WochenrückblickInzidenz bei Geimpften steigt: Epidemiologe Joël Mossong erklärt warum

Wochenrückblick / Inzidenz bei Geimpften steigt: Epidemiologe Joël Mossong erklärt warum
Die Neuinfektionen sind vergangene Woche trotz weniger Tests rasant angestiegen Foto: Editpress/Alain Rischard

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5.641 Personen wurden in der vergangenen Woche in Luxemburg positiv auf das Coronavirus getestet – ein sattes Plus von 110 Prozent. Auch die Inzidenzrate bei den geimpften Menschen ist stark angestiegen. Epidemiologe Joël Mossong von der Gesundheitsinspektion erklärt warum.

Das Coronavirus verbreitet sich weiter in Luxemburg – und zwar rasant. Alle Werte im am Mittwoch veröffentlichten Wochenrückblick der „Santé“ zeigen, dass sich das Infektionsgeschehen schnell verschärft. Die Zahl der entdeckten Neuinfektionen steigt von 2.688 in der 51. Kalenderwoche des Jahres 2021 auf 5.641 in der 52. Woche. Das ist ein Plus von 110 Prozent. 

Es gab insgesamt 8.448 aktive Infektionen in der vergangenen Woche – 2.961 mehr als in der Woche davor. Fünf Personen sind am Virus verstorben. 8.122 Menschen befanden sich in Isolation, 2.540 in Quarantäne. Die Anzahl der PCR-Tests, die in der Woche vom 27. Dezember bis 2. Januar durchgeführt wurden, sank von 25.070 auf 23.008.

Inzidenz bei geimpften Menschen steigt

Unter den ungeimpften Personen liegt die Inzidenz bei 952,65 auf 100.000 Einwohner. Bei Menschen mit einem vollständigen Impfschutz gibt es eine Inzidenz von 858,95 auf 100.000 Einwohner in Luxemburg. In der Woche davor lag die Inzidenzrate bei den Ungeimpften bei 623,89 und bei Personen mit einem kompletten Impfschema bei 328,44 pro 100.000. Geimpfte Menschen stecken sich mittlerweile also wesentlich öfter an als noch vergangenes Jahr.

Der Grund: Eine „explosive Mischung“ aus fehlenden Boostern und der Omikron-Variante. Das sagt der Epidemiologe Joël Mossong von der Gesundheitsinspektion am Donnerstagmittag gegenüber dem Tageblatt. „Leider ist es so, dass zwei Dosen momentan wenig Schutz vor einer Ansteckung bieten, dafür aber einen sehr guten Schutz gegen schwere Verläufe“, so Mossong.

Daten aus Dänemark würden zeigen, dass Omikron für die Ungeimpften nicht ansteckender sei als Delta. „Bei den Geimpften, aber auch bei denen Menschen, die bereits an Covid-19 erkrankt sind, hat Omikron einen sehr großen Vorteil bei der Übertragung“, sagt Mossong. Boostern soll hingegen gegen die Verbreitung der Variante helfen – das würden auch die Daten aus Dänemark belegen. „Allerdings nicht zu hundert Prozent, eher zwischen 50 und 70 Prozent“, sagt der Epidemiologe.

Der größte Anstieg an Infektionen in Luxemburg wurde bei den über 75-Jährigen verzeichnet (ein Plus von 182 Prozent), gefolgt von den 15- bis 29-Jährigen (plus 178 Prozent) – also eine Altersgruppe, in der viele Menschen noch nicht geboostert sind.

Epidemiologe Joël Mossong von der Gesundheitsinspektion
Epidemiologe Joël Mossong von der Gesundheitsinspektion Foto: Editpress/Herve Montaigu

Trotzdem: Die Impfung schütze vor schweren Verläufen der Krankheit. Das erkennt man auch an den Statistiken des Wochenrückblicks. Von 47 Personen, die in der vergangenen Woche auf der Krankenhaus-Normalstation lagen, waren 22 ungeimpft und 25 vollständig geimpft. 14 von 20 Patienten auf der Intensivstation waren ebenfalls ungeimpft.

Zu beachten ist allerdings, dass es viermal mehr geimpfte Menschen als ungeimpfte Menschen gibt, sagte Claude Muller am Mittwoch gegenüber dem Tageblatt. „Bei einem Verhältnis von einem Geimpften zu drei Ungeimpften auf der Intensivstation und bei etwa viermal so vielen Geimpften wie Ungeimpften in der Bevölkerung ergibt sich ein Schutz vor einer sehr schweren Erkrankung von eins zu zwölf – also ein Schutz von über 90 Prozent“, sagte der Virologe.

Ansteckungen in der Familie und im Ausland

Die meisten Personen in Luxemburg schnappen das Virus weiter im Familienkreis auf. 32,8 Prozent der Fälle werden darauf zurückgeführt. 10,5 Prozent stecken sich im Ausland an. 4,8 Prozent haben das Virus in der Freizeit erwischt, 3,1 Prozent auf der Arbeit. Bei 43,3 Prozent der Fälle konnte die Ansteckungsquelle nicht eindeutig identifiziert werden. 

Die Impfbemühungen gehen weiter voran: In der 52. Kalenderwoche ließen sich 30.991 Personen impfen. 3.111 Personen erhielten eine erste Dosis, 2.341 eine zweite. 25.539 Personen erhielten eine Booster-Spritze – hier ist die Nachfrage deutlich höher. Bis zum 4. Januar sind insgesamt 1.025.856 Impfungen verabreicht worden. 444.896 Menschen in Luxemburg gelten derzeit als komplett geimpft. Das sind 80,4 Prozent der Gesamtbevölkerung über 12 Jahren. 

Charles HILD
7. Januar 2022 - 14.08

Oh jo, pardon, soll heeschen "däitlech ënner Eent, zB 0,7 ".

bistrot
7. Januar 2022 - 7.06

@Charles Hild: et ginn e puer formell Feeler an ärem Beitrag. Do wou ech Iech beistemmen ass dat een allgemenge Lockdown d’Zuelen erof kritt. Ganz falsch ass awer d’Annahm dat den R Wert keint enner Null goen. Den R Wert seet weivill Persounen am duerchschnett vun enger infizéierter Persoun ugestach ginn. R mei grouss wei 1 heescht emmer mei Kranker. R ennert 1 heescht emmer manner Kranker. R Wert vun 0 heescht kee gëtt weider ugestach an manner wéi 0 ass net Meigelech.

Charles HILD
6. Januar 2022 - 17.05

Jo, et kann een des Krankheet ëmmer nees erëm erwëschen. Egal op ee geimpft oder och geheelt ass. Et ass genau esou ewéi mat der Grippe, just méi grave. An do ass elo de Problem. Bis an den Hierscht eran goufen déi mathematesch Modelle, fir d' Previsioun, esou gehal, dass déi geheelt oder geimpft automatesch immun wieren. An du gouf op "Herdenimmunitéit" gesat, dh, ab engem Plaffong géif den R-Wert automatesch däitlech ënner Null goen, well de Virus kee neit Fudder méi krit. Déi Leit wou elo Impfpflicht ruffen hu nach ëmmer déi Iddi am Kapp. Awer domm gaang: kee gëtt wierklech immun géint de Covid a seng Varianten. A wa mir net mat Lockdown, Schoulen zou, asw, aktiv dergéint kämpfen, da gewënnt de Virus. Dofir ass 40aine-Verkierzung déi aller schlechtst Mesure, an Impfpflicht och net wierklech efficace. Ech hoffen, si hunn hir Modellen elo ugepasst.