Rugby / Auf dem Boden der Tatsachen: Luxemburg verliert bei Heimpremiere in der Conference 1 North
Nach einer überzeugenden kämpferischen Leistung musste sich Luxemburg bei seiner Premiere im neuen Nationalstadion am Samstag geschlagen geben. Das Team verlor 12:39 in seiner zweiten Begegnung in der „Conference 1 North“ gegen Tschechien. Ein verdienter Sieg für die Gäste, wobei die Höhe der Niederlage eine zu strenge Bestrafung für eine vorbildlich kämpfende Heimmannschaft war.
Vor der Partie trennten beide Mannschaften genau 21 Positionen im Rugby-Worldranking. Dies sind eigentlich Welten, wie auch der Präsident des nationalen Verbandes, Jean-François Boulot, vor der Begegnung erklärte: „Es wird sehr kompliziert werden, der Gegner ist uns nicht nur auf dem Papier haushoch überlegen. Nach der herben Niederlage gegen Schweden mussten wir unser Team zuerst psychologisch wieder aufbauen, denn die Moral war total im Keller. Ich denke jedoch, dass uns dies gelungen ist.“ Und genau dies zeigte die Luxemburger Rugby-Auswahl auch auf dem Spielfeld, denn von diesem Klassenunterschied hat man eigentlich bis zur 62. Minute kaum etwas gemerkt. Insgesamt führte das Lokalteam 54 Minuten lang das Spiel an – eine Tatsache, die nach der 5:51-Schlappe zum Auftakt der „Conference 1 North“ gegen Schweden wohl kaum jemand für möglich gehalten hätte.
Vor recht gut gefüllter Haupttribüne begann der Abend vielversprechend. Zahlreiche Kinder feuerten die Nationalmannschaft an. Anwesend waren auch 60 Schüler aus dem „Sportlycée“, die vom Verband eingeladen worden waren. Die erste kleine Schrecksekunde gab es schon nach zehn Sekunden, mit einem für Tschechien gut platzierten Straftritt. Dieser wurde jedoch überraschenderweise verschossen, sodass Luxemburg wenige Minuten später seinerseits durch einen verwandelten Straftritt etwas glücklich in Führung ging. Schütze William Brown verwandelte übrigens vier von insgesamt fünf Straftritten und erzielte somit alle zwölf Punkte für Luxemburg.
Beide Mannschaften boten ein ausgeglichenes Spiel mit Ballverlusten und Straftritten auf beiden Seiten. Kämpferisch hielt Luxemburg um seinen Kapitän Guillaume Kimmel durch eine vorbildliche Leistung dagegen. Die Verteidigung stand solide, nur im Angriff zeigten sich die favorisierten Tschechen abgeklärter und nutzten ihre physische Überlegenheit konsequent aus. Dies wurde bei jedem Gedränge offensichtlich, denn der Gegner wurde stets förmlich in Grund und Boden gestampft. So entstand nach 32 Minuten auch die erste Führung der Tschechen, nämlich durch ein Gedränge: Der Ball wurde mit Kind und Kegel über 15 Meter hinweg unaufhaltsam hinter die Linie gedrückt.
Abgeklärte Tschechen
Obschon die Gäste Kraft im Überfluss besaßen, war deren Auftritt über zwei Drittel der Begegnung keinesfalls souverän. Tapfer und mit aggressiver Verteidigung hielt das Lokalteam dagegen. So boten beide Konkurrenten auch alles, was Freude am Rugby macht: eindringliche Zweikämpfe, packendes Gedränge, spektakuläre Ausweichmanöver, engagierte Tacklings, befreiendes Balltreten und ansehnliche Spielzüge. Doch mehrere gut aufgebaute Versuche von den Hausherren scheiterten schlussendlich immer wieder an Ballverlusten oder am knirschenden Mundschutz des Gegners.
Kaltschnäuzig setzten die Tschechen ihre körperliche Überlegenheit schlussendlich ab der ominösen 62. Minute gnadenlos um. Nicht weniger als vier Versuche gelangen, mit jeweils schnörkellosen Spielzügen. Ballverluste der Luxemburger wurden jedes Mal mit blitzartigen Gegenangriffen abgestraft. Dabei konnte sich besonders die tschechische Nummer 13, Albert Fronek, zweimal großartig in Szene setzen. Dem jungen Luxemburger Team fehlt es halt noch an Kaltschnäuzigkeit und makellosem Spielfluss.
Für Luxemburg geht es am 12. März mit einem weiteren Heimspiel gegen Ungarn weiter, einer Partie, in die auch Boulot seine Hoffnungen setzt: „Ungarn und Lettland (auf das man am 2. April treffen wird, Anm. d. Red.) sind da schon eher in Reichweite, sodass wir dieses Jahr den Klassenerhalt im Visier haben. In vier Jahren peilen wir eine Verbesserung von acht Positionen, bis auf den 50. Rang im Worldranking, an. Um dies zu erreichen, legen wir viel Wert auf die Trainerausbildung. Wir professionalisieren unsere Sportart vor allem so.“
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Hauptsache, wir haben ein millionenschweres Prunkstadion.