Prozess Tod einer Frau in Differdingen: Angeklagter Ehemann gerät zusehends ins Visier

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Hat R. im Jahr 2019 seine Frau getötet? Zweifel an seiner Unschuld wachsen von Tag zu Tag im laufenden Prozess. Des Mordes überführt ist er bislang allerdings nicht. Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Eine Tote. Ein Verdächtiger. Es gibt wohl zunehmende Zweifel daran, dass der Ehemann damals im November 2019 in Differdingen seine Frau nicht getötet hat. Bewiesen ist seine Schuld allerdings noch nicht. Vieles, aber nicht alles, spricht gegen ihn. Der mutmaßliche Täter wirkt resigniert.

Im November 2019 stirbt eine damals 65-jährige Frau in ihrer Wohnung in Differdingen. Die Umstände sind bis heute alles andere als klar. Wenig deutet auf einen natürlichen Tod hin, wenig allerdings auch auf Fremdeinwirkung. Trotzdem wird der heute 70-jährige R. beschuldigt, seine Frau getötet zu haben.

Gegen R. spricht, dass er zur Tatzeit als Einziger in der gemeinsamen Wohnung war. Vor allem aber spricht die Tatsache gegen ihn, dass er im Jahr 2012 bereits einmal versucht hatte, seine Frau zu töten. Der Beschuldigte streitet bisher alles ab.

Im Laufe des Prozesses nähren sich zusehends Zweifel an seiner Unschuld. So auch am Donnerstag. Der 38-jährige Sohn des Angeklagten erzählt vor Gericht, dass er von Anfang an an der Unschuld seines Vaters gezweifelt habe. Als er am Tag der Tat mit seiner Schwester im Haus der Eltern in Differdingen angekommen sei, habe er sich über das Verhalten seines Vaters gewundert, aber es zunächst auf den Schock zurückgeführt.

„Merkwürdige Bilder im Kopf“

„Er tat so, als wäre nichts geschehen und wirkte nicht trauernd.“ Der junge Mann gibt an, instinktiv schnell zu der Überzeugung gelangt zu sein, dass sein Vater seine Mutter getötet habe. Diese Überzeugung habe sich am Tag danach bestätigt, als der Angeklagte darum gebeten habe, ins Gefängnis eingewiesen zu werden, weil er die Worte und Bilder seiner Frau, die ihn anflehen würden, aufzuhören, nicht aus dem Kopf bekommen habe.

Seitdem, so erzählt der Sohn, habe er sich manipuliert gefühlt und deshalb jeden Kontakt zu seinem Vater abgebrochen. „Ich wusste, dass ich keine Antwort von ihm bekommen würde.“ Sein Vater hingegen habe ihn nicht loslassen wollen und mit Hunderten von Briefen versucht, den Kontakt aufrechtzuerhalten. Erst eine Anzeige wegen obsessiver Belästigung habe dem Spuk ein Ende bereitet.

Da R. seinen Sohn nicht mehr direkt erreichen konnte, soll er ihn unter anderem bei seinem Arbeitgeber bzw. bei Behörden verunglimpft haben. Im Zeugenstand erzählt der junge Mann, dass seine Mutter seit 2012 in Angst vor einem wiederholten Mordversuch gelebt habe. Um Konflikten aus dem Weg zu gehen, habe sie sich in Schweigen gehüllt. Am Tag vor ihrem Tod habe sie ihm aber anvertraut, kein glückliches Leben gehabt zu haben.

Ein Hang zur Theatralik

Nach den Worten des Sohnes bittet der Angeklagte am Donnerstag darum, das Wort ergreifen zu dürfen: „Ich bin mir nicht bewusst, dass ich etwas mit dem Tod meiner Frau zu tun habe, aber da alle sagen, dass es sich um einen verdächtigen Tod handelt und ich mit ihr allein in der Wohnung war, gibt es keine andere Möglichkeit als die, dass ich meine Frau getötet habe. Also verurteilen Sie mich bitte!“ Das Gericht nehme Kenntnis von diesem Akt gewisser Theatralik, der Prozess werde aber seinen vorgesehenen Gang nehmen, so die Vorsitzende Richterin.

Die Schwester von R. ihrerseits beschreibt den Angeklagten als aktiven und hilfsbereiten Menschen, der die Dinge gerne selbst in die Hand nehme und regele. Auch wenn sie nicht verhehlt, dass ihr Bruder Angst einsetze, um seine Ziele zu erreichen, fällt es ihr schwer, ihm eine solche Tat zuzutrauen. Sie sieht auch keinen Grund, warum er sie begangen haben könnte.

Es bleibt demnach kompliziert.