Rückblick2021 war doch nicht das „Licht am Ende des Tunnels“ – Warum 2022 dennoch nicht verloren ist

Rückblick / 2021 war doch nicht das „Licht am Ende des Tunnels“ – Warum 2022 dennoch nicht verloren ist
 Foto: Christian Charisius/dpa

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Auch wenn wir es uns alle vermutlich anders erhofft hatten – im Jahr 2021 war an dem Thema Coronavirus kein Vorbeikommen angesagt. Es gibt jedoch trotzdem gute Gründe dafür, das anstehende Jahr nicht ganz so unhöflich zu begrüßen, als wäre es eine stumpfe Neuauflage der vergangenen beiden Pandemiejahre.

„Ich habe keine Lust mehr auf Corona.“ Das ist sicherlich einer der Sätze, die auch 2021 aus vielen Mündern geschlüpft sind – wahrscheinlich meist gefolgt von einem erschöpft-genervten Seufzer. Immerhin eine Sache, die viele Menschen in dieser Zeit gemeinsam haben, in der die Meinungen zum Umgang mit dieser Krise teils ziemlich weit auseinandergehen. Dass eine solche übereinstimmende Meinung allerdings nicht unbedingt dazu führt, dass man darüber einen gemeinsamen „Weg aus der Pandemie“ findet, den sich viele herbeisehnen – das hat das Jahr 2021 ziemlich ungefragt, aber sehr eindrucksvoll bewiesen.

Ende 2020 und Anfang 2021 sah es in Luxemburg und einigen seiner Nachbarländer ähnlich aus wie im jetzigen Winter – hohe Infektionszahlen, belegte Intensivstationen und täglich neue Meldungen zu Covid-Todesfällen. Mit einem wichtigen Unterschied: Im vergangenen Jahr begann in mehreren Ländern im Dezember die Impfkampagne, in vielen Köpfen verknüpft mit dem Gedanken „Endlich ist ein Ende in Sicht“. Heute wissen wir es zumindest ein bisschen besser – das Ende, wie auch immer das aussehen mag, ist noch nicht da.

Der stille Kampf gegen das Virus in den Impfkabinen

Das heißt allerdings nicht, dass besagtes Ende nie mehr eintreffen wird und wir uns künftig in einer endlosen Corona-Schleife aus Lockdown und Lockerungen wiederfinden. Die Anzeichen dafür liefert das Jahr 2021 höchstpersönlich, auch wenn es etwas untergegangen sein mag. In Luxemburg lassen sich derzeit jeden Tag mehrere Tausend Menschen impfen. Allein am vierten Adventswochenende haben knapp 11.000 Menschen eine Booster-Impfung bekommen, rund 1.400 holten sich am selben Wochenende eine Erstimpfung ab. Während Menschen auf den Straßen laut ihre bedingungslose Freiheit zurückforderten, gingen täglich mehrere Hundert Menschen mehr in die Impfkabinen, um zumindest den Versuch zu unternehmen, dieser Freiheit für alle dadurch tatsächlich ein Stück näherzukommen.

Pflegekräfte haben sich, um anderen zu helfen, durch sämtliche Wellen hindurchgebissen, während andere sicherlich schon unter dem Druck zerbrochen wären. Eltern haben für ihre Kinder im Homeschooling und bei hohen Infektionszahlen in den Schulen durchgehalten, obwohl bestimmt für einige von ihnen mal der Punkt erreicht war, an dem sie dachten, es geht nicht mehr. Zahlreiche Menschen haben sich laut eigener Aussage weiterhin an strengere Corona-Vorsichtsmaßnahmen gehalten, als sie zu der jeweiligen Zeit gesetzlich vorgeschrieben waren, um andere zu schützen. Sie waren in ihrer Verzweiflung füreinander da, auch wenn es zur Sicherheit mal wieder nur per Videoanruf ging. Der stille Protest und der leise Kampf gegen die Pandemie finden dort statt, wo sie häufig nicht so richtig registriert werden – in den Handlungen, die nicht nur einem selbst, sondern auch anderen helfen.

Und genau deswegen, weil es nach wie vor so viele Menschen gibt, die bereit dafür sind, etwas für andere Menschen zu tun und nicht ausschließlich an sich selbst zu denken, besteht auch die Möglichkeit, dass wir irgendwann wieder zu einer Art normalen Lebens zurückfinden können. Also, liebes 2022 – hoffentlich entwickelst du dich zu einem Jahr, in dem es weniger Anlass zur Trauer und wieder mehr Raum für Umarmungen, sorglose Besuche, Empathie und Durchatmen gibt. Wir zählen auf dich.