Region Trier„Hallo Papa“: Aktuelle Abzock-Versuche mit neuer Masche

Region Trier / „Hallo Papa“: Aktuelle Abzock-Versuche mit neuer Masche
Anders als andere Betrugsversuche funktioniert die neue Masche nicht per Anruf, sondern per Messenger Foto: Pixabay

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Vom Enkeltrick hat fast jeder schon einmal gehört. Seit kurzem gibt es eine abgewandelte Masche. Dabei soll den Opfern per Smartphone das Geld aus der Tasche gezogen werden. Wie man sich davor schützt – und was zu tun ist, wenn die Nachricht aufploppt.

Auf Bernd Müllers Smartphone ploppte diese Woche eine Nachricht auf: „Hallo Papa“, stand da zu lesen, „das ist meine neue Nummer. Kannst du meine alte Nummer löschen?“ Müller (Name von der Redaktion geändert) antwortete umgehend: „Bist du es, Robert?“, wollte der Rentner aus dem Kreis Trier-Saarburg von seinem vermeintlichen Sohn wissen.

In diesem Augenblick dürfte sein virtueller Gegenüber bereits einen kleinen Luftsprung gemacht haben. An der von dem Gauner ausgeworfenen Angel hatte jemand angebissen, indem er den Namen des Sohnes verraten hatte. Jetzt musste der Betrüger nur noch darauf achten, dass der Fisch nicht mehr im letzten Augenblick vom Haken geht.

Das Märchen, dass der Telefonbetrüger dann Herrn Müller über WhatsApp auftischte, gibt es in unterschiedlichen Variationen. In dem Fall berichtete „Robert“ seinem Vater, dass sein Konto gesperrt sei und er dringend ein paar Rechnungen bezahlen müsse. Und dann geht es in der Regel darum, dass dem vermeintlichen Sohnemann bitte ein paar Hundert oder Tausend Euro überwiesen werden sollen, damit er die fälligen Rechnungen möglichst rasch bezahlen kann. „Wäre echt lieb“, schreiben manche Betrüger noch darunter, bevor sie die Kontonummer angeben, auf die das Geld eingezahlt werden soll.

Der Angeschriebene hat dieses Foto vom Chat mit dem Betrüger zur Verfügung gestellt
Der Angeschriebene hat dieses Foto vom Chat mit dem Betrüger zur Verfügung gestellt Foto: TV/Privat

So wie Herrn Müller erging es mindestens einem weiteren Mann aus der Region Trier. Ende vergangenen Jahres wurde ein 79-Jähriger aus dem Kreis Bernkastel-Wittlich von einer ihm unbekannten Mobilfunknummer auf WhatsApp kontaktiert. Dabei wurde ihm von seinem vermeintlichen Sohn mitgeteilt, dass er in Schwierigkeiten sei und 1.200 Euro benötige. Der Rentner wurde misstrauisch und ging zur Polizei.

Andernorts in Deutschland ist die neueste Abwandlung der altbekannten Enkeltrick-Masche schon etwas länger bekannt. In Nordrhein-Westfalen registrierte die Polizei seit Anfang vergangenen Jahres immer wieder derartige Betrugsversuche, und auch in Norddeutschland waren die Cyberkriminellen schon häufiger aktiv.

Auch in Rheinland seien bereits einige dieser WhatsApp-Fälle angezeigt worden, sagte ein Sprecher des Landeskriminalamts unserer Redaktion. Allerdings gebe es keine Erkenntnisse über örtliche oder zeitliche Häufungen.

Wie gelangen die Täter an die Handynummer?

Beim klassischen Enkeltrick, wo Betrüger überwiegend Senioren per Telefon anrufen und über vermeintliche finanzielle Notlagen berichten, finden die Kriminellen ihre Opfer über Telefonbücher und möglichst alt klingende Vornamen. Aber wie kommen die Betrüger bei der WhatsApp-Masche an die Mobilfunknummern der Angerufenen?

Nach Erkenntnissen der Experten beim Mainzer Landeskriminalamt bedienen sich die Täter beispielsweise aus sogenannten Datenlecks oder frei zugänglichen Quellen wie Twitter und Facebook. „Möglicherweise werden auch automatisiert massenhaft derartige Nachrichten verschickt, von denen dann einige beantwortet werden“, sagt der Trierer Polizeisprecher Karl-Peter Jochem.

Verdächtige Nachricht bekommen?

Wer eine solche Mail per WhatsApp oder einen anderen Messenger-Dienst bekommen hat, sollte auf jeden Fall misstrauisch sein und auf keinen Fall Geld überweisen, raten die Ermittler. Zudem sollte bei Zweifeln an der Identität des virtuellen Gegenübers immer persönlich noch einmal nachgefragt werden. „Nehmen Sie unbekannte Rufnummern nicht einfach als Kontakte auf“, lautet ein anderer Rat.

Auch der Trier-Saarburger Bernd Müller hat übrigens das von den WhatsApp-Betrügern geforderte Geld nie überwiesen. Nachdem ihn der vermeintliche Sohn kontaktiert und um die Überweisung gebeten hatte, roch Müller den Braten. Sohn Robert war zu diesem Zeitpunkt nämlich gerade im Nebenzimmer und hätte seinen Vater wohl nie über eine Handymitteilung um Geld gebeten.

Tarchamps
16. Januar 2022 - 16.26

Wer ist denn heutzutage noch so neugierig, dass sie bei unbekannten Nummern einfach abheben? Mein Telefon klingelt dann nicht mal.