LuxemburgSchlechte Geschäfte in der avenue de la Liberté: „Unsere Kundschaft schreckt das ab“

Luxemburg / Schlechte Geschäfte in der avenue de la Liberté: „Unsere Kundschaft schreckt das ab“
Wie haben die Geschäftsleute die Demo am Samstag erlebt? Das Tageblatt hat bei den Geschäften nachgefragt, auf deren Höhe die Demonstranten in der avenue de la Liberté eingekesselt wurden.  Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Am Samstag kesselte die Polizei rund 350 Demonstranten bei einer nicht angemeldeten Antivax-Protestkundgebung in der Nähe des Pariser Platzes in der hauptstädtischen avenue de la Liberté ein. Während sich die Demonstranten die Zeit abwechselnd mit Polonaisen und Schubsereien mit der Polizei  vertrieben, blieb den angrenzenden Geschäftsleuten nichts weiter übrig, als wegen fehlender Kundschaft früher zu schließen. 

Rund 350 Demonstranten hatten sich am Samstag vor dem Bahnhof eingefunden, um an einer nicht angemeldeten Antivax-Demonstration teilzunehmen. Um 14.30 Uhr setzte sich der Demonstrationszug in Richtung Oberstadt in Bewegung. Doch die Polizei machte den Demonstranten einen Strich durch die Rechnung und kesselte sie einige Meter vor dem Pariser Platz ein. Vereinzelte Demonstranten mussten bis zu fünf Stunden in der avenue de la Liberté ausharren, da die Polizei die Teilnehmer nur nach und nach gehen ließ. Während dieser Zeit kam es zu 30 Festnahmen.

Valérie und Angela, Angestellte bei Namur, erfuhren einige Details von ihren Kolleginnen 
Valérie und Angela, Angestellte bei Namur, erfuhren einige Details von ihren Kolleginnen  Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Da sich nicht mehr viele Geschäfte auf diesem Abschnitt befinden, kam es nicht zu Vandalismus. Auf der einen Seite befindet sich eine gut gesicherte Bank, daneben hatte eine internationale Modekette ihre Filiale. Doch die ist mittlerweile umgezogen. Auf der anderen Seite stehen ebenfalls ein paar Geschäftslokale leer. Daneben befindet sich eine kleine Apotheke. Dort, wo sich die Polizisten vor dem Pariser Platz aufgereiht hatten,  befindet sich eine „Namur“-Konditorei. Valérie und Angela, die am Montag beim Besuch des Tageblatt arbeiteten, waren am Samstag nicht vor Ort. Sie haben sich jedoch schon mit ihren Kolleginnen ausgetauscht und haufenweise Videos angesehen. „Samstags ist normalerweise der beste Tag bei uns. Durch diese Umstände wurde uns schon wieder das Geschäft ruiniert. Unsere Kundschaft ist etwas älter und die schreckt so etwas natürlich ab. Samstags kommt immer eine ältere Dame, die sehr eingeschränkt zu Fuß ist. Normalerweise wird sie mit dem Taxi vor der Tür abgeholt. Doch am Samstag ging das nicht. Die Frau hatte schon Angst. Wie meine Kollegin berichtete, begleiteten einige Polizisten die Frau durch die Menschenmenge zu ihrem Taxi. Die Polizisten waren sehr nett. Auch meine Kollegin wurde nach dem Absperren des Ladens von der Polizei aus dem Kessel begleitet“, erzählte Valérie.

Ganz am Ende des polizeilichen Kessels befindet sich die Modeboutique „Manalena“. Als die Einkesselung begann, bediente die Inhaberin der Boutique gerade einen Kunden. Sofort verriegelte sie die Tür und wartete erst mal ab. Kurze Zeit später musste sie jedoch schließen und wurde von der Polizei aus dem Kessel begleitet. „Meine Chefin hatte sehr große Angst und hat mir mehrere Male angerufen, um mich auf dem Laufenden zu halten. Ich selbst hatte das Geschäft am Samstag etwas früher verlassen, konnte jedoch dann nicht mehr zurückkehren“, so Féfé, die Angestellte der Boutique. Normalerweise schließt das Geschäft samstags erst um 18 Uhr. Vergangenen Samstag mussten sie jedoch schon um 14 Uhr schließen. 

Féfé aus der Modeboutique „Manalena“ berichtete über die Todesangst ihrer Chefin
Féfé aus der Modeboutique „Manalena“ berichtete über die Todesangst ihrer Chefin Foto: Editpress/Hervé Montaigu

In der avenue de la Liberté hoffen die Geschäftsleute auf jeden Fall, dass die finanziellen Ausfälle wegen solcher Antivax-Demonstrationen nicht zur wöchentlichen Gewohnheit werden. Sie hatten in den vergangenen Jahren wahrlich schon genug Ausfälle zu beklagen. Erst blieben die Kunden wegen der Tram-Baustelle aus, dann wegen Corona. (AH)

MB
20. Januar 2022 - 8.56

Es gibt schon seit Jahrzehnten Demos in der av.de la Liberté ,habe dort gearbeitet. Aber noch Nie in den 30 Jahren gab es Probleme nach den Demos . Die Geschäfte gingen immer weiter und das sehr gut, manchmal war es sogar ein Vorteil ,da diese Leute dann noch am Anschluss einkauften. Das Problem liegt ganz woanders . MB

Anatole
18. Januar 2022 - 20.07

Ich habe alle diese Tage bei Amazon eingekauft, (rue Plaetis) und nicht einen einzigen Demonstranten gesehen.

Carlo GOEBEL
18. Januar 2022 - 9.29

Die identifizierten Krawallmacher müssten für die Einkommensausfälle der Geschäftsleute und Angestellten aufkommen.

Taxpayer
18. Januar 2022 - 7.28

Nicht nur die Geschäfte in der Avenue de la Liberté leiden, sondern die Geschäftswelt der gesamten Hauptstadt. Welcher normale Bürger tut sich denn das noch an, samstags mit Frau und Kind nach Luxemburg "an d'Solden" zu gehen, wenn man riskiert, auf einmal ungewollt mitten zwischen importierten "Casseurs", Verschwörungsspinnern und Polizei in Ritterrüstung zu stehen?