BoxenNeue Ideen und junge Talente: Zukunftsvisionen des Luxemburger Boxverbands FLB

Boxen / Neue Ideen und junge Talente: Zukunftsvisionen des Luxemburger Boxverbands FLB
V.l.: Esnad Licina, Benik Melkumian, Redi Xhabrahimi, Imran Ahmetspahic und Michael Moreira Foto: FLB

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Nachdem es jahrelang nicht wirklich innovativ beim Luxemburger Boxverband zugegangen ist, soll die noble Sportart wieder populärer, aber auch erfolgreicher werden. Einen ersten Schritt in diese Richtung hat die FLB bereits im Dezember in Andorra gemacht.

Das letzte Mal, dass die Luxemburger Boxszene bei den Männern für internationale Schlagzeilen gesorgt hat, ist nun fast zehn Jahre her. Dereck Chisora und David Haye hatten kurzzeitig unter FLB-Lizenz gekämpft – doch dieses spektakuläre Theater endete damit, dass der Verband sogar aus der IBA (International Boxing Association) flog. Eine Erfolgsgeschichte war dieses Kapitel demnach nicht. Hervorgetan haben sich in Zwischenzeit zwei andere Namen. Sportsoldat Michel Erpelding ist aktuell der wohl bekannteste Luxemburger Vertreter. Bei den Frauen führte in der Vergangenheit kein Weg an Caroline André, einstige Profiboxerin, vorbei. Sie gründete 2019 ihren eigenen Verein in Differdingen und wurde ein Jahr später Weltmeisterin (Royal Boxing Organization). 

Dahinter lauerten, bislang im Schatten, ein paar junge und talentierte Boxer – denen auf Verbandsebene nach und nach Türen geöffnet werden sollen. Die Einstellung eines Nationaltrainers, gemeinsame Trainingseinheiten und eine Landesmeisterschaft sind Themen, die in den nächsten Vorstandssitzungen der FLB angesprochen werden sollen. Doch die Umsetzung dieser Projekte und Ideen wird Zeit in Anspruch nehmen. Damir Krndic wurde im April 2021 in das Komitee gewählt und zum Vizepräsidenten ernannt: „Im Vergleich zu den letzten Jahren gab es bereits eine Entwicklung. Eine Reihe von Klubs wurden eröffnet und ein neuer Vorstand wurde gewählt. Die Pandemie machte es uns schwer, die Reformen schneller umzusetzen. Aber mit der Teilnahme in Andorra haben wir den ersten Schritt gemacht.“ 

Diese erste Gelegenheit, sich an der internationalen Konkurrenz zu messen, bekamen die Luxemburger Nachwuchshoffnungen im Dezember. Auf Initiative des Verbands hin waren die Vereine aufgefordert worden, ihre besten Athleten für eine Turnierteilnahme des WBC-Events in Andorra zu nominieren. Acht Namen standen am Ende auf der Liste. Für die beiden Damen hatte der Organisator keine passenden Gegnerinnen gefunden, der Boxer des Escher Vereins musste krankheitsbedingt absagen. Die FLB reiste schlussendlich mit drei Coaches und fünf ambitionierten Boxern ins Gran Pavilion in Escaldes-Engordany – mit beachtlichem Erfolg. 80 Teilnehmer aus Andorra, Spanien, Frankreich, Schweiz und Luxemburg kämpften teilweise auf hohem Niveau gegeneinander. 

Zweimal Gold, zweimal Silber

„Das Ergebnis spricht für sich: Vier unserer fünf Athleten sind mit einer Medaille zurückgekehrt“, freute sich Krndic, dessen beide Kämpfer jeweils Gold holten. Redi Xhabrahimi und Imran Ahmetspahic vom Team Alpha haben ihre Kämpfe gewonnen und standen nach den beiden Wettkampftagen in ihren Gewichtsklassen jeweils ganz oben auf dem Treppchen. Der 17-jährige Esnad Licina (Rümelingen) schied im Halbfinale aus. Boris Molitor, Trainer des Boxclub Esch, war mitgereist, um die Nationalauswahl zu unterstützen: „Der Zusammenhalt als Team war super. Klar gab es auch sportliche Enttäuschungen bei denen, die am Ende nicht gewonnen haben, aber es war für alle eine wichtige Erfahrung. Qualitativ haben unsere Vertreter auf einem guten Niveau geboxt.“

Sowohl Benik Melkumian als auch Michael Moreira (Rümelingen) holten beide Silber. Ersterer wurde in Frankreich ausgebildet und gehörte dort bereits den Jugend-Nationalkadern an. Der Lothringer hatte im Gespräch mit dem Républicain Lorrain erklärt, dass seine Unzufriedenheit mit dem französischen Verband u.a. darauf zurückging, dass er im vergangenen Jahr nicht für die U22-Europameisterschaft nominiert worden war. Sein erster Auftritt mit der Luxemburger Selektion endete zwar verletzungsbedingt, doch die Hoffnungen sind groß, dass Melkumian in Zukunft die FLB-Farben vertreten wird.

In den kommenden Jahren sollen die Talente allerdings bereits früher ausfindig gemacht werden können, wie Krndic hinzufügte: „Wir wollen u.a. das Kinderboxen und das Frauenboxen fördern.“ Bei der „boxe éducative“ handelt es sich um das erste Heranführen an die noble Sportart. Langsam, aber sicher will sich nun auch der Verband weiterentwickeln. Die nächsten Schritte sind klar definiert: mehr Erfahrungen im Ausland sammeln und das Maximum aus dem vorhandenen Potenzial herausholen, „damit wir dem COSL zukünftig viele Kandidaten für seine Listen vorschlagen können“, so Krndic abschließend.