Retro 2021Außer Corona ist noch viel in Luxemburg-Stadt gewesen

Retro 2021 / Außer Corona ist noch viel in Luxemburg-Stadt gewesen
Private Patrouille mit Hund im Bahnhofsviertel Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Die Tram, der Pariser Platz und natürlich die Sicherheit im Bahnhofsviertel: Corona und das Hochwasser im Sommer lassen leicht vergessen, dass es noch weitere Neuigkeiten gab.

Man mag es kaum glauben, doch es gab 2021 tatsächlich noch andere Themen außer Corona, obwohl die Pandemie wenigstens einmal in jeder Versammlung oder Pressekonferenz zur Sprache kam. Am besten bleibt mir als Journalist der April in Erinnerung – nicht dass in den anderen Monaten nichts los war, doch dieser Monat hatte es in sich.

So durften zum Beispiel am 7. April – ab 6 Uhr morgens – Cafés und Restaurants ihre Terrassen wieder öffnen. Ein Lichtblick für den von der Pandemie hart getroffenen Horeca-Sektor.

Eine gute Nachricht schien jedoch eine schlechte nach sich zu ziehen. Im selben Monat kündigten Plakate im Schaufenster der „Librairie française“ deren baldiges Ende an. Im Sommer sollte die Kulturinstitution nach fast 50 Jahren ihre Türen schließen. Zu viele Baustellen, zu wenige Kunden und dazu die übermächtige Konkurrenz des Onlinehandels haben der Buchhandlung mit Tradition das Genick gebrochen.

Was nun die Terrassen betrifft, so konnten die Cafetiers auf der place de Paris im April nur zum Teil jubeln, da ihre Terrassen wegen der Neugestaltung des Platzes noch ziemlich eingeengt waren. Im Juni konnten die Arbeiten endlich abgeschlossen werden. Ob einem der neue Platz nun gefällt oder nicht; es war auf jeden Fall ein Lichtblick für den Handel und die Gaststätten dort, die nach dem Lockdown und der Fertigstellung der Tramstrecke bis zum Bahnhof wieder auf mehr Kunden hoffen durften. Licht fällt übrigens auch deshalb genug auf den Platz, weil Schatten spendende Bäume dort rar sind.

Apropos Tram: Seit April sind die Namen von zwei Haltestellen des nächsten Teilstücks bekannt, das im September 2022 den Betrieb aufnehmen wird: „Leschte Steiwer“ und „Lycée Bouneweg“. Ende Januar hatte „Tramminister“ François Bausch die nächsten Etappen des Projekts vorgestellt. In den kommenden drei Jahren entstehen weitere fünf Kilometer Schienenwege bis zur „Cloche d’Or“.

Ein Dauerthema in Luxemburg-Stadt ist auch dieses Jahr die öffentliche Sicherheit rund um das Bahnhofsviertel gewesen. Ende Januar wurde ein Jugendlicher bei einer Messerstecherei getötet, was eine Diskussion über die Gewaltbereitschaft unter Jugendlichen zur Folge hatte.

Bereits Ende vorigen Jahres hatte der Schöffenrat eine private Sicherheitsfirma angeheuert, was einen monatelangen Streit mit der Opposition nach sich zog, die meinte, es sei illegal, einer Privatfirma Aufgaben der öffentlichen Sicherheit zu übertragen. Rückendeckung gab es aus der Regierung, der Minister für innere Sicherheit, Henri Kox, vertrat die gleiche Meinung. Als im September der Hund eines der privaten Sicherheitsbeamten einen Passanten angriff, flammte der Streit wieder auf. Bürgermeisterin Lydie Polfer blieb jedoch bei ihrer Linie, es sei die Aufgabe der Gemeindeverwaltung, den Bürgern Sicherheit zu geben. Fast hätte man sagen können: „Die Hunde bellen, die Karawane zieht weiter.“ Doch nein: Seit dem 15. November patrouillieren keine privaten Sheriffs mehr durch die Straßen. Der Vertrag mit der Privatfirma ist ausgelaufen und der Schöffenrat verzichtete vorerst auf eine neue Ausschreibung.

Doch damit war das Thema noch nicht abgeschlossen: Anfang Dezember organisierte die Gemeinde eine Versammlung für die Bürger des „Garer Quartier“, bei der die Emotionen noch einmal hochkochten. Die Versammlung machte vor allem wieder einmal sichtbar, dass die Bewohner die Nase voll haben, einerseits von der Unsicherheit im Viertel, andererseits aber auch von ewigen leeren Versprechungen. Fast könnte man meinen, solche Versammlung dienten nur dem „Luftablassen“. Wetten, es war nicht das letzte Mal, dass dieses Thema uns beschäftigte.

Wer nun glaubt, uns interessiere nur das Zentrum der Hauptstadt, hier der Gegenbeweis. Es mag wohl stimmen, das Nachrichten aus kleinen Gemeinden es eher selten in die Schlagzeilen schaffen, doch der Streit zwischen Mehrheit und Opposition in Sandweiler war eine Ausnahme, vor allem auch deshalb, weil er (vorerst) mit einer Volksbefragung endete: Monatelang lagen sich beide Seiten bezüglich eines neuen Rathauses in den Haaren. Die Opposition setzte ein Referendum durch und im April stimmten die Bürger von Sandweiler mehrheitlich gegen den Bau eines neuen Rathauses. Eine Lehre daraus lautet: Referenden können die schönsten Pläne durcheinander bringen.