spiel wirklich besser lesen.“ Er spiele raffinierter als vorher, meint Demuth weiter. Die vergangenen Monate waren für das Selbstvertrauen des Centers jedenfalls enorm wichtig, wie er ebenfalls bestätigt: „Das verdanke ich der Tatsache, dass ich in den ersten Spielen richtig gute Leistungen zeigen konnte.“ Mit vier Siegen startete die USH in die Saison und gleich im ersten Spiel gegen die Musel Pikes platzte beim 21-Jährigen mit einem „Double-Double“ (18 Punkte, 15 Rebounds) der Knoten. Es folgten weitere starke Partien gegen Düdelingen (21 Punkte, 6 Rebounds) und Steinsel (12 Punkte, 10 Rebounds). „Danach lief es auch mal weniger gut, aber da hießen die Gegner auch Walferdingen oder Ettelbrück“, erzählt der Heffinger weiter. Doch auch in dieser Phase ließ sich Lou Demuth nicht aus der Ruhe bringen: „Ich bin inzwischen etwas älter und auch konzentrierter. Das war in der Vergangenheit vielleicht eine meiner größeren Schwächen.“ Mittlerweile traut sich der Center auch immer mehr selbst zu: „Ich weiß jetzt auch, was ich machen kann, wozu ich fähig bin.“ 

Vor allem hinsichtlich Spielentscheidungen habe ich mich sehr weiterentwickelt, inzwischen kann ich das Spiel wirklich besser lesen

Lou Demuth

Als einen großen Rückschritt sieht Lou Demuth seine Rückkehr nach Luxemburg nicht mehr: „Rein sportlich, wenn man professionell Basketball spielen möchte, ist es natürlich ein großer Schritt zurück. Persönlich gesehen war es aber für mich die richtige Entscheidung.“ Seit Herbst studiert er wieder, was erst einmal Priorität besitzt, und somit ist ein weiterer Versuch, doch noch als Profi  im Ausland Fuß zu fassen, erst einmal vom Tisch: „In ein paar Jahren könnte ich mir das vielleicht vorstellen, doch zurzeit ist dieser Schritt für mich nicht mehr so wichtig.“ Vorerst hat Lou Demuth jedenfalls noch einiges mit der US Heffingen vor, denn der Weg soll auch im Play-off noch nicht zu Ende sein.