Falschmeldung mit KnalleffektEuropäische Seuchenschutzbehörde meldet Omikron-Fall in Luxemburg – LNS widerspricht

Falschmeldung mit Knalleffekt / Europäische Seuchenschutzbehörde meldet Omikron-Fall in Luxemburg – LNS widerspricht
Eine Laborantin im LNS Foto: Editpress-Archiv/Fabrizio Pizzolante

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Ein Omikron-Fall ist auf einer Forscherplattform im Internet unter dem Reiter „Luxemburg“ hinterlegt worden, obwohl die betroffene Person in Belgien lebt. Die Europäische Seuchenschutzbehörde ECDC reagierte schnell – und nahm das Großherzogtum in die Liste der Omikron-Länder auf. Nach der Intervention mehrerer Luxemburger Behörden korrigierte das ECDC seinen Bericht.

„Es gibt bis zum 8. Dezember, 10 Uhr, keinen Nachweis von Omikron-Fällen in Luxemburg“ – das schreibt das Luxemburger Gesundheitslabor LNS in einer Pressemitteilung am Mittwochnachmittag. Grund für die Meldung des Labors: „Das LNS möchte einige Klarstellungen zu den Falschmeldungen über den ersten Fall von Omikron in Luxemburg machen.“

Tatsächlich ist auf der Virus-Tracking-Seite Gisaid ein Luxemburger Omikron-Fall aufgetaucht. Gemeldet wurde dieser bei einem Patienten aus Weiswampach – allerdings von einem Labor aus Belgien, nicht vom LNS. Auch die Europäische Seuchenschutzbehörde ECDC setzte Luxemburg am Samstag in seinem „Epidemiologischen Update“ auf die Liste der Omikron-Länder: „Ein neues EU/EWR-Land (Luxemburg) meldet die Omikron-Variante.“ Im Update vom Sonntag schreibt das ECDC dann eine Korrektur: „Luxemburgs Fall (Quelle: Gisaid) im gestrigen Update wartet noch auf offizielle Bestätigung.“ Im Update vom Montag wurde Luxemburg dann nicht mehr aufgezählt. 

Wie das LNS am Mittwoch erklärt, handelt es sich bei dem Omikron-Fall sehr wohl um einen Luxemburger – dieser lebt aber in Belgien. „Es ist ein Luxemburger, der in Brüssel studiert“, schreibt das LNS. Eine LNS-Sprecherin erläutert auf Tageblatt-Anfrage: „Er hat beim Test in Belgien wahrscheinlich seine Adresse angegeben, und die war in Luxemburg.“ Daher auch die Verwirrung im Meldeverfahren via Gisaid, wie das LNS schreibt. Die Person habe im beruflichen Umfeld Kontakt mit positiven Fällen gehabt und sei deshalb in Brüssel isoliert worden. „Er ist in den Wochen vor der Infektion nicht nach Luxemburg gereist.“ Die Verwirrung sei vom ECDC mittlerweile gelöst worden, „korrektive Maßnahmen“ für die Gisaid-Daten seien angestrengt. Bis Mittwoch 18 Uhr erschien der Fall auf dem Portal aber immer noch unter „Luxemburg“. 

Test in Belgien, Wohnsitz in Luxemburg 

Das ECDC bestätigt den Adress-Salat am Mittwochnachmittag ebenfalls gegenüber dem Tageblatt. Das „ECDC Epidemic Intelligence Team“ erklärt laut einem Sprecher, dass am Samstag ein Fall in Luxemburg gemeldet wurde. Das ECDC sei dann von Luxemburger Behörden kontaktiert worden, die erklärten daraufhin den Fehler. „Der Datensatz wurde in Gisaid von Belgien hochgeladen und dort war wahrscheinlich auch der Test – aber der Wohnsitz scheint Luxemburg zugewiesen worden zu sein“, erklärt ein ECDC-Sprecher. Sowohl die „Gesundheitsdirektion, die Gesundheitsinspektion und das LNS“ standen mit den belgischen Behörden und dem ECDC „in Kontakt“, wie das LNS schreibt. 

Verlässt sich die oberste Seuchenschutzbehörde Europas für ihre kritischen Berichte in einer derart kritischen Situation etwa alleine auf eine Forscher-Community im Internet? „Nein, Gisaid ist nur eine der Quellen“, erklärt der ECDC-Sprecher. „Wir stützen uns auch auf verifizierte offizielle Daten, hauptsächlich aus offiziellen Quellen, in manchen Fällen aus den Medien sowie Daten aus dem Frühwarnsystem EWRS.“

Es wird wohl nicht das erste Mal gewesen sein, dass eine Luxemburger Behörde bei den Seuchenschützern angeklopft hat. Stoisch hatte sich die Abteilung für „Epidemic Intelligece“ im Sommer des vergangenen Jahres geweigert, die Grenzgänger aus Statistiken Luxemburgs herauszurechnen, und die Pendler zur Inzidenz des Landes dazugezählt. Das Luxemburger Gesundheitsministerium wusste schließlich keinen anderen Ausweg, als die Veröffentlichung der Grenzgänger-Zahlen zu stoppen. 

Ein Tageblatt-Bericht deckte im September 2020 dann auf, dass das ECDC diese infizierten Grenzgänger auch noch doppelt gezählt hatte – einmal im Großherzogtum, einmal in Deutschland, wohin die Luxemburger Behörden die Infektionen meldeten. 

Das LNS, das mit seinem „Sentinel“-Programm die in Luxemburg zirkulierenden Viren-Varianten im Auge behält, hat diese Überwachung angesichts der „neuen Omikron-Variante und der hohen Inzidenzen im europäischen Kontext“ beschleunigt.