FR.A.RT (48)Diane Jodes, 1964, Oetringen

FR.A.RT (48) / Diane Jodes, 1964, Oetringen
 Foto: Anouk Flesch

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Diane Jodes hat zur Entwicklung der luxemburgischen Kunstwelt beigetragen. Als junge Kunstinteressierte war sie erst Mitbegründerin des Kunstateliers „Gibraltar 77“ in Limpertsberg und später des „Atelier Empreinte“, das sie seit 2012 präsidiert. Eine große Vielfältigkeit an Techniken und Materialien zeichnet ihr Werk aus. Vor zehn Jahren entschied sie sich dazu, in Vollzeit Kunst zu machen, davor arbeitete sie nebenbei. Ihr Atelier befindet sich neben dem ihres Mannes in dem alten Bahnhofsgebäude in Oetringen.

Tageblatt: Beschreiben Sie sich in drei Wörtern.

Diane Jodes: Ausdauernd, visuell und intuitiv.

Sie sind Mitbegründerin des Gravurateliers „Atelier Empreinte“. Wie kam das zustande?

Als ich im Rahmen der „Summerakademie“ Kurse beim dänischen Graveur Bo Halbirk nahm, verliebte ich mich in das Medium. Er brachte uns dazu, 1994 das erste und bisher immer noch einziges Gravuratelier in Luxemburg zu eröffnen. Es ist nicht nur ein Atelier, sondern wir organisieren Kurse, Ausstellungen und Residenzen mit ausländischen Künstler*innen.

Wie sieht Ihr künstlerischer Prozess aus?

Ich mache nicht immer dasselbe, sondern wähle die Technik aus, die am besten zum Thema der Serie passt. Ich zeichne, male, modelliere, graviere, nähe und mache Collagen. Mir ist wichtig, etwas Zusammenhängendes zu schaffen, anstatt einzelner Werke. Bei Ausstellungen inszeniere ich deshalb gerne meine Werke. Um meine Serien festzuhalten, stelle ich oft ein Fotobuch zusammen. Aus einer Serie Stofftücher, die ich mit Motiven aus Märchen und aus der Bibel bedruckt hatte, habe ich eine Patchworkdecke geschaffen.

Was wünschen Sie sich, dass Ihre Arbeit im Betrachtenden auslöst?

Mich macht es froh, wenn die Menschen beim Betrachten meiner Werke lachen müssen. Ich will, dass meine Werke offen bleiben für eigene Interpretationen. Ich bin eine Erzählerin. Als Kind lebte ich in der Märchenwelt. Ich arbeite sehr intuitiv, deshalb gibt es nicht wirklich die eine Message, die ich vermitteln will.

Mit welchem/welcher Künstler*in würden Sie gerne einmal zusammenarbeiten?

Mit Kiki Smith. Auch sie bleibt nicht bei einer Technik, sondern probiert vieles aus.

Welchen Teil des Kunstschaffens gefällt Ihnen am wenigsten?

Sich vermarkten zu müssen. Je besser man heutzutage über sich reden kann, desto einfacher ist es. Ein weiteres Problem ist, dass ich nie das Gleiche mache. Menschen mögen aber, wenn etwas einen Wiedererkennungswert hat. Wer mich persönlich kennt, erkennt den Humor in meinen Werken.

Wie erfahren Sie die Kunstszene als Frau?

Dazu mache ich mir nicht viele Gedanken. Trotzdem denke ich, dass meine Sachen einen weiblichen Touch haben, wobei für mich auch immer etwas Negatives mitschwingt. Man sagt, Kunst solle universell und neutral sein. Ich kann aber nicht gegen meine Natur gehen. Meinen Werken sieht man ab, dass sie von einer Frau gemacht wurden. Weibliche Kunst ist vielleicht emotionaler, kitschiger – denn ich mag Kitsch ganz gerne, wenn ich ihm einen bösen Twist gebe.

Was würden Sie sich für die luxemburgische Kunstszene wünschen?

Ich wünsche mir mehr Anerkennung für die Gravur. Sie ist immer noch das Stiefkind, auf das herabgeschaut wird. Es fehlt an Aufklärung darüber, wie viel Arbeit in einem Druck steckt. Ansonsten sehe ich mich ein bisschen abseits von der Kunstszene. Ich passe nicht ins Konzept, ich mache mein Ding. Zwar besuche ich viele Ausstellungen und habe viele Künstlerfreund*innen, aber es bleibt schwierig. Die aktuelle Kunstszene fokussiert sich auf jüngere Künstler*innen. Ich finde es eindrucksvoll, welche Möglichkeiten es mittlerweile für diese gibt. Als ich jung war, war es in meiner Familie keine Option, Kunst zu studieren.

Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?

Irgendwo, wo es wärmer ist. Ansonsten nehme ich das, was kommt. Vielleicht bin ich schon zu alt, um groß zu träumen.

Was würden Sie heute machen, wenn Sie nicht Künstlerin geworden wären?

Dann wäre ich Schwimmerin geworden. Wenn ich nicht in einem meiner Ateliers bin, findet man mich im Schwimmbad. Bereits als Kind bin ich schon gerne geschwommen, aber nie im Verein, was ich rückblickend gerne ausprobiert hätte. Ich war froh, als ich letztes Jahr die Möglichkeit hatte, in einem alten Schulschwimmbad in Düdelingen, vor dessen Abriss, auszustellen.

Welche luxemburgische Künstlerin empfehlen Sie?

Flora Mar.

@FR_A_RT

Frauen sind in der Kunstwelt nach wie vor unterrepräsentiert. Um dem entgegenzuwirken, stellt die FR_A_RT-Porträtserie Künstlerinnen vor, die eine Verbindung zu Luxemburg haben. Jedes Porträt besteht aus einem Interview und Fotos. Das Projekt schließt diverse visuelle Kunstgenres sowie etablierte Künstlerinnen und Newcomerinnen ein.